Angebot der Tschechischen Armee: Militärbunker stehen zum Verkauf

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In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Essen knapp, das Wohnen dürftig und tolle Spielsachen eine Rarität waren, haben die Kinder nicht selten in selbst gebastelten Höhlen oder Bunkern gespielt. All diejenigen, die damit eventuell den Traum von einer schützenden und kugelsicheren Behausung verbunden haben, könnten sich diesen nunmehr erfüllen und Besitzer eines echten Armeebunkers oder einer militärischen Festung werden. Die Tschechische Armee hat nämlich die feste Absicht, die überwiegende Mehrheit ihrer entlang der Landesgrenze im Norden, Westen und Süden gelegenen mehr als 7000 Befestigungsobjekte zu verkaufen. Näheres zu diesem Vorhaben und der einstigen Bedeutung der böhmisch-mährischen Festungsanlagen hören Sie nun von Lothar Martin.

In der zweiten Hälfte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat die Regierung der damaligen Tschechoslowakei an den Grenzen des Landes ein ausgeklügeltes System von Bunkern und Befestigungsanlagen als Schutz vor dem aggressiven Naziregime Hitler-Deutschlands errichten lassen. Von den geplanten 1276 schweren und 15.463 leichten Befestigungen konnten von Anfang 1936 bis zum September 1938, wo die Unterzeichnung des Münchner Abkommens erfolgte, jedoch nur 226 starke und rund 10.000 leichte Bunker fertig gestellt werden. Dass man sich diesen Schutzwall jedoch zu einer wahrhaft nationalen Aufgabe gemacht hatte, das bestätigte gegenüber Radio Prag der 82-jährige Rentner Jan Polásek:

Jan Polasek  (Foto: Stepan Cernousek)
"Früher in der Schule, im Sokol-Verein und in ähnlichen Institutionen wurden wir zu Vaterlandsliebe und Patriotismus erzogen. Das bedeutete, hierzulande nicht nur gut zu leben, sondern auch etwas für die Republik zu tun, sich um ihre Verteidigung zu kümmern. Tja, und dieser Patriotismus hat in uns nur so gekocht, so dass wir uns gesagt haben: Wenn man uns angreift, dann werden wir uns zur Wehr setzen, und England, Frankreich werden uns zu Hilfe kommen... Nun wissen Sie aber, wie es letztlich war."

Jan Polasek und einer Handvoll weiteren positiv Besessenen ist es zu verdanken, dass zumindest einige dieser Befestigungen bis heute in einem nahezu perfekten Zustand sind. Polasek und seine Freunde waren es nämlich, die nach dem Krieg nicht nur in diesen Bunkern spielten, sondern sich mit viel Eifer, Hingabe und eigenem Geld kontinuierlich für die Erhaltung dieser militärischen Bauwerke einsetzten. Auf unsere Frage, ab wann er sich für die Bunker und Festungen in Darkovicky in der nordmährischen Region Opava/Troppau zu interessieren begann, antwortete Polasek:

Ein Bunker der tschechoslowakischen Grenzbefestigung
"Gleich nach dem Krieg im Jahr 1945. Ich sagte mir, das müssen wir wieder zusammenfügen zu einer Erinnerungsstätte, um zu zeigen, dass es hier so etwas gegeben hat. Also begann ich mich mit einigen Kameraden dafür zu interessieren. Am Entstehen meines Engagements hatte zu Beginn auch Dr. Brezina vom Ostrauer Museum einen großen Anteil. Er sagte zu mir: Honza, wir müssen die Sache angehen. Ich werde euch zur Seite stehen, wo es notwendig ist. Und schon nahmen die Dinge ihren Lauf."

Die Tschechische Armee, die nun einen Großteil dieser Bunker und Befestigungsstände verkaufen will, plant zunächst, über Anzeigen in der Tagespresse und im Internet auf diesen Verkauf aufmerksam zu machen. "Kaufen kann sie de facto jeder, der nachweist, gegenüber dem Verteidigungsministerium und dem tschechischen Staat keine Schulden zu haben", äußerte Jan Pejsek vom Pressedienst des Ministeriums gegenüber der Tageszeitung "Lidove noviny". Ein grundsätzliches Kriterium für den Verkauf dieser Verteidigungsanlagen, so Pejsek, werde jedoch die Höhe des gebotenen Kaufpreises sein. Um ihn richtig zu kategorisieren, sind gerade Gutachter dabei, den heutigen Wert dieser Anlagen zu ermitteln.