Tschechische Ärzte gehen zunehmend nach Westeuropa
Immer mehr tschechische Ärzte zieht es in den letzten Monaten nach Westeuropa, wo sie für ihre Arbeit deutlich besser entlohnt werden. Die Gründe für diesen medizinischen brain drain liegen auf der Hand, eine Lösung des Problems hingegen scheint noch in weiter Ferne.
"Die Bezahlung der Ärzte ist in Tschechien einfach sehr schlecht, ganz im Gegensatz zu ihrem gesellschaftlichen Prestige. Man spricht hier immer von irgendwelchen Durchschnittslöhnen. Aber wenn ich mich mit Kollegen austausche, stellen wir jedesmal fest, dass wir alle niemanden kennen, der ein solches angebliches Durchschnittsgehalt verdienen würde. Man vergisst dabei offenbar, dass Ärzte aufgrund ihrer Nachtschichten mitunter 16 Stunden täglich arbeiten, und wenn man daraus den Stundenlohn errechnet, bewegen sie sich vielleicht auf dem Niveau eines Automechanikers."
Eben in dieser unverhältnismäßigen Entlohnung sieht Martin Vedral die Hauptursache für die gegenwärtige Krise im Gesundheitswesen. Von der politischen Elite Tschechiens jedoch werde das Problem weiterhin hartnäckig unterschätzt:
"Die Arbeit der Ärzte muss angemessen bezahlt werden. Die Arbeit der Richter entsprechend zu entlohnen, haben wir nach der politischen Wende schnell gelernt, ebenso die von Rechtsanwälten und Notaren. Jetzt ist es an der Zeit, die Gehälter der Ärzte anzuheben."
Mehr über die gegenwärtige Krise im tchechischen Gesundheitswesen und ihre Hintergründe erfahren Sie am kommenden Donnerstag in unserer Sendereihe "Forum Gesellschaft".