In Tschechien gibt es die erste "Babyklappe"
In Tschechien gibt es seit Mittwoch die erste "Babyklappe". Unter dem Deckmantel der Anonymität können Mütter hier ihre neugeborenen Kinder ablegen, die dann umgehend in die Obhut von Ärzten und später in Waisenhäuser oder Adoptivfamilien gelangen. Silja Schultheis mit Einzelheiten.
"Jedes Jahr werden bei uns etwa 4-5 Kinder gefunden, die in irgendwelchen Müllcontainern abgelegt wurden. Aber ich bin überzeugt davon, dass die tatsächliche Zahl weitaus höher ist. Denn es ist wirklich ein großer Zufall, wenn jemand diese kleinen Körperchen, die gewöhnlich noch in irgendwelche Taschen gehüllt sind, findet. Wenn also geschätzt wird, dass pro Jahr zehn Säuglinge in der Klappe abgegeben würden, dann wären das meiner Überzeugung nach eben jene Kinder, die sonst niemand finden würde und die daher ums Leben kämen."
Anders sieht dies das tschechische Gesundheitsministerium. Seiner Meinung nach legalisiert die Existenz der "Babyklappe" nur das verantwortungslose Verhalten von Eltern, die ihre Kinder aussetzen und dafür noch nicht einmal bestraft werden. Das Ministerium hat die Entstehung der "Babyklappe" daher nicht unterstützt. Eine solche Einrichtung würde ohnehin in erster Linie von Ausländern missbraucht werden, in deren Heimatländern Abtreibungen verboten sind oder von Eltern behinderter Kinder, denen die Sorge für ihren Nachwuchs zu kostspielig ist, so eine Ministeriumssprecherin.
Das Projekt der ersten "Babyklappe" in Tschechien geht auf das private Engagement des "Stiftungsfonds für ausgesetzte Kinder" zurück und wurde mit privaten Mitteln gefördert. Deshalb konnte die Box auch nicht - wie ursprünglich geplant - in einer der renommierten Prager Kinderkliniken ("U Apolinare") eingerichtet werden, sondern befindet sich in einem privaten gynäkologischen Zentrum am Stadtrand. Doch dabei soll es nicht bleiben, sagt der Hauptinitiator des Projekts und Leiter des Stiftungsfonds, Ludvik Hess:"Unser Stiftungsfonds plant zwanzig weitere solche Einrichtungen, und natürlich haben wir schon Verhandlungen mit einer ganzen Reihe von Krankenhäusern aufgenommen. Aber angesichts der Tatsache, dass das Gesundheitsministerium diesem Projekt nicht geneigt ist, verhandeln wir hauptsächlich mit privaten Krankenhäusern."