Böhmische Rinderroulade
Ein beliebtes Gericht, das im Tschechischen als „Spanisches Vögelchen“ bezeichnet wird. In Spanien hat man davon aber noch nie gehört.
Das „Spanische Vögelchen“, also die tschechische Variante der Rinderroulade, ist eine im Saft geschmorte Bratenrolle. Gefüllt wird sie mit Speck, Gewürzgurken, Würstchen und Ei. Dazu können Reis, Knödel oder auch Kartoffeln serviert werden.
Aber wie kam das „Spanische Vögelchen“ zu seinem Namen? Im Internet finden sich dazu gleich mehrere Anekdoten. Eine besagt, dass das Fleischbündel in der Form eines Vögelchens seine Wurzeln in der jüdischen Küche hat. Vermutlich hat es ein jüdischer Koch in Böhmen eingeführt, und die Tschechen haben die ursprüngliche Füllung aus Pastete gegen Würstchen und Speck ausgetauscht. Einer anderen Legende zufolge entstand die Bezeichnung dieses Gerichts am Hofe Rudolfs II. Seine Mutter war Maria von Spanien, und deshalb waren kaiserlichen Hof auch spanische Köche beschäftigt. Sie bereiteten gefüllte Lammrouladen zu, die als spanische Spezialität galten.
Magdaléna Dobromila Rettigová, die Verfasserin des berühmten böhmischen Kochbuchs aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verwendete den Namen „Spanisches Vögelchen“ für Kohlrouladen mit Schweinehackfleisch. Später wurde damit eine Kalbsroulade bezeichnet, die mit Sardellen und Semmeln gefüllt war. „Das neue böhmische Kochbuch“ von Františka Hansgirgová aus dem Jahr 1869 führt als Füllung einer mit Sardellen bestrichenen Rindfleischscheibe lediglich Speck an.
Das „Spanische Vögelchen“ in seiner heutigen Form ist hierzulande seit den 1950er Jahren bekannt. Damals wurde die Bezeichnung im Zuge der neu formulierten Normen für Ernährung und öffentliche Gastronomie schließlich für die Rinderroulade benutzt.
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