USAR-Team für Rettungseinsatz in Beirut ausgezeichnet
Am 4. August gab es im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut eine verheerende Explosion. Einer der ersten internationalen Rettungstrupps, der verschüttete Menschen finden und bergen sollte, kam aus Tschechien. Am Dienstag wurden die Mitglieder des Hilfsteams durch Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten) für ihren Einsatz geehrt.
Vielen sind die Bilder der ohrenbetäubenden Detonation noch in gut Erinnerung: Binnen weniger Sekunden riss die gewaltige Druckwelle alles mit, was ihr in die Quere kam. Mindestens 180 Menschen starben bei dem Unglück, es gab rund 6000 Verletzte, mehrere Stadtteile Beiruts wurden zerstört. Gerade in diesem Chaos wurde professionelle Hilfe gebraucht, um das Leben eventuell verschütteter Menschen zu retten. Tschechien entsandte dazu ein Spezialteam der Prager Feuerwehr. Es bestand aus 36 Experten, darunter ein Arzt, ein Statiker sowie fünf Rettungshunde mit ihren Hundeführern. Einer der Kynologen war David Hynek. Im Tschechischen Fernsehen berichtete er über den Einsatz:
„In den ersten ein, zwei Tagen mussten sich die Hunde erst an die klimatischen Bedingungen gewöhnen. Denn es war sehr heiß, so dass sie schnell überhitzten. Wir mussten sie oft auswechseln und mit Wasser kühlen, damit sie auch unter diesen extremen Bedingungen ihre Arbeit verrichten konnten.“
Zudem mussten die Hundeführer die Pfoten ihrer Tiere mit Überzügen schützen, damit sie sich nicht an den vielen Scherben und Splittern des Explosionsschutts verletzen. Dem tschechischen Rettungstrupp war zur Durchsuchung des zerstörten Stadtgebiets ein Bereich zugeteilt worden, der etwa 300 Meter vom Epizentrum der Explosion entfernt lag. Wo sie aber mit der Suche beginnen sollten, war ihnen zunächst nicht mitgeteilt worden, erläutert der Kommandant des Einsatzteams, Jiří Čmakal:
„Die Rettungsarbeiten wurden von der libanesischen Armee koordiniert. Doch sie konnte uns nichts Näheres dazu sagen, wo man eventuell verschüttete Personen finden könnte. Also haben wir selbst eingeschätzt, wo es die höchste Wahrscheinlichkeit gibt, jemanden zu finden.“
Trotz dieser Anfangsschwierigkeiten haben die tschechischen Hilfs- und Rettungskräfte in Beirut einiges bewältigt. Der Statiker hat mit seinem libanesischen Kollegen im Stadtzentrum ein Haus nach dem anderen begutachtet, der Einsturzgefahr waren sie dabei immer ausgesetzt. Innerhalb von fünf Tagen hat der Rettungstrupp bei mehr als 100 Häusern nach Verschütteten gesucht und zudem die Statik der Gebäude überprüft. Insgesamt haben sie ein Gebiet von 85.000 Quadratmetern inspiziert. Dazu konstatierte David Hynek:
„Unsere Hunde haben dort keine Opfer gefunden. Für uns war das die bessere Variante unserer Arbeit.“
Auch die Rettungskräfte selbst haben ihren Einsatz schadlos überstanden. Leichte Verletzungen haben nur zwei Hunde erlitten. Zum Empfang beim Innenminister am Dienstag aber waren auch sie schon wieder wohlauf. Daher stellte Jan Hamáček mit Zufriedenheit fest:
„Ich bin sehr froh, dass alle gesund und wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt sind, denn die Bedingungen dort vor Ort waren wirklich unvorstellbar.“
Alle Teilnehmer des Beirut-Einsatzes einschließlich der Hunde hat der Minister mit einer Medaille ausgezeichnet. Sie sind Vertreter der Prager Abteilung des sogenannten USAR-Teams, was auf die englische Bezeichnung Urban Search and Rescue (Urbane Suche und Rettung) zurückgeht. Das Team hat insgesamt 144 Mitglieder, seine zweite Abteilung bilden die Feuerwehr- und Rettungskräfte aus Mährisch-Schlesien. Beide Einheiten wechseln sich monatsweise in ihrem Bereitschaftsdienst ab. Das USAR-Team wurde 1999 gegründet, und es kann seitdem auch schon auf 18 Auslandseinsätze verweisen. Dazu gehört unter anderem die Hilfe nach dem schweren Erdbeben im Iran im Jahr 2003 oder nach dem verheerenden Hochwasser in Serbien im Jahr 2014.