Nach der Explosion: Tschechisches Rettungstrupp hilft in Beirut
Die verheerende Explosion in Beirut ist eine weitere Katastrophe für den Libanon. Zusätzlich zur politischen und wirtschaftlichen Krise müssen nun auch die Folgen der Zerstörung bewältigt werden. Auch Tschechien hat daher Hilfe beschlossen, dazu gehört vor allem die Entsendung eines Rettungstrupps.
Die Detonation am Dienstagabend war gewaltig, wie zahlreiche private Handyaufzeichnungen beweisen. 2750 Tonnen Ammoniumnitrat flogen in die Luft. Sie sollen jahrelang illegal in einer Halle am Hafen von Beirut gelagert worden sein. Eine Ungeheuerlichkeit, dass die Behörden nichts dagegen unternommen haben – wohl aber auch eine Folge der politischen Verhältnisse im Libanon. Ein Gefahrengut-Spezialist der Prager Feuerwehr erläuterte am Mittwochabend, wie in Tschechien mit Ammoniumnitrat umgegangen wird:
„Bei uns gibt es dazu eine Verordnung. Sie legt die maximale Höchstmenge für die Lagerung fest sowie weitere Sicherheitsstandards. Einer der Grundsätze lautet, dass das Ammoniumnitrat abgepackt sein muss und nicht mit anderen Stoffen in Berührung kommen darf.“
Bei der Explosion wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums 135 Menschen getötet und etwa 5000 verletzt. Doch niemand weiß, wie viele Überlebende noch in den Trümmern stecken. Deswegen hilft auch Tschechien bei der Suche. Dazu flog am Mittwochabend ein Spezialteam der Prager Feuerwehr nach Beirut.
„Es sind 37 Experten. Sie haben fünf Rettungshunde. Zum Team gehören auch ein Arzt und ein Statiker“, sagte Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten).
Zudem wurden Hilfsmaterialien zusammengestellt, wie Außenminister Tomáš Petříček (Sozialdemokraten) ergänzte:
„Dabei handelt es sich vor allem um medizinische Güter, die gebraucht werden. Humanitäre Hilfe in Höhe von zehn Millionen Kronen (umgerechnet etwa 380.000 Euro, Anm. d. Red.) können wir ebenso bereitstellen, dies geschieht aber erst nach Verhandlungen mit den Behörden im Libanon.“
Das tschechische Hilfsteam war eines der drei ersten, die vor Ort eingetroffen sind. Martin Kavka ist Sprecher der Prager Berufsfeuerwehr. Auch er ist nach Beirut geflogen. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sprach er am Donnerstagmorgen zunächst aber von organisatorischen Problemen:
„Die örtlichen Behörden wussten am Morgen noch nicht genau, wo Menschen verschüttet sein könnten. Wir müssen uns also mit den Behörden, der Militärpolizei und den anderen Hilfsteams noch absprechen, wo wir suchen sollen. Es herrscht etwas Chaos, das ist aber angesichts der Lage auch nicht verwunderlich.“
Die Detonation hat halb Beirut zerstört, über 300.000 Menschen sollen auf einen Schlag obdachlos geworden sein. Die tschechische Modedesignerin Blanka Matragi betreibt seit Anfang der 1980er Jahre ein Atelier in der libanesischen Hauptstadt. Sie sagte am Mittwoch:
„Seit dem Morgen reparieren wir die Schäden. Die Druckwelle hat die ganze Fensterfront unseres Ateliers nach innen gedrückt. Die Splitter haben viele unserer Verkaufsstücke zerfetzt.“
Doch die Uhr tickt vor allem für die Bergung von Verschütteten. Nach 100 Stunden würden die Überlebenschancen in den Trümmern rapide sinken, sagt Polizeisprecher Kavka. Das Spezialteam aus Tschechien sei allerdings hervorragend ausgebildet für diese Fälle. Im vergangenen Jahr beispielsweise habe man eine ähnliche Situation auf Sizilien trainiert:
„Solche Übungen im Ausland finden jedes Jahr statt, dazu kommen weitere Übungen in Tschechien. Die Feuerwehrleute haben aber auch Erfahrungen aus ihren normalen Einsätzen. Und einige von ihnen waren 2015 nach dem Erdbeben in Nepal eingesetzt. Das Team ist erfahren und verfügt auch über das entsprechende internationale Zertifikat. Wir haben die besten Leute nach Beirut geschickt.“