Ein sehendes Auge ist besser als keines – tschechische Ärzte helfen im Libanon

Augenoperation in Libanon

Der Libanon galt einst als die Schweiz des Nahen Ostens. Doch seit mehreren Jahren befindet sich das Land in einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise. Das spüren auch tschechische Ärzte, die dort helfen. Es sind Augenspezialisten der Prager Uniklinik, sie engagieren sich im Rahmen des Medevac-Programms.

Katarakt-Operation | Foto: Adam Hříbal,  Tschechischer Rundfunk

Die tschechischen Ärzte sind in der Rafik-Hariri-Uniklinik in Beirut im Einsatz. An diesem Tag operieren sie bereits den neunten Patient. Es handelt sich um eine Erkrankung am Grauen Star. Die örtliche Krankenschwester Samahir erläutert dem Mann, was ihn bei der Katarakt-Operation erwartet. Augenarzt Petr Sklenka und seine Assistentin Renata Altmanová bereiten sich auf den mehrminütigen Eingriff vor.

„Ich komme gerne hierher. Immer erwartet uns irgendeine Überraschung. Vor drei Jahren war ich das erste Mal in Beirut. Schon damals sah es im Libanon nicht gut aus. Und mit jedem weiteren Besuch hier ist zu sehen, wie es den Menschen schlechter geht. Sie sind wirklich nicht gut dran“, sagt Renata Altmanová.

Foto: Adam Hříbal,  Tschechischer Rundfunk

Sie betont zudem, dass sich das Team nun vor allem um die Einheimischen kümmern müsse:

„Die Zusammensetzung der Patienten hat sich verändert. Früher haben wir mehr Flüchtlinge aus Syrien operiert, jetzt sind es vor allem verarmte Libanesen.“

Renata Altmanová und Petr Sklenka bilden seit Beginn der Medevac-Mission im Libanon das tschechische Augenarztteam. Unterstützt werden sie dabei von örtlichen Ärzten und Krankenschwestern. Und weiter sagt Sklenka:

Petr Sklenka  (links) | Foto: Adam Hříbal,  Tschechischer Rundfunk

„Was bei solchen Operationen sehr wichtig ist: mit dem Patienten in verbalem Kontakt zu stehen. Leider spreche ich kein Arabisch, aber ich versuche, mir etwas anzueignen. Wenigstens ist es immer lustig im OP-Saal, wenn ich die Wörter dann versuche auszusprechen.“

Bei seinen Einsätzen im Libanon hat der Ophthalmologe in den vergangenen Jahren insgesamt rund 300 Menschen operiert. Wie Petr Sklenka betont, soll mit dem Medevac-Programm möglichst vielen Leuten geholfen werden…

Foto: Štěpán Macháček,  Tschechischer Rundfunk,

„Hilfsprogramme dieser Art konzentrieren sich daher nur auf jeweils ein Auge der Patienten. Denn auch jemand, der nur mit einem Auge gut sieht, kann sich über ein ziemlich vollwertiges Leben freuen. Deswegen halten wir uns daran, ein einziges Auge zu operieren und so mit dem gleichen Aufwand einem möglichst großen Teil der betroffenen Bevölkerung zu helfen“, so der Arzt.

An diesem Tag ist der neunte Patient ein Blumenhändler, der eine Familie ernähren muss. Er dankt dem Personal auf Arabisch und Englisch. Seinen Worten nach hat er seit zehn Jahren auf die Augen-OP gewartet. Wie Sklenkas libanesischer Kollege Muhammad Sajid erläutert, gehört zu den Kriterien für die Auswahl der Patienten, dass diese auf beiden Augen bereits blind oder fast blind sind. Und Sajid sagt noch, früher hätten an der Uniklinik in Beirut elf Ophthalmologen gearbeitet. Heute sind es nur noch zwei – die anderen seien alle emigriert.

Foto: Štěpán Macháček,  Tschechischer Rundfunk
Autoren: Till Janzer , Štěpán Macháček
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