Im Libanon freigelassene Geiseln: Hinweise auf Tauschhandel verdichten sich
Nach mehr als sechs Monaten Geiselhaft im Libanon sind fünf Tschechen wieder in ihrer Heimat. Zugleich konnte ein Libanese, dessen Auslieferung die USA wegen mutmaßlichen Waffenhandels gefordert hatten, das Gefängnis Prag-Pankrác verlassen. Dass es einen Tauschhandel gegeben habe, bestreiten tschechische Politiker jedoch.
„Vor allem bin ich froh, dass die Leben der fünf Menschen gerettet werden konnten. Es ist gut, dass unser Flugzeug den Libanon verlassen hat und nun gelandet ist.“
Doch der Fall wirft zwei grundlegende Fragen auf: Wie konnte Tschechien die Geiseln freibekommen? Und warum befand sich unter den fünf ein Agent des militärischen Abwehrdienstes?Im Laufe des Donnerstags verdichteten sich die Hinweise, dass es einen Tauschhandel gegeben hat. Libanesische Medien hatten zuvor schon behauptet, ihr Landsmann Ali Fayad werde im Gegenzug zur Freilassung der Geiseln ein tschechisches Untersuchungsgefängnis verlassen können. Er und zwei mutmaßliche Mittäter waren im Jahr 2014 festgenommen worden. Die USA werfen ihnen versuchten illegalen Waffenhandel vor. Washington hat daher Prag um die Auslieferung der Männer ersucht. Doch kaum war das Regierungsflugzeug mit den befreiten Geiseln gelandet, trat Justizminister Robert Pelikán vor die Presse:
„Wir werden dem Ersuchen der Vereinigten Staaten um Auslieferung von Herrn Fayad und Herrn Marabi nicht nachkommen.“In dem Moment waren die beiden Libanesen Ali Fayad und Khalid El Marabi bereits auf dem Weg in den Nahen Osten. Dass es sich um einen Tauschhandel gehandelt habe, wollte Pelikán jedoch nicht bestätigen. Allerdings kam wenig später ein scharfes Protestschreiben von der amerikanischen Botschaft in Prag. Darin hieß es, für die Entscheidung fehle die Rechtsgrundlage. Die beiden Männer seien gefährlich, ihre Entlassung könne Verbrecher und Terroristen auf der ganzen Welt ermutigen. Premier Sobotka entgegnete, die tschechische Entscheidung müsse einfach respektiert werden. Und außerdem sagte der Regierungschef:
„Es ist sehr wichtig aufzuklären, warum die fünf Tschechen überhaupt in den Libanon geflogen sind. Und warum sich die Gruppe so zusammengesetzt hat, wie es war. Das kann nur die Spezialabteilung der Polizei tun, die sich damit nun auch beschäftigt.“Es geht um den Agenten des militärischen Abwehrdienstes, der sich in der Gruppe befand. Die anderen waren zwei Fernsehreporter, ein Anwalt und ein Übersetzer. Wie tschechische Medien schreiben, hatte die Gruppe wohl erfahren, dass sie im Libanon Informationen erhalten könnte über einen tschechischen Koch, der in Libyen verschwunden ist. Allerdings, so heißt es weiter in den Medien, sei dies wohl eine Falle des libanesischen Geheimdienstes gewesen.
Sollte sich die Entführung so zugetragen haben, wirft dies ein schlechtes Licht auf die tschechischen Nachrichtendienste. Angeblich war nämlich die Zivilaufklärung gewarnt vor einer möglichen Falle im Libanon. Doch befand sie es nicht für nötig, auch ihre Kollegen vom Militär zu informieren. Oppositionspolitiker werfen nun der Regierung vor, im Kampf gegen den Terrorismus versagt zu haben.