Fußball: Aus Österreich zu Slovan Liberec – David Cancolas Gang in die Fremde

David Cancola (links). Foto: Steindy, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

In der ersten tschechischen Fußballliga spielen auch einige Ausländer. Die meisten von ihnen kommen aus der Slowakei. Andere Nachbarländer sind dagegen völlig unterrepräsentiert, allen voran Deutschland und Österreich. Mit David Cancola versucht in dieser Saison ein gebürtiger Wiener, im tschechischen Profifußball Fuß zu fassen. Und das, obwohl er noch kein Tschechisch spricht.

David Cancola  (Foto: Steindy,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Der FC Slovan Liberec hat zu Beginn der Saison einen 23-jährigen Mittelfeldspieler verpflichtet. Bis hierhin wäre diese Information höchstens eine Kurzmeldung wert. Dass der Neuzugang aber aus Österreich kommt, macht das Ganze zu einer großen Geschichte, über die in beiden Ländern berichtet wird.

Der in Wien geborene David Cancola spielte in der vergangenen Saison noch beim TSV Hartberg in der österreichischen Provinz. Obwohl dem Team überraschend die Qualifikation zur Europa League gelang, entschied sich Cancola für einen Wechsel nach Tschechien:

„Ich möchte mich nicht nur spielerisch, sondern auch persönlich weiterentwickeln. Ich interessiere mich extrem für neue Kulturen und neue Länder, und allen voran wollte ich im sportlichen Bereich den nächsten Schritt machen. Der ist mir mit dem Transfer zu Slovan Liberec sicherlich gelungen.“

Till Schumacher  (Foto: Archiv Bohemians Prag)

Ganz allein ist David Cancola damit aber nicht. Mit dem Deutschen Till Schumacher, der bei Bohemians Prag unter Vertrag steht, gibt es zumindest einen zweiten deutschsprachigen Spieler in der sogenannten Fortuna Liga.

Die Sprache ist auch Cancolas größtes Herausforderung. Denn bisher kann er sich noch nicht auf Tschechisch verständigen. In der Mannschaft der Nordböhmen ist das aber kein Problem.

„Jetzt am Anfang werde ich mit Englisch und Deutsch über die Runden kommen müssen. Zum Glück sprechen alle Spieler Englisch und einige sogar ein bisschen Deutsch“, so Cancola.

Praktisch ist auch, dass der Trainer und der Sportdirektor Deutsch sprechen. Das ist natürlich sehr hilfreich, vor allem bei taktischen Anweisungen und Ähnlichem. Zugleich meint der Österreicher im blau-weißen Dress von Liberec:

„Ich bin sehr interessiert an neuen Sprachen und werde so schnell wie möglich einen Tschechisch-Kurs besuchen, um schon bald die hiesige Sprache zu lernen.“

Mit dem Wechsel erfüllt sich ein großer Traum von Cancola: ein Transfer ins Ausland. Vereine aus den unterschiedlichsten Ländern hatten bei ihm schon angefragt und wollten ihn verpflichten. Dass es am Ende ein tschechischer Erstligist wurde, ist kein Zufall. Denn der junge Fußballer hat Großes vor:

„Letztendlich war es das Gesamtpaket und die Nähe zu Österreich beziehungsweise die Tatsache, dass die tschechische Liga unheimlich stark ist und schon für einige junge Spieler ein super Sprungbrett dargestellt hat für den Schritt in eine der Topligen Europas.“

Michal Beran  (Foto: Archiv Slovan Liberec)

Doch bevor es in die deutsche Bundesliga oder die englische Premier League gehen kann, muss sich David Cancola erst einmal einen Stammplatz beim FC Slovan sichern. Das wird im aktuellen Kader der Nordböhmen nicht leicht.

Zwei Leihspieler von Slavia Prag, Jakub Hromada und Michal Beran, sowie der guinesische Nationalspieler Kamso Mara sind Cancolas Konkurrenten im zentralen Mittelfeld. Sie kennen die Mannschaft schon länger und werden ihren Stammplatz auf keinen Fall aufgeben wollen.

Dennoch hat sich Cancola für den dreimaligen tschechischen Meister und mehrfachen Europapokal-Teilnehmer aus Nordböhmen entschieden – und das aus guten Gründen:

Illustrationsfoto: Connor Coyne,  Unsplash / CC0

„Slovan Liberec ist ein kontant unheimlich erfolgreicher Klub, in dem – wie mir von allen Seiten bestätigt wurde, bei denen ich mich informiert habe – extrem professionell gearbeitet wird. Das war mir sehr wichtig. Außerdem spricht mir der Spielstil der Mannschaft extrem zu und passt, glaube ich, genau zu meinen Stärken.“

Für den 23-jährigen Wiener heißt es derzeit, erst einmal hart zu trainieren und den Trainer von sich zu überzeugen. Immerhin hatte er im September bereits einen Kurzeinsatz sowie sein Startelfdebüt. Erst kurz vor Weihnachten kommt es übrigens zum ersten Aufeinandertreffen mit Till Schumacher und Bohemians 1905.

Autor: Richard Walde
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