Tschechiens Rennfahrer viermal unter den Top Ten bei Rallye Dakar
Vor zehn Tagen endete in der saudi-arabischen Küstenstadt Dschidda die 43. Rallye Dakar. Sie gilt als die bedeutendste Langstrecken- und Wüstenrallye der Welt. Seit ihren frühen Jahren gehören auch Auto- und Motorradfahrer aus Tschechien zu den ständigen Teilnehmern des Rennens.
Martin Macík: Platz vier und Hattrick an Etappensiegen
Die tschechische Spur in der Geschichte der Rallye Dakar ist vor allem durch schwere Lastkraftwagen geprägt. Das war vor allem in den 1980er und 1990er Jahren der Fall, als der weltweit konkurrenzfähige Tatra im mährischen Kopřivnice / Nesselsdorf noch in Serie gebaut wurde. Mit einem solchen Gefährt gewann der hierzulande legendäre Karel Loprais sechs Mal die Truck-Wertung der Rallye. Nach der politischen Wende von 1989 aber übernahmen mehr und mehr russische Lkw-Piloten die Vormachtstellung bei den Brummis. Sie sind auf Fahrzeugen ihres staatlichen Unternehmens Kamaz unterwegs, das ihnen jegliche Unterstützung zukommen lässt. Das hat sich auch diesmal ausgezahlt, denn auf dem Podest landeten erneut drei russische Kamaz-Besatzungen. Ihnen dicht im Nacken aber saß der erste tschechische Rennfahrer.
„Die Dakar ist zu Ende und wir haben drei Etappensiege eingefahren“, frohlockte Lkw-Pilot Martin Macík nach dem Schlussabschnitt der 43. Rallye Dakar in Saudi-Arabien auf seinem Facebook-Portal. Der 31-Jährige, der mit seiner Besatzung einen Truck der Weltmarke Iveco fährt, war auf den Etappen neun, zehn und zwölf der Schnellste in seiner Kategorie. Das waren erhebende Momente für den Rennfahrer aus dem mittelböhmischen Sedlčany / Seltschan, der damit endgültig in die Fußstapfen seines gleichnamigen Vaters getreten ist:
„Die Rallye Dakar ist sehr speziell. Um vorn dabei zu sein, braucht man auch etwas Glück. Das Rennen ist sehr lang, es wird nicht an einem Tag entschieden, sondern erst nach zwei Wochen. Ich muss zugeben, dass wir die abschließende Etappe nicht unbedingt auf Sieg gefahren sind. Umso erfreuter waren wir, dass wir erneut Erster waren – mit vier Sekunden Vorsprung, was ein Wahnsinn ist auf einer Strecke von 200 Kilometern. Doch auch das zählt, und so haben wir bei den Etappensiegen einen Hattrick geschafft. Noch schöner ist für uns aber der vierte Platz im Gesamtklassement. Dadurch habe ich zu meinem Vater aufgeschlossen.“
Martin Macík senior fuhr zu seiner aktiven Zeit mit einem Truck der heute nicht mehr existierenden tschechischen Marke LIAZ. 2010 belegte er den vierten Platz in der Gesamtwertung, als die Rallye Dakar noch in Südamerika ausgefahren wurde. Seit 2020 führt die Strecke durch die Wüsten von Saudi-Arabien. Und die sei ziemlich schnell, erläutert Martin Macík junior:
„Wir sind wirklich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 100 Stundenkilometer gefahren. Der schnellste Truck aus unserer Mitte ist auf dem achten Platz im Gesamtklassement aller Automobile gelandet. Auf ihn hatten wir einen Rückstand von nur einer Stunde und 45 Minuten.“
Damit kam seine Besatzung als Vierter der Lkw-Wertung auch unter die Top 20 aller Autos, was die Geschwindigkeit anbelangt. Auf dieser Basis ließe sich aufbauen, meint Macík, und wirft bereits den Fehdehandschuh für den Wettbewerb im nächsten Jahr:
„Wir haben zumindest gezeigt, dass wir bezüglich der Geschwindigkeit mit den Besten konkurrieren können. Im nächsten Jahr werde ich erneut starten, das wird meine zehnte Rallye Dakar sein. Und dann will ich mit meinem Team um einen Podiumsplatz kämpfen.“
Martin Prokop: Rang neun auf vielfältigem Terrain
Die Rallye Dakar ist aber nicht nur deshalb populär geworden, weil Jahr für Jahr viele sehr gute Rennfahrer in den Kategorien Pkw, Lkw, Motorräder, Quads und seit 2017 auch UTVs den jeweils Schnellsten unter sich ermitteln. Die Rallye ist vielmehr auch wegen des Geländes immer eine große Herausforderung für alle Teilnehmer. Das weiß auch der tschechische Pkw-Pilot Martin Prokop zu bestätigen:
„Ich muss die mit Schwierigkeiten gespickte und durch sehr unterschiedliches Terrain führende Tour-Strecke lobend hervorheben. Es gab keinen einzigen Tag, an dem es vom Start bis zum Etappenziel monoton war. Ständig mussten wir das Tempo wechseln, und immer dann, wenn wir uns gerade an einen Bodenbelag gewöhnt hatten, kam ein anderes Terrain. Das war toll, denn so gab es für uns auch keine Atempause.“
Der Rennfahrer aus Jihlava / Iglau nahm zum sechsten Male an der Rallye Dakar teil. Stets landete er unter den Top 15, in diesem Jahr schaffte er mit seinem Ford Raptor zum dritten Male eine Platzierung unter den besten zehn:
„Wir wollten in die Top Ten kommen, haben es geschafft, sind Neunter geworden – deshalb sind wir happy. Natürlich will man immer zu den Besten gehören, doch der achte Platz lag deutlich über unseren Kräften. Von daher ist alles super.“
Prokops bisher bestes Ergebnis war der sechste Platz, den er im Jahr 2019 belegte. Ein Jahr davor wurde er Siebter. Im vergangenen Jahr, als die Rallye erstmals in Saudi-Arabien ausgetragen wurde, musste er jedoch mit dem zwölften Rang vorliebnehmen. Das hat den 38-Jährigen etwas gewurmt, und er hat daraus zusammen mit seinem Co-Piloten Viktor Chytka die entsprechenden Lehren gezogen:
„Wir haben analysiert, wo wir im vergangenen Jahr an Zeit verloren haben. Wir haben daraus gelernt und wollten uns besser auf gewisse Situationen einstellen. Das hat gut geklappt. Überrascht hat mich aber, dass wir diesmal im Sand an Boden verloren haben. Bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden, woran das gelegen hat. Als ich drauf und dran war, einen Kontrahenten zu verfolgen, habe ich das Auto kaputtgemacht. Die Halbachsen gingen zu Bruch, weil sie der Belastung nicht mehr standgehalten haben. Daraus ist ersichtlich, dass wir noch Reserven haben. Das Auto muss stabiler werden und eine größere Beanspruchung aushalten.“
Martin Michek: Vom Krankenbett auf Platz zehn der Motorradbiker
Bisher noch nicht so nachhaltig in Erscheinung getreten bei der Rallye Dakar sind die tschechischen Motorradfahrer. Oft hatten sie nicht das beste Material, oder aber sie stürzten schwer wie Ondřej Klymčiw im Jahr 2018. Vor drei Jahren schwebte der heute 35-Jährige sogar in Lebensgefahr, nachdem er sich bei seinem Sturz am 8. Januar vier Wirbel gequetscht hatte und vier Hirnarterien geplatzt waren.
Ein ähnlich harter Schlag widerfuhr auch Martin Michek, der bei der diesjährigen Rallye Dakar Tschechiens bester Zweiradfahrer war. Vor einem halben Jahr kämpfte der Mann aus Řečany nad Labem noch um sein Leben, nachdem er mit einer Leberentzündung auf die Intensivstation des Prager Instituts für klinische und experimentelle Medizin (IKEM) eingeliefert wurde. In den ersten zwei Januarwochen dieses Jahr aber fuhr der 32-Jährige in Saudi-Arabien das Rennen seines Lebens. Er wurde Zehnter in der Endabrechnung der Motorrad-Wertung. Damit egalisierte er das Ergebnis von Stanislav Zloch von 1998, der bisher der beste Tscheche in dieser Kategorie war. Michek landete ursprünglich sogar auf dem neunten Platz. Nachträglich wurde gegen ihn aber eine Strafe verhängt, weil er auf der abschließenden zwölften Etappe einen Kontrollpunkt verpasst hatte. Trotzdem war auch er stolz über das Erreichte:
„Wir Tschechen gehören bereits zu den traditionellen Teilnehmern dieses Sportereignisses. Und unsere Flagge hat diesmal nach 23 Jahren wirklich weit oben geweht.“
Tatsächlich haben die Tschechen in diesem Jahr so viele vordere Plätze bei der Rallye Dakar eingefahren wie schon lange nicht mehr. Das war in erster Linie das Verdienst der drei Martins: Macík, Michek und Prokop. Zudem belegte Aleš Loprais den fünften Platz in der Truck-Wertung.