Erste Lockerungen: Schulen, Geschäfte und Zoos ab Montag teilweise wieder geöffnet
Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus gehen in Tschechien stetig zurück, auch die Reproduktionszahl ist weiter rückläufig. Daher löste die Regierung am Dienstag ihr Versprechen ein, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu lockern. Am kommenden Montag werden Schulen, Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe teilweise wieder geöffnet.
Am nächsten Montag werden in Tschechien die ersten Schüler an ihre Schulen zurückkehren. Nach dem Beschluss der Regierung werden die Kinder der Unterstufe in den Grundschulen, also der ersten bis fünften Klasse als erste wieder zum Präsenzunterricht erscheinen. Dabei wird es zu einem wöchentlichen Wechsel bei den einzelnen Klassenstufen kommen. Bildungsminister Robert Plaga (parteilos):
„Die Form der wöchentlichen Rotation ist unter den möglichen Varianten diejenige, die den Schulen den geringsten organisatorischen Aufwand bereitet. Für die Eltern ist das komplizierter. Doch es ist ein Weg, wie wir die Schüler wenigstens teilweise wieder in die Schulen zurückbringen.“
Die Opposition kritisiert diese Variante der Rückkehr zum Präsenzunterricht. Der Vizevorsitzende der Bürgerdemokraten, Martin Kupka:
„Das ist eine halbherzige Lösung. Erneut werden damit die Probleme weiter verlängert, sowohl die vieler Eltern, aber vor allem die der Schüler selbst.“
Noch schärfer mit der Regierung ins Gericht geht Tomio Okamura, der Chef der Rechtsaußenpartei SPD. Seiner Meinung nach kommt Plagas Schritt zu spät:
„Die Regierung ist sich gar nicht bewusst, dass eigentlich ein ganzes Schuljahr ausgefallen ist. Und das wird weitreichende Folgen haben.“
Damit die Kinder der Unterstufe tatsächlich wieder in die Schule dürfen, müssen sie sich zweimal in der Woche einem Antigen-Test unterziehen. Der soll möglichst in Eigenregie durchgeführt werden. Das dürfte für die Schüler ab der dritten Klasse kein Problem sein, meinen die Pädagogen. Schwieriger umzusetzen sei dies aber bei den Erst- und Zweitklässlern. Eva Smažíková, Direktorin einer Prager Grundschule, hat sich deshalb schon ihre Gedanken gemacht:
„Wir müssen noch entscheiden, ob wir die Eltern zu den Tests hinzuziehen oder nicht, denn sie sträuben sich. Wir verweisen die Eltern daher auf ein Schulungsvideo auf der Internetseite des Bildungsministeriums, damit sie sich schon jetzt damit vertraut machen können, wie diese Tests ablaufen sollen.“
Um den Präsenzunterricht in den Schulen wieder in Gang zu bringen, müssen Feuerwehrleute nun binnen einer Woche über vier Millionen Test-Sets verteilen, die sie von den Großlagern aus antransportieren. Weniger problematisch wird die Wiederaufnahme des Kindergartenbetriebs. Hier werden zunächst nur die Vorschulkinder zurückkehren, dazu müssen sie keinen Mundschutz tragen.
Parallel zur Wiederöffnung der Schulen hat die Regierung beschlossen, einige weitere Anordnungen am kommenden Montag aufzuheben. So dürfen ab dem 12. April wieder die Geschäfte für Kinderbekleidung und -schuhe, für Papierwaren und Fahrzeug-Ersatzteile öffnen. Ebenso gehen chemische Reinigungen, Wäschereien und Schlüsseldienste erneut in Betrieb. Außerdem werden Bauernmärkte wieder geöffnet, bei Zoologischen und Botanischen Gärten dürfen die Außenanlagen besucht werden. Dazu erklärte der Minister für Industrie, Handel und Verkehr, Karel Havlíček (parteilos):
„Es handelt sich um keine umfangreichen und flächendeckenden Lockerungen. Wir reagieren damit nur auf bestimmte Änderungen besonders im Schulbereich. Dazu soll auch die Öffnung kleinerer Geschäfte und einiger Dienstleistungsbetriebe beitragen.“
Einen größeren Schritt bei der Lockerung der Restriktionen hat Vizepremier und Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten) für Ende April angekündigt. Dann sollen neben einer Vielzahl von Geschäften des Einzelhandels und der Dienstleistungsbetriebe unter anderem auch die Außenterrassen von Gaststätten wieder öffnen dürfen. Am 12. April endet bereits der Notstand. Dadurch werden auch die bestehenden Bewegungsbeschränkungen und die nächtliche Ausgangssperre automatisch aufgehoben. Und das ist für viele Bürger die wohl größte Erleichterung.