Václav Fuksa: Mährische Volkslieder auf der Gitarre
Der Gitarrist und Sänger Václav Fuksa kommt aus Karlovy Vary / Karlsbad. 2014 hat er sein Studium der klassischen Gitarre an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien abgeschlossen, und seitdem lebt er als Interpret und Musiklehrer in Österreich. Im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichte Fuksa ein erstes Soloalbum mit mährischen Volksliedern unter dem Titel „Prameny“ Die Quellen“.
Herr Fuksa, Sie sind Gitarrist und kommen aus Tschechien, leben aber seit vielen Jahren in Wien. Wie kam es dazu?
„Die Musik hat mich nach Wien geführt. Ich wollte klassische Gitarre studieren. Damals hat mein größtes Idol an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien unterrichte, also habe ich mich mit schwerem Herzen dafür entschieden, Prag zu verlassen. Das war keine leichte Entscheidung, denn ich habe Prag geliebt. Mittlerweile gefällt mir Wien aber so gut, dass ich nicht zurück möchte.“
Haben Sie vor ihrem Studium in Wien bereits in Prag studiert?
„In Prag habe ich am Jan-Neruda-Gymnasium studiert, im bekannten Prager Viertel Žižkov. Das war eine schöne Zeit. Ich habe diese vier Jahre sehr genossen.“
Und die Jahre des Studiums hier in Wien?
„Auch die waren wunderbar und inspirierend. Wien bietet ganz eigenen Möglichkeiten. Die Professoren sind zu meinen Vorbildern geworden. Ich habe die Vorlesungen sehr genossen und für mich persönlich viel gelernt.“
Bei ihrem Konzert (war wenig von der klassischen Gitarre zu hören. Vor allem haben Sie Lieder gesungen und gespielt. Welche Stücke haben Sie vorgetragen?
„Das waren ganz besondere Lieder. Ich habe vergessene mährische Volkslieder gespielt, die von František Sušil gesammelt wurden. Vor drei Jahren habe ich diese Sammlung entdeckt und mich gleich in die Musik verliebt. Sie ist rein, Text und Melodie wurden einfach aufgeschrieben. Das hat natürlich meine musikalische Vorstellung geweckt. Ich habe diese Lieder zwei Jahre lang arrangiert und in meine eigene musikalische Sprache umgesetzt. Ich singe und spiele eigentlich klassische Gitarre. Ich habe alles benutzt, was ich im Studium gelernt habe, und es auf diese Musik projiziert.“
Wann entstand die Sammlung von Sušil, aus der sie geschöpft haben?
„Die erste Auflage erschien im Jahr 1835. Die finale Version stammt aus dem Jahr 1860. Er hat also 30 Jahre seines Lebens damit verbracht, die Lieder zu sammeln. Die Sammlung enthält 2361 Stücke. Das sind unglaublich viele.“
Wie viele davon haben Sie arrangiert?
„Insgesamt 23 Lieder. Beim Konzert waren 13 zu hören.“
Ist es schwierig vor einem deutschsprachigen Publikum mit diesen Liedern aufzutreten? Es handelt sich schließlich um Lieder, bei dem der Text wichtig ist. Kommt das bei den Zuhörern an?
„Ich war sehr überrascht, wie gut meine Präsentation angenommen wurde. Es ist wichtig, dass ich bei jedem Lied erkläre, was passiert. Die Leute brauchen die Geschichte des Liedes, um eine Beziehung aufzubauen. Die Reaktionen waren bis jetzt immer positiv.“
Widmen Sie sich auch der klassischen Gitarre?
„Auf jeden Fall. Ich übe jeden Tag klassische Gitarre, aber ich habe mich in den mährischen Volksliedern gefunden und eine eigene musikalische Stimme entwickelt. Es ist aber auch eine meiner Leidenschaften, klassische Werke zu interpretieren.“
Wie leben Sie in Österreich? Sie sagten, sie hätten keine Lust, Wien wieder zu verlassen…
„Man weiß nie, was passiert. Ich habe vor zwei Jahren einen Job gefunden. Die Möglichkeiten, die ich hier als Musiker und Interpret habe, sind wunderbar. Das österreichische Publikum ist sehr dankbar für die Musik. Sie hören aufmerksam zu. Es macht mir große Freude, hier Konzerte zu spielen. Ich konnte mir am Anfang nicht vorstellen, dass es funktioniert, hier tschechische Volkslieder zu spielen.“
Wir haben gerade die Corona-Zeit mit dem Lockdown erlebt. Das war für alle schwierig, besonders aber für Musiker, weil keine Konzerte stattfinden konnten. Wie haben Sie diese Zeit verbracht?
„Ich muss ehrlich sagen, dass das eine schöne Zeit für mich war. Ich habe es genossen. Ich kann mich nicht beschweren, da ich beruflich online unterrichten konnte. Ich habe mich bemüht, die ganze Situation nicht persönlich zu nehmen. Es hat alle betroffen. Ich habe einfach die Zeit genutzt, um Dinge zu erledigen, für die ich normalerweise keine Zeit habe. Ich habe an neuen Liedern gearbeitet und viel Zeit mit Musik verbracht.“