Die malerische Stadt Třeboň / Wittingau liegt etwa 22 Kilometer östlich von České Budějovice / Budweis entfernt. Die Stadt ist nicht nur durch mehrere historischen Baudenkmäler und die Karpfenzucht bekannt, sondern vor allem auch durch das Kurwesen. Dieses begann sich dort Ende des 19. Jahrhunderts zu entwickeln.
Die Stadt liegt am Goldbach (Zlatá stoka), einem Kanalsystem, das die großen Fischteiche im Becken von Třeboň verbindet. Gegründet wurde der Ort schon im 12. Jahrhundert durch die Witigonen. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte Třeboň den Rosenbergern, ab Mitte des 17. Jahrhunderts wiederum der Adelsfamilie Schwarzenberg.
Die Heilwirkungen des Torfes kannten die Bewohner von Třeboň schon vor Jahrhunderten. Aber die eigentliche Entstehung des Kurwesens in der Stadt ist mit der Persönlichkeit des Lehrers Václav Hucek verbunden. Er unternahm mit seiner Familie 1875 eine Reise durch die westböhmischen Kurbäder und war bezaubert. Hucek gefielen die sauberen Straßen und die Kolonnaden. Der Lehrer war überzeugt, dass sich auch Třeboň im Bereich Kurwesen durchsetzen könnte. Die Stadt war mit der Bahn gut zu erreichen, und der aus den Mooren in der Umgebung gewonnene Torf hatte heilende Wirkung. Hucek ließ eine chemische Analyse des Sedimentes durchführen. Es zeigte sich, dass dieses mehr Heilstoffe enthielt, als der damals in Mariánské Lázně / Marienbad genutzte Torf. Für wichtig hielt Hucek zudem die Tatsache, dass die Besucher in Třeboň nicht nur ins Theater gehen, sondern auch historische Sehenswürdigkeiten bewundern konnten.
Libuše Kotilová ist für den Betrieb der Kurhäuser in Třeboň verantwortlich. Über die Anfänge des Kurwesens in der Stadt sagte sie:
„Der Kurort Třeboň entstand 1883. Damals gründete der Lehrer Hucek das erste Kurhaus. Er hatte Erfahrungen aus den westböhmischen Kurbädern mitgebracht und wusste, dass die Kurbehandlungen dort Erfolg hatten. Hucek besaß ein Grundstück am Goldbach, und dort errichtete er ein Saison-Kurbad. Das bedeutete, dass es zunächst keine Unterkunft für die Gäste gab. Nach einigen Saisonen zeigte sich, wie hervorragend die Behandlungen sind. Die Gäste wollten dort nun auch übernachten, und darum wurde ein Kurhaus erbaut, in dem man auch wohnen konnte.“
Das Gebäude befand sich auf dem Grundstück, auf dem jetzt das „Bertabad“ (Bertiny lázně) zu finden ist. Es stehe direkt hinter der Stadtmauer, so die Expertin:
„Das war das Grundstück am Goldbach. Lehrer Hucek kaufte ein Haus im Stadtzentrum und mit ihm eben auch einen Teil des Grundstücks am Goldbach. Dort ließ er also ein Kurhaus erbauen.“
Im neuen Kurgebäude gab es anfangs 13 Zimmer für 19 Gäste. Zuerst besuchten nur die Männer aus Třeboň das Kurbad, mit der Zeit schlossen sich ihnen die Frauen an. Bald besuchten auch Kurgäste aus anderen Regionen die Stadt. Nach einigen Jahren fanden sogar Besucher aus dem Ausland den Weg nach Třeboň. Aus den Kurbüchern geht hervor, dass unter den Patienten Menschen aus Passau, München, aus dem serbischen Novi Sad, aus London sowie aus Chicago und Philadelphia waren.
Václav Hucek fand seine Inspiration für die Gründung des Kurhauses in den westböhmischen Heilbädern. Diese nutzen bei den Behandlungen zahlreiche Mineralquellen. In Třeboň jedoch gibt es keine solche. Libuše Kotilová dazu:
„Hier wird Torf – auch Moor genannt – bei den Kurbehandlungen genutzt. Die Vorkommen reichen noch für Jahrhunderte. Der hiesige Torf hat hervorragende Eigenschaften. In den 1980er Jahren wurde sogar erwogen, andere Torfressourcen in der Tschechoslowakei zu schließen und im landesweiten Kurwesen nur das Sediment aus Třeboň zu benutzen.“
Der Torf stammt aus den Mooren in der Umgebung der Stadt.
„Zuerst wurde er am Ende des Weihers ‚Svět‘ gewonnen. Diese Ressourcen sind jedoch schon ausgeschöpft. Jetzt wird er im Forstrevier ‚Barbora‘ gewonnen, das nahe Třeboň liegt. Die dortigen Heilmoorressourcen sind sehr ausgiebig.“
Der getrocknete Torf wird vor den Kurbehandlungen mit Wasser gemischt und auf eine Temperatur von 38 bis 39 Grad erwärmt. Durch eine Rohrleitung fließt er in spezielle Badewannen. Die Temperatur des Moorbads wird nach den Anweisungen des Arztes korrigiert. 15 Minuten lang liegt der Kurgast im Moorbad. Nach einer Dusche kann er sich danach mit einer Trockenpackung entspannen. Welche Leiden mit Moor behandelt werden, erläutert Libuše Kotilová:
„Es werden hier alle Erkrankungen des Bewegungsapparats behandelt. Moorbäder helfen Menschen nach einer Hüftgelenk- oder Knieoperation. Es kommen zudem Patienten, die an langfristigen rheumatischen Erkrankungen leiden oder sich nach einer Verletzung erholen wollen.“
Die wichtigste Wirkung der Moorbehandlung besteht im Aufwärmen des Organismus und der Stärkung des Immunsystems. Bei Patienten mit Bewegungsproblemen lindert die Moorbehandlung Muskelspannungen und Schmerzen. Sie trägt zudem zu einer besseren Durchblutung der Gewebe bei.
Während ihres Kuraufenthaltes können die Gäste die vielen touristischen Möglichkeiten nutzen, die in der Stadt geboten werden:
„Neben dem historischen Stadtzentrum, das sich nahe des ‚Bertabads‘ befindet, werden in Třeboň beispielsweise Führungen durch die Bierbrauerei angeboten. Besichtigen kann man auch das ganze Schlossareal. Dazu gehört das neugotische Mausoleum der Familie Schwarzenberg, das am Ufer des Weihers ‚Svět‘ steht. Die Besucher können zudem verschiedene Radwege in der Umgebung der Stadt nutzen. Třeboň liegt in einer Ebene und ist auch für Personen mit Bewegungsproblemen gut befahrbar.“