Solidarität Teil zwei: Tschechen senden Trockner für Flutgeschädigte in Nordeifel
Die Flutkatastrophe von Mitte Juli war für Deutschland ein Schock. 183 Menschen kamen dabei ums Leben, und das in einem der reichsten Länder der Welt. Seitdem laufen die Aufräumarbeiten. die Schäden sind aber noch längst nicht behoben. Deshalb hat nun auch Tschechien konkrete Hilfe in die Nordeifel geschickt.
Am Montag lagerten bei der Diözesan-Caritas im nordböhmischen Litoměřice / Leitmeritz rund 200 Trockengeräte. Sie waren in einer landesweiten Spendenaktion zusammengetragen worden und wurden noch am selben Tag nach Köln abtransportiert. Die Bautrockner sollen in der vom Hochwasser stark betroffenen Region um Euskirchen zum Einsatz kommen. Aber ist es dafür nicht schon ein bisschen spät? Der Koordinator für außerordentliche Ereignisse bei der Diözesan-Caritas, Roman Striženec, verneinte dies im Tschechischen Fernsehen:
„Es ist nicht zu spät, denn dem außergewöhnlichen Ereignis folgt dann ein bestimmter Verlauf. Unmittelbar nach dem Ausbruch einer solchen Katastrophe geht es darum, Leben zu retten und die wichtigsten Bedürfnisse zu befriedigen. So müssen die Menschen zum Beispiel mit Trinkwasser versorgt werden. Danach beseitigt man die Trümmer, reinigt den Haushalt, auch wenn dadurch noch nicht der Raum entsteht, in dem man normal leben möchte. Wenn der Haushalt dann aufgeheizt werden konnte, gilt es, den Putz zu entfernen. Und erst danach kann man mit der Trockenlegung der Wohnung beginnen.“
Wie Striženec ergänzte, ließen sich im Katastrophengebiet zuvor auch die Sommertage nutzen, um die feuchten Innenwände durch tägliche Durchzugslüftung auf natürliche Weise zu trocknen. Doch wie lange dauert die endgültige Entfeuchtung von Häusern und Wohnungen?
„Die Schätzungen liegen zwischen zwei und vier Monaten, je nachdem wie lange das Wasser in der Immobilie gestanden hat. Das liegt aber auch am jeweiligen Baumaterial. Demzufolge lässt sich keine ganz konkrete Zeitspanne benennen, doch es kann bis zu vier Monate dauern.“
Hätte man die Hilfssendung nach Deutschland dann vielleicht nicht früher starten können? Auch auf diese Frage gibt Striženec eine klare Antwort:
„Die Hilfslieferung erfolgt jetzt auf Ersuchen der deutschen Seite. In der zweiten Julihälfte erfuhren wir vom Ausmaß der Katastrophe in Deutschland. Daraufhin kontaktierte unsere Direktorin die Caritas-Partnerorganisation in Dresden. Damals wurde uns von dort gesagt, man habe die Lage im Griff und könne alles selbst bewältigen. Damit war die Sache für uns zunächst erledigt. Vor einer Woche aber wurden wir direkt von der Zentrale des Deutschen Caritas-Verbandes in Freiburg angesprochen und um Hilfe gebeten. Es wurde uns gesagt, dass speziell im Landkreis Euskirchen Trockengeräte gebraucht würden.“
Und es hätten am Montag wohl auch noch mehr Trockner nach Köln geliefert werden können, wenn man nicht eine größere Zahl noch selbst im Land gebraucht hätte, so Striženec. Der Koordinator verwies in diesem Zusammenhang auf die starken Regenfälle mit blitzartigen Überschwemmungen, die in den letzten Wochen besonders Nordböhmen heimgesucht haben. Das Kuriose an der Hilfssendung ist zudem, dass es sich bei den verladenen Trocknern vorwiegend um Fabrikate aus Deutschland handelt. Diese seien vor 19 Jahren an Tschechien gespendet worden, wie Roman Striženec erzählt:
„Der Beginn der Geschichte dieser Trockner geht auf das Jahr 2002 zurück, als die Jahrhundertflut an Moldau und Elbe unter anderem die flussnahen Regionen in Böhmen getroffen hat. Wegen des Hochwassers mussten damals beispielsweise in Theresienstadt 20.000 Menschen evakuiert werden. Das war seinerzeit auch das erste Ereignis von diesem Ausmaß in meinem Leben. Niemand war darauf vorbereitet und wusste damit umzugehen. Viele Caritas-Kollegen aus dem Ausland, vor allem aber aus Deutschland, haben uns damals massiv unterstützt. Teil dieser Hilfe waren unter anderem diese Trockner. Mehrere von ihnen funktionieren bis heute, und für uns ist es nun ein Bedürfnis, etwas zurückzugeben von der Solidarität, die uns damals entgegengebracht wurde. Das ist ein schönes Gefühl.“
Wie Striženec abschließend bemerkt, seien die 200 Trockner vielleicht nur ein weiterer Hoffnungsschimmer für die Hochwassergeschädigten auf ihrem Weg zurück zur Normalität. Doch er beschwört zugleich den seelischen Nutzen aus dem Einsatz der Geräte:
„Besonders schön an einem Trockner ist, dass er einen kleinen Behälter hat. Und dieser zeigt einen verhältnismäßig starken psychologischen Effekt bei jenen Menschen, die noch in feuchten Wohnungen leben müssen. Denn in dem Behälter sammelt sich das Wasser, das aus den Wänden gezogen wurde – und ihn jeden Tag zu leeren, ist der spürbare Beleg dafür, dass sich die Lage verbessert. Das haben uns andere Hochwasseropfer mehrfach bestätigt.“