Libeň: Seit 120 Jahren ein Stadtteil von Prag
Am 12. September 1901 wurde Libeň / Lieben als letzter Vorort vor der Gründung der Tschechoslowakei nach Prag eingemeindet. Der größte Stadtteil des achten Bezirks war Zeuge vieler historischer Ereignisse.
In Libeň / Lieben spielte sich die Operation Anthropoid ab. Die schicksalhafte Kurve, die Josef Gabčík und Jan Kubiš wählten, um Reinhard Heydrich, den Stellvertretenden Reichsprotektor und einen der Hauptorganisatoren des Holocaust, anzugreifen, gibt es heute nicht mehr. An den Ort, der einen so wichtigen Platz in der tschechischen Geschichte einnimmt, erinnert ein 2009 enthülltes Denkmal für die Widerstandshelden. Außerdem tragen zwei Straßen in unmittelbarer Nähe des Attentats die Namen der tapferen Fallschirmjäger.
Schloss Libeň
In Libeň / Lieben fanden noch mehr historische Ereignisse statt. Im dortigen Schloss schlossen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Rudolf II. und sein Bruder Matthias im Jahr 1608 den Frieden von Lieben. Am gleichen Ort begann 1791 der Krönungszug von Leopold II., der sich im Veitsdom zum König von Böhmen krönen ließ. Nach 1945 wurde das Barockschloss für repräsentative Zwecke und Hochzeiten umgebaut. Im Laufe der Jahre gaben sich hier Tausende von glücklichen Brautpaaren das Ja-Wort.
Hrabals Libeň
Der Genius Loci verschwindet langsam aus Libeň. Doch es gibt in diesem Prager Stadtteil noch Orte, Ecken und kleine Kolonien, wo man in die Vergangenheit eintauchen und einen Blick auf Libeň / Lieben werfen kann, so wie es einst der Schriftsteller Bohumil Hrabal (1914–1997) schilderte. Etwa in seiner Kurzgeschichte „Moje Libeň“ („Mein Lieben“) heißt es: „Und fast jeden Abend, manchmal auch recht spät, stieg ich leise auf den Hájek, manchmal auf den Šlosberg hinauf, um von dort aus auf das sich unter mir erstreckende Libeň herabzublicken, während am Horizont die Lichter der Prager Innenstadt glitzerten.“ (Übersetzung RPI)