Tschechische Rentner kaufen immer öfter Wohnungen – häufig für ihre Enkel
Die Immobilienhändler in Tschechien haben immer häufiger auch Rentner als Kunden. Diese kaufen eine oder auch mehrere Wohnungen, um ihre Ersparnisse sinnvoll anzulegen.
Der Rentner Pavel erhielt nach der politischen Wende von 1989 ein Haus zurück. Zusammen mit seiner Frau kümmerte er sich über dreißig Jahre lang nicht nur um seine Immobilie, sondern auch um die Mieter. Jetzt will das Ehepaar seinen Ruhestand aber voll auskosten können.
„Deswegen haben wir das Haus verkauft und für den Erlös zwei kleinere Wohnungen erworben. Eine davon geben wir unseren Enkeln, wenn sie groß sind. Ich denke nämlich, dass die Immobilienpreise weiter ansteigen werden. Für uns ist es eine sehr gute Investition, die jungen Leute haben es hingegen mit dem Wohnen nicht gerade leicht“, so Pavel.
Er und seine Frau sind genau der Typ Kunden, mit denen die Immobilienmakler in Tschechien zunehmend zu tun haben. Die Firma Garantovanynajem.cz schätzt, dass im vergangenen Jahr jeder fünfte Käufer auf dem Immobilienmarkt im Rentenalter gewesen ist. Es sind vor allem jene, die ihr ganzes Leben lang unternehmerisch tätig waren oder anderweitig hohe Einkünfte hatten. Viktor Mejzlík ist Verkaufsleiter bei Garantovanynajem.cz:
„Diese Leute suchen meist ein oder zwei Zimmer mit Kochnische und Bad. Manchmal dürfen es auch zwei Zimmer, Küche und Bad sein. Die Idee dabei ist, dass dort ihr Enkel oder ihre Enkelin zusammen mit einem weiteren Studierenden wohnen kann. Für den Erwerb legen sie meist fünf bis sechs Millionen Kronen hin, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen.“
Eine andere Motivation ist, dass manche Rentner gerne noch etwas hinzuverdienen wollen – indem sie ihre Wohnungen dann vermieten. Schließlich sind die Renten in Tschechien stark gedeckelt und liegen vergleichsweise niedrig. Der Höchstbetrag beträgt in diesem Jahr 32.804 Kronen (1290 Euro), der durchschnittliche Altersbezug 15.351 Kronen (605 Euro).
Den Trend zum Wohnungskauf durch ältere Semester bestätigt auch der Bereichsleiter Jan Martina von der Immobilienfirma MM Reality.
„Die steigenden Immobilienpreise tragen dazu bei, dass sich die Kundschaft in ihrer Zusammensetzung ändert. Zugleich wandelt sich dadurch aber auch die Finanzierungsart. Derzeit wird zunehmend bar bezahlt, und das meist im Fall von Menschen am Ende ihres Arbeitslebens oder Rentnern“, sagt Martina.
Der Immobilienmakler Jakub Hrbáč sieht die Entwicklung jedoch anders. Er wiederspricht der Annahme, dass es sich um einen wirklichen Trend handle:
„Dass Menschen im Rentenalter in Wohnungen investieren, ist meiner Meinung nach kein Trend von großem Umfang. Weiterhin geschieht dies eher vereinzelt. Viel häufiger helfen Rentner durch Geldschenkungen ihren Nachkommen beim Kauf einer neuen Immobilie.“
Was auch immer nun zutrifft – in jedem Fall steigen in Tschechien die Immobilienpreise so schnell wie noch nie zuvor. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres lag das Plus bei 14,5 Prozent, wie aus den Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat hervorgeht. Das war der dritthöchste Wert unter den 27 EU-Mitgliedsländern. Nur Estland und Dänemark verzeichneten eine noch höhere Teuerungsrate.
