„Roter Mittwoch“: Tschechien unterstützt Religionsfreiheit
Rot beleuchtet waren am Mittwochabend hierzulande Gebäude an mehr als 100 Orten. Damit schloss sich Tschechien der internationalen Initiative „Roter Mittwoch“ an, die daran erinnert, dass in vielen Ländern Menschen aus religiösen Gründen verfolgt werden.
Mit einem ökumenischen Gebet ging am Mittwochabend eine internationale Konferenz im Prager Karolinum zu Ende. Ihr Motto war die „Verfolgung wegen des Glaubens… Wie kann ich helfen?“. Einer der Initiatoren und Redner war Petr Jan Vinš. Er ist Generalsekretär des Ökumenischen Kirchenrats in Tschechien.
„Der Rote Mittwoch ist in England als Reaktion auf die Verfolgung von Christen in der Welt entstanden. Wir haben diese Aktion 2018 zum ersten Male durchgeführt. Veranstalter sind der Ökumenische Kirchenrat, die Tschechische Bischofskonferenz und im Unterschied zu anderen Ländern auch die Föderation jüdischer Gemeinden. Von Anfang an organisieren wir den Roten Mittwoch nicht nur interkonfessionell, sondern auch interreligiös. Wir kümmern uns nicht nur um verfolgte Christen, sondern um alle Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden.“
Der Sekretär der Föderation jüdischer Gemeinden in Tschechien, Tomáš Kraus, erinnerte auf der Konferenz daran, dass 1941 die ersten tschechischen Juden nach Terezín / Theresienstadt gebracht worden sind.
„Vor genau 80 Jahren trafen um 6 Uhr morgens auf dem heutigen Masaryk-Bahnhof in Prag 342 junge Männer zusammen. Ihnen wurde gesagt, sie werden von den Protektoratsbehörden irgendwohin zum Arbeitseinsatz geschickt. Unter diesen Männern war auch mein Vater.“
Es folgten weitere Transporte, so Kraus – nun ständig vom Bahnhof Bubny und immer am Morgen, um wenig Aufmerksamkeit zu erwecken.
„Die Mehrheit der Gesellschaft hat geschwiegen. Dies hat uns dazu bewegt, unsere Stimme zu erheben. In unserer Geschichte haben wir tragische Erfahrungen gemacht. Wir gewöhnten uns im euroatlantischen Raum inzwischen daran, in einem bestimmten Luxus zu leben. Doch es ist notwendig, auf die Verletzung der Religionsfreiheit in der Welt aufmerksam zu machen. Denn das, was uns damals passiert ist, könnte auch jemandem anderen in der Welt passieren.“
Auf der Konferenz erinnerte eine Vertreterin der Organisation „Kirche in Not“ daran, dass laut dem jüngsten Bericht über die Religionsfreiheit Menschen in 26 Ländern der Welt wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Wie kann sich die Öffentlichkeit für sie einsetzen? Dazu sagte Petr Jan Vinš:
„Der erste Schritt sollte immer sein, sich zu informieren und sich zu kümmern. Dann kann man an die Botschaften der Länder schreiben, in denen Religionsminderheiten verfolgt werden. Im neuesten Bericht werden China und Myanmar genannt. Dort kommt es zum Genozid an diesen Minderheiten. Es gibt noch weitere totalitäre Staaten, wo das Problem sehr ernst ist, wie beispielsweise Nordkorea. In Afrika geschieht die Verfolgung nicht durch den Staat, sondern durch verschiedene radikale islamistische Bewegungen. Die Öffentlichkeit kann die tschechische Diplomatie dazu bewegen, dass unser Land bei der Verteidigung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit international tätig wird.“
Nach der Konferenz und einem ökumenischen Gebet im Karolinum begab sich eine größere Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen Umzug, der an den rot beleuchteten Gebäuden vorbeiführte. Zum ersten Mal wurde im Rahmen des Roten Mittwochs in Prag auch ein Benefizkonzert veranstaltet. Mit dem Erlös will die tschechische Caritas zur Renovierung der von den IS-Milizen vernichteten Marienkirche in Mossul beitragen. Lukáš Curylo leitet die Caritas in Tschechien. Nach dem Konzert sagte er gegenüber Radio Prag International:
„Die Caritas hilft im Irak seit 2015, als ein Teil des Landes noch von den IS-Kräften besetzt war. Die Caritas greift natürlich nicht nur den Christen unter die Arme. Wir bemühen uns darum, Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser und Farmen zu unterstützen. Zudem beteiligen wir uns an der Erneuerung von Gemeindezentren bei den Kirchen. Denn sie dienen auch als Zentren der sozialen Hilfe und der Bildung. Es wird geschätzt, dass vor der Besetzung durch den IS rund 1,5 Millionen Christen im Irak lebten. Heute sind es nur noch 300 bis 400 Tausend Menschen. Weitere leben anderswo im Nahen Osten. Im Irak steht noch viel Arbeit vor uns. Die Caritas hat dort eine Zweigstelle errichtet, wo wir Ortskräfte, Moslems wie Christen, anstellen.“