Neue Traditionen entwickeln sich im tschechischen Radsport und Basketball
In diesen Tagen laufen die letzten Vorbereitungen auf die Olympischen Winterspiele in Peking, die am 4. Februar beginnen. Derweil wird in anderen Sportarten bereits fleißig an der Zukunft gebastelt, die auch mit dem Traum Olympia verknüpft ist. Oder es finden traditionelle Events statt, die ihresgleichen suchen.
Radsport: Roman Kreuziger Cycling Academy startet in fünfte Saison
Roman Kreuziger gilt als der erfolgreichste tschechische Radprofi der Nach-Wende-Zeit. Erst vor drei Monaten hat er seine aktive Karriere beendet. Der 35-Jährige aber ist dem Radsport treu geblieben, seit November vorigen Jahres ist er Sportdirektor im Rennstall Bahrain Victorius. Darüber hinaus hat der einstige Bergfahrspezialist vor vier Jahren in Plzeň / Pilsen ein Nachwuchs-Leistungssport-Zentrum gegründet. Die nach ihm benannte Roman Kreuziger Cycling Academy hat sich zum Ziel gesetzt, Straßenrennfahrer aus dem tschechischen Junioren- und Jugendbereich an das Topniveau bei den Erwachsenen heranzuführen. Derzeit werden von der Akademie, für die Profis als Manager, Trainer und Physiotherapeuten arbeiten, neun hoffnungsvolle Talente gefördert, darunter mit Nela Slaníková auch eine Juniorin.
Vor einigen Tagen ist das gesamte Team der Akademie zu einem längeren Trainingscamp in wärmere Gefilde aufgebrochen. So viele Nachwuchs-Radsportler zusammenzubekommen, sei nicht so leicht, sagt der Generalmanager der Akademie, Petr Kubias:
„Das ist im Kreis Pilsen insgesamt ein Problem. Denn junge Radsportler, die auch bereit sind, die harte Trainingsarbeit mitzumachen, gibt es relativ wenige. Vor allem die Suche im Straßen- und Bahnradsport gestaltet sich schwierig. Denn die Mehrheit der Radsportbegeisterten fährt heutzutage Mountainbike.“
Und Kubias setzt fort:
„Ich verstehe, dass sich ein Mountainbike etwas spielerischer fahren lässt, weshalb auch schon jüngere Kinder damit fahren. Wir aber richten unsere Förderung auf Talente ab dem 15. Lebensjahr aus, und da ist der Straßenradsport eher nicht so beliebt. In Mähren ist das Problem nicht so ausgeprägt, wir hier in Westböhmen aber haben damit zu kämpfen. Ich hoffe jedoch, dass sich dies in den nächsten Jahren bessern wird.“
Als Leiter der Akademie hat Roman Kreuziger, als er noch aktiver Rennfahrer war, ab und zu nach dem Rechten geschaut und den jungen Talenten zahlreiche Tipps gegeben. In seiner neuen Aufgabe als Sportdirektor von Bahrain Victorius aber sei der Ex-Profi zeitlich viel mehr eingespannt, was die direkten Kontakte erschwere, bestätigt Kubias. Trotzdem werde man auch aus Kreuzigers neuer Aufgabe einen Nutzen ziehen, glaubt der Manager:
„Roman sieht den Profiradsport jetzt von der anderen Seite. Meiner Meinung nach sollte das ein Gewinn sein für uns alle, vor allem aber für unsere Akademie. Denn er wird uns immer wieder neue Informationen geben, was uns bestimmt weiterbringt.“
Aus Erfahrung weiß Kubias zudem, wie Kreuzigers Ratschläge die jungen Talente stets angespornt haben, wenn er ihnen noch als Rennfahrer begegnet ist:
„Wenn es die Zeit erlaubte und er in Pilsen war, hat er sich natürlich auch mit den Jungs getroffen und mit ihnen einige Trainingseinheiten absolviert. Mit uns Betreuern stand er per Videochat oder Mobiltelefon im ständigen Austausch. Wenn er aber mit den jungen Rennfahrern zusammen war, dann hat er ihnen so viel wie möglich von seinen Erfahrungen vermittelt. Für beide Seiten war das nutzbringend.“
Trägt diese Zusammenarbeit bereits Früchte? Auch auf diese Frage hat Manager Kubias eine klare Antwort:
„Zwei Wettkämpfer haben wir für die höhere Kategorie ‚Elite-Amateure‘ freigegeben. Da ist zuerst Daniel Sporysch zu nennen, der regelmäßig mit der tschechischen Nationalmannschaft an internationalen Rennen teilgenommen hat. Inzwischen wurde er ins Team ATT Investment aufgenommen, das ich für den besten Rennstall in Tschechien halte. Das zweite Talent ist Josef Otta, der zu Sparta Prag gewechselt ist. Uns freut natürlich sehr, dass zwei unserer Zöglinge den Sprung in den Männerbereich geschafft haben. Wir hoffen, dass es für sie dort noch weiter aufwärts geht.“
Basketball: Musiker und Sportklub spielen zusammen für Pardubitz
Die Verbindung von klassischer Musik und Sport, das ist eine relativ seltene Kombination. Man kennt sie vom Eiskunstlauf und von der Rhythmischen Sportgymnastik. Für den Teamsport Basketball ist diese Kombi aber eher ungewöhnlich. Doch es gibt sie beispielsweise im ostböhmischen Pardubice:
Die Klänge eines Symphonieorchesters ertönen in der Enteria Arena seit 2015. Und zwar einmal in der Saison im Winter, wenn der BK Pardubice in einem Punktspiel der heimischen Liga auf einen Gegner trifft. Diese Veranstaltung trägt den Namen „Hrajeme spolu za Pardubice“ (Wir spielen zusammen für Pardubitz), sagt der Vorstandsvorsitzende des Basketballklubs, Pavel Stara, und ergänzt:
„Hrajeme spolu za Pardubice hat mittlerweile bereits Tradition. Die Veranstaltung findet dieses Jahr zum achten Mal statt. Es handelt sich um die Verknüpfung von Kultur und Sport in unserer Stadt, das heißt der Kammerphilharmonie Pardubice mit unserem Basketballverein. Im ersten Teil der Veranstaltung gibt das Orchester ein einstündiges Konzert, bei dem ein Gastinterpret auftritt. In diesem Jahr sollte es der Opernsänger Adam Plachetka sein, doch er ist momentan in New York. An seiner statt wird Štefan Margita singen. Danach wird das Liga-Derby zwischen unserer Mannschaft und dem Team Geosan Kolín ausgetragen.“
Diese Einladung hat Vorstandschef Stara vor einer Woche ausgesprochen, denn die achte Auflage der Aktion „Hrajeme spolu za Pardubice“ fand am Samstag statt. Angesichts der hochansteckenden Omikron-Welle hätten die Ausrichter die Veranstaltung auch absagen können. Doch dies sei für die Verantwortlichen eigentlich nie zur Diskussion gestanden, betont Stara:
„Diese Partie sucht natürlich ihresgleichen. Leider befinden wir uns derzeit in einer epidemiologischen Lage, so dass nur 1000 Zuschauer dieses Match live verfolgen können. Doch wie im vergangenen Jahr werden wir es auch als Stream im Internet ausstrahlen. Zugleich hat die Veranstaltung einen karitativen Zweck. Denn der Erlös aus dem Ticketverkauf wird für eine gute Sache gespendet.“
Auch im vorigen Jahr gab es Einschränkungen, und trotzdem gelang es, für den karitativen Zweck der Aktion 22.500 Kronen (922 Euro) zu sammeln. Das Geld ging an das Impfzentrum des Krankenhauses in Pardubice. Und die Sorge, dass sich die Musiker oder Basketballer noch kurz vor Veranstaltungsbeginn mit Corona infizieren könnten, hatte sich frühzeitig halbiert. Omikron hatte schon vor einer Woche im Team des BK Pardubice zugeschlagen, so dass die Elbestädter für fünf Tage in Quarantäne mussten. Aus ihr wurden sie am vergangenen Mittwoch entlassen. Dennoch betonte Clubchef Stara zwei Tage vor Spielbeginn noch einmal:
„Für uns ist es aus langfristiger Sicht wichtig, dass diese Aktion fortgesetzt wird. Schon im vergangenen Jahr mussten wir wegen Corona einige Einschränkungen in Kauf nehmen. Also haben wir uns etwas daran gewöhnt. Jetzt sind wir aber in der unschönen Lage, dass die Omikron-Welle ihren Höhepunkt erreicht. Deswegen ist es wichtig, dass sowohl beide Basketballteams als auch das Orchester gesund bleiben.“
Staras Wunsch ging in Erfüllung. Nach dem einstündigen Konzert der Kammerphilharmonie Pardubice wurde am Samstag auch noch Basketball gespielt. Die Gastgeber gewannen die Begegnung mit 102:82. Für beide Teams war es das letzte Spiel der Vorrunde, Pardubice als Vierter und Kolín als Fünfter haben sich für die Hauptrunde qualifiziert. Diese wird von den acht besten Mannschaften bestritten, die übrigen vier kämpfen gegen den Abstieg aus der sogenannten Kooperativa NBL, der tschechischen Liga. Doch egal wie die Saison für den BK Pardubice letztlich endet, das vereinsinterne Highlight des Jahres – die Aktion „Wir spielen zusammen für Pardubitz“ – hat auch die zweite Corona-Probe gut überstanden.