Tödlicher Angriff an Prager Schule: Psychologische Betreuung von Schülern soll verbessert werden
An einer Berufsschule im Prager Stadtbezirk Michle wurde am Donnerstag ein Lehrer mit einer Machete ermordet. Der Tatverdächtige wurde nach kurzer Flucht festgenommen, es handelt sich um einen 19-jährigen Schüler der Einrichtung. Die Tat hat eine Diskussion um die Sicherheit von Lehrkräften in Tschechien ausgelöst.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat der Täter den Pädagogen im Lehrerzimmer mit der Machete angegriffen. Die Verletzungen waren so schwer, dass die Reanimierungsversuche der eintreffenden Rettungskräfte erfolglos blieben. Das Opfer starb noch am Tatort. Wie Bildungsminister Petr Gazdík (Stan) am Donnerstagnachmittag den Medien mitteilte, sei es am Tag zuvor wegen einer schlechten Leistung zum Konflikt zwischen dem Schüler und dem Lehrer gekommen. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks ergänzte Gazdík dann am Freitagmorgen, dass die Gründe für die Tat genau untersucht werden müssten:
„Ihren Anteil daran haben sicher auch die Corona-Pandemie und der Verlust von sozialen Kontakten während der langen Zeit des Distanzunterrichts. Zudem leben wir in einer Zeit, in der nur ein Stück von unseren Grenzen entfernt ein Krieg wütet. Die Unruhe in der Gesellschaft und auch die zunehmenden psychischen Probleme von Schülern haben nun leider diese schreckliche Folge.“
Den ersten und bisher einzigen Fall dieser Art in Tschechien gab es 2004. In Svitavy / Zwittau nördlich von Brno / Brünn erstach während der Unterrichtsstunde ein damals 16-jähriger Schüler seinen Lehrer. Der Junge bekam eine neunjährige Haftstrafe. Dieser und auch andere Vorfälle, bei denen etwa eine fremde Person in ein Schulgebäude einzudringen versuchte, hätten seitdem für eine Verbesserung der Sicherheitslage an den hiesigen Bildungseinrichtungen geführt, betont Gazdík. Auf die nun außerdem vorgebrachte Forderung nach der Aufstellung von Metalldetektoren in den Eingangsbereichen reagiert der Minister zurückhaltend:
„Diese mögliche Maßnahme wird von uns jetzt auf ihre positiven und negativen Effekte geprüft. Mit ihr würden gewisse Kosten und auch Probleme beim Zutritt zum Gebäude einhergehen. Zudem lagern in Berufsschulen unterschiedliche Werkzeuge für Unterrichtszwecke. Auch diese können zu Tatwaffen werden. Daher bin ich mir nicht sicher, ob eine Eingangskontrolle eine Lösung wäre.“
Gazdík selbst äußerte noch am Donnerstag den Vorschlag, Lehrer zu verbeamten, um ihnen mehr Schutz durch den Staat zu gewährleisten. Die zunehmende Aggressivität unter Kindern und Jugendlichen erfordere aber auch eine bessere Betreuung direkt an den Schulen, so der Minister weiter:
„Unser Ministerium hat dafür das Jan-Amos-Komenský-Programm entwickelt. Dabei gehen 4,3 Milliarden Kronen in den Aufbau eines Netzwerkes an Schulpsychologen. Gemeinsam mit diesen sollen Sozial- und Sonderpädagogen sowie deren Assistenten an den jeweiligen Schulen ein Team bilden.“
4,3 Milliarden Kronen sind etwa 180 Millionen Euro. Mit dem Geld und einem entsprechenden Gesetzesvorschlag, der demnächst im Abgeordnetenhaus vorgelegt werde, würden stabile Arbeitsplätze für psychologische Beratungsstelle in Schulen geschaffen, fährt Gazdík fort. Bisher würden solche Stellen nämlich mitten im Schuljahr mit dem Auslaufen der Projektgelder wegfallen.
Die Berufsschule in Michle wurde am Donnerstagmittag von der Polizei abgesperrt. Auf Beschluss der Schulleitung blieb die Einrichtung auch am Freitag noch geschlossen. Schülern und Lehrern steht nach Angaben des Prager Magistrats psychologische Hilfe zur Seite.