Bildungsminister Chládek will mehr Geld und Schutz für Erzieher

Marcel Chládek (Foto: Filip Jandourek)

Vor drei Wochen wurde die tschechische Gesellschaft aufgeschreckt von einem Gewaltexzess in einer Erziehungsanstalt. Ein 14-jähriger Jugendlicher hatte seinen Erzieher in der Anstalt im mährischen Králíky mit einem Schraubenzieher in den Hals gestochen. Der Einstich verfehlte die Schlagader nur um Zentimeter, mit einem ein Jahr älteren Kameraden hat der Täter zudem eine Erzieherin zusammengetreten. Beide Pädagogen sind weiterhin in ärztlicher Behandlung. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag hat Bildungsminister Marcel Chládek nun Maßnahmen vorgeschlagen, um solchen Fällen künftig vorzubeugen.

Marcel Chládek  (Foto: Filip Jandourek)
Für Donnerstag hatte Minister Chládek die Direktoren der rund 70 tschechischen Erziehungsanstalten zu einem Treffen nach Prag geladen, um die zurückliegenden Ereignisse zu erörtern. Laut Chládek sei dabei klar geworden, dass seine Vorgänger im Bildungsressort die Zustände im Erziehungswesen nur allzu oft unter den Tisch gekehrt hätten:

„Allein im vergangenen Jahr ist es zu 68 physischen Angriffen in diesen Anstalten gekommen. Und in diesem Jahr sind gerade einmal dreieinhalb Monate vergangen, und es wurden bereits wieder 30 Attacken registriert.“

Nach dem Vorfall in Králíky hat sich der Minister vor Ort über die Zustände in den Anstalten informiert und war entsetzt. Chládek besuchte einige Anstalten, die er als marode und als personell unterbesetzt einstufte. Unter diesen unzumutbaren Bedingungen könnten die Erzieher nicht länger weiterarbeiten, so Chládek. Er hat daher einen Plan mit Sofortmaßnahmen erstellt:

Anstalt im Králíky  (Foto: ČTK)
„Der erste Schritt, den es zu tun gilt, ist die Erhöhung der finanziellen Mittel zur Modernisierung und verbesserten Ausstattung dieser Einrichtungen. Zudem müssen auch mehr Gelder für das Personal bewilligt werden. Und drittens muss der Vorschlag erörtert werden, den Lehrern und Erziehern dieser Anstalten einen besseren Rechtsschutz zu gewähren.“

Der erhöhte Rechtsschutz soll dadurch erreicht werden, dass Lehrer und Erzieher den Status einer „geschützten Person“ erhalten – analog der Praxis, die seit fünf Jahren in der Slowakei ausgeübt wird. Nach schweren Fällen von physischer, verbaler sowie visueller Gewalt im Internet kämen die Täter im Nachbarland nämlich vor Gericht und würden härter bestraft, so Chládek. Zudem hätten seine Stippvisiten und das Treffen mit den Direktoren gezeigt, dass es auf dem Gebiet der Weiterbildung Nachholbedarf gebe:

„Diesem Bereich muss größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Direktoren haben sich darüber beschwert, dass bisher vom Ministerium keine ausreichende methodische Unterstützung gewährt wurde. Zudem hätten ihre Anstalten kaum finanzielle Mittel für qualitativ gute Weiterbildungskurse erhalten. Das Erziehungssystem aber hat sich längst in eine ganz andere Richtung bewegt, und auch die Kinder treten heute ganz anders auf als noch vor zwei, fünf, zehn oder 15 Jahren.“

Illustrativesfoto: Alexander Popelier,  stock.XCHNG
Um die gravierenden Erfordernisse im Erziehungswesen möglichst bald aus der Welt zu schaffen, hat Chládek nun eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Anstalten und des Ministeriums bilden lassen. Zudem will er sich künftig vierteljährlich mit den Erziehern treffen, um aktuelle Probleme – im Gegensatz zu früher – möglichst schnell zu lösen. Auch im Fall der jugendlichen Gewalttäter von Králíky hätte sein Vorgänger im Amt die Tat vermutlich verhindern können, mutmaßt der Minister.

„Wenn sich die Indizien bestätigen, dann hätte das Ministerium augenblicklich handeln müssen, so wie ich es jetzt getan habe. Ich habe beide Jungen in zwei andere Anstalten verlegen lassen, und zwar in Einrichtungen mit einem strengeren Regime.“

Nur so sei es auch vorstellbar, dass die zwei traumatisierten Erzieher eines Tages an ihre Arbeitsstätte zurückkehren werden. Den Willen, in der Anstalt Králíky weiterzuarbeiten, hätten beide bekundet, sagte Minister Chládek abschließend.