Reliquie von Kaiser Karl I. im Prager Veitsdom eingebettet
Am vergangenen Sonntag fand im Prager Veitsdom ein Festgottesdienst statt. Nach der Messe wurde eine Reliquie des letzten böhmischen Königs und Kaisers von Österreich, Karl I., in die Kaiserliche Kapelle übertragen.
Den Gottesdienst im Veitsdom zelebrierte der Prager Weihbischof Václav Malý. Er erinnerte in seiner Rede an die Beziehung von Kaiser Karl I. zu Böhmen:
„Er konnte gut Tschechisch. Einige Jahre verbrachte er in Brandýs nad Labem. Zum Kaiser ist er in der Zeit geworden, als der Erste Weltkrieg voll im Gange war. Erfolglos bemühte er sich um die Friedensverhandlungen. Er führte jedoch ein sehr gutes persönliches Leben. Karl endete im Exil auf der Insel Madeira, wo er in unwürdigen Bedingungen lebte. Papst Johannes Paul II. hat ihn 2004 seliggesprochen.“
Der Gottesdienst und die anschließende Zeremonie fanden im Prager Veitsdom anlässlich des 100. Todestags von Karl I. statt. Er starb im Alter von 34 Jahren am 1. April 1922 in Funchal auf Madeira. Nach der Seligsprechung wurden einige winzige Teile seiner Gebeine in Rom als Reliquien gestaltet. Eine davon wurde nach dem Gottesdienst in die Kaiserliche Kapelle gebracht, die sich hinter dem Hauptaltar befindet.
Am Gottesdienst im Prager Veitsdom nahmen viele Mitglieder des St. Georgs-Ordens teil. Mitglied des dynastischen Ritterordens der Familie Habsburg-Lothringen war auch Karl I. Milan Novák ist Mitglied der tschechischen Zweigstelle der Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden. Früher war er Kastellan auf Schloss Brandýs nad Labem. Novák machte im Veitsdom darauf aufmerksam, dass die Reliquie zum Bestandteil des Domschatzes geworden ist.
„Sie wird in der Hauptkirche des tschechischen Volkes im Sitz der böhmischen Herrscher aufbewahrt. In der Georgs-Basilika in der Nähe befindet sich das Grab der Přemysliden-Fürstin, der Heiligen Ludmila, die eigentlich die Urmutter von Karl I. war. Karl lernte die Schrecken und Leiden eines modernen Kriegs kennen. Als Christ hatte er den Mut und die Kraft, seinen Glauben in gute Taten zu verwandeln.“
Milan Novák merkte an, der böhmische König kehre symbolisch nach Hause zurück – an den Ort, wo seine Vorfahren bestattet sind. Er sei ein Nachkomme der Heiligen Ludmila in der 32. Generation, sodass er mit seiner Herkunft auch ein Přemyslide gewesen sei, fügte Novák hinzu.
Am Gottesdienst im Prager Veitsdom nahm auch der Enkelsohn des Kaisers, Karl von Habsburg-Lothringen, teil. Über seine Eindrücke sagte er gegenüber Radio Prag International:
„Zunächst einmal ist es sehr speziell, wenn man einen Großvater hat, der von der Kirche seliggesprochen ist. Es ist natürlich nicht nur ein großes Vorbild, sondern auch ein großer Auftrag. Und gerade in einer Zeit, die so kompliziert ist wie unsere – mit dem Krieg in der Ukraine, dem Angriff auf die Werte, die wir in Mitteleuropa vertreten und wir aus der Geschichte herausgelernt haben. Ich glaube, dass das ein besonders schönes Symbol ist, dass die Reliquie meines Großvaters hier im Dom eingesetzt wurde. Ein Symbol dafür, dass man sich auf die Geschichte besinnen soll und aus ihr lernen muss. Und es zeigt wie man etwas für die Zukunft machen kann, damit es den Menschen besser geht.“
An den letzten böhmischen König und Kaiser von Österreich wurde in den vergangenen Jahren bis auf die Corona-Zeit jedes Jahr auf Schloss Brandýs nad Labem erinnert. Auch der Enkelsohn von Karl I. besuchte zuvor einige Mal die historischen Feierlichkeiten, die unter dem Titel „Audienz bei Karl I.“ im Frühjahr stattfanden. Er hoffe schon, dass er wieder einmal nach Brandýs kommen werde, merkte er an:
„Ich weiß nicht, wie oft man hinkommen kann. Natürlich treibt mich auch die Arbeit viel herum – nicht nur die Hilfe der Ukraine, sondern auch der Schutz von Kulturgütern, sodass ich auch Zeit außerhalb von Europa verbringe. Aber ich komme, sobald es geht.“
Kaiser Karl I. verbrachte in den Jahren 1908 bis 1912 seinen Militärdienst in Böhmen. Er diente beim 7. Dragonerregiment, das in Brandýs nad Labem stationiert war. Die glücklichen Jahre, die der spätere Herrscher in Böhmen verbrachte, beeinflussten seine Beziehung zu den Tschechen positiv.