Bildband über Karl I. und Brandýs nad Labem erschienen

Der letzte österreichische Kaiser und böhmische König, Karl I., verbrachte in seiner Jugend einige Jahre in der mittelböhmischen Stadt Brandýs nad Labem / Brandeis. Über Karl I. und seine Beziehung zu Brandýs erzählt ein neues Buch, das vorige Woche im Österreichischen Kulturforum in Prag vorgestellt wurde.

Kaiser Karl I. verbrachte in den Jahren 1908 bis 1912 seinen Militärdienst in Böhmen. Er diente beim 7. Dragonerregiment, das in der Elbe-Stadt Brandýs nad Labem stationiert war. Die glücklichen Jahre, die der spätere Herrscher in Böhmen verbrachte, beeinflussten seine Beziehung zu den Tschechen positiv, sagt der Verfasser des neuen Buchs, Milan Novák. Novák leitet die Kultur- und Tourismussektion im Rathaus der Doppelstadt Brandýs nad Labem-Stará Boleslav. Er ist zudem Kastellan des Schlosses in Brandýs und beteiligte sich zudem an der Renovierung des Gebäudes und an der Gestaltung der dortigen Dauerausstellung. Mit Karl I. befasst sich Novák bereits seit mehreren Jahren:

„Ich glaube, dass sich meine Beziehung zu dieser Persönlichkeit entwickelt hat. Zudem habe ich das Gefühl, dass es eine beiderseitige Beziehung ist. Als letzter Besitzer des Schlosses in Brandýs nad Labem ist Karl I. Gegenstand von nicht direkt wissenschaftlichen, aber eher historisch-praktischen Forschungen geworden. Ich wollte das Schicksal des Schlosses bis 1918 besser kennenlernen, bevor es nach Jahrhunderten aufhörte, ein Kaiser- und Königsschloss zu sein. Ich schätze einige von Karls Vorfahren sehr und weiß von ihnen, was alles sie für Brandýs und für die Länder der böhmischen Kronen alle geleistet haben. Aber zu Karl I. habe ich eine persönlichere Beziehung.“

Milan Novák hat in seinem Buch über Karl I. viele historische Fotos und Ausschnitte aus Chroniken veröffentlicht. Diese vermitteln eine Vorstellung von der Atmosphäre in Brandýs und in der Nachbarstadt Stará Boleslav zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Laut Novák Worten hat sich Karl I. auch noch in den letzten Jahren seines Lebens im Exil gerne an Brandýs erinnert. Doch der Kaiser ist in der mittelböhmischen Stadt in Vergessenheit geraten, glaubt Novák.

„Nicht nur die Bewohner von Brandýs, sondern alle haben ihn vergessen. Ich finde aber viel wichtiger, ob wir mit zeitlichem Abstand in der Lage sind, uns wieder mit einer solchen historischen Persönlichkeit zu beschäftigen. Es geht darum, ob wir bewerten können, was uns die damaligen Ereignisse gebracht und genommen haben.“

Milan Novák | Foto: Tschechisches Fernsehen
Vor allem das Schloss in Brandýs ist mit Karl I. verbunden, aber nicht nur, wie der Kastellan sagt:

„An Karl I. erinnert heutzutage auch eine Reliquie und seine Kapelle in der Mariä-Himmelfahrts-Kirche. In Stará Boleslav hat zudem die tschechische Zweigstelle der internationalen Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden ihren Sitz. Ich halte vor allem aber die Teilnahme von Hunderten Menschen für wichtig, die jedes Jahr aus ganz Europa zu den Veranstaltungen kommen, die Kaiser Karl I. gewidmet sind.“

Karl I. wurde im Jahre 2004 seliggesprochen. Aus diesem Anlass wurde eine Gedenktafel in der Kirche von Brandýs installiert. Vor zehn Jahren hatte Milan Novák schon eine historische Veranstaltung mit dem Titel „Audienz bei Karl I.“ ins Leben gerufen. Sie findet regelmäßig am letzten Wochenende im April statt. In diesem Jahr wird am 28. und 29. April nicht nur an Kaiser Karl I, sondern diesmal auch an Rudolf II. gedacht, der vor 400 Jahren gestorben ist.