„Oh, bin ich traurig“: Mezzosopranistin Cukrová singt Martinůs Lieder

„Oh, bin ich traurig“

Der Komponist Bohuslav Martinů (1890-1959) hat mehrere Liederzyklen auf die Texte der mährischen Volkspoesie komponiert. Eben seine Lieder enthält die CD der tschechischen Mezzosopranistin Markéta Cukrová und des Pianisten Ivo Kahánek mit dem Namen „Ej, smutno je mně“ –„Oh, bin ich traurig“

Markéta Cukrová | Foto: Ilona Sochorová

Bei Konzerten singe sie gerne die Lieder von Bohuslav Martinů, sagt Markéta Cukrová. Für einen tschechischen Sänger oder eine tschechische Sängerin seien diese eine Herzensangelegenheit, sagte die Mezzosopranistin in einem Interview gegenüber dem Kultursender des Tschechischen Rundfunks Vltava:

„Ich habe eine besondere Zuneigung zu Bohuslav Martinů, weil ich in mehreren Opern von ihm mitgewirkt habe. Ich liebe ihn sehr. Es war mein lang gehegter Wunsch, seine seltsamen, von der Folklore inspirierten und intellektuell interessanten Liederzyklen aufzunehmen.“

Bohuslav Martinů | Foto:  Rabas-Galerie in Rakovník,  eSbírky,  public domain

„Oh, bin ich traurig“ heißt das Album. Die Lieder sind vorwiegend von Melancholie geprägt.

„Die schönste Musik ist ja bekanntlich traurig. Der Hörer kann sich leicht in ein melancholisches oder trauriges Gefühl hineinversetzen. In unserem slawischen Umfeld ist die Melancholie allgegenwärtig und dominierend. Ich habe sie auch in mir. Gesangstechnisch kann man bei melancholischen und schwermütigen Melodien wunderbar mit der Stimme arbeiten, Phrasen entwickeln, mit Vibrato und mit Farben arbeiten. Deswegen macht mir das am meisten Spaß. Ich singe gerne traurige Musik.“

Begleitet wird Markéta Cukrová auf der CD vom Pianisten Ivo Kahánek:

Ivo Kahánek | Foto: Veronika Paroulková,  Tschechischer Rundfunk

„Ivo ist ein Solist par excellence, und für jeden Klaviersolisten ist es eine Herausforderung, mit einem Sänger zu spielen. Denn der Sänger ist von Natur aus dominant, und auch der Pianist ist gewohnt, beim Solospiel dominant zu sein. Wenn zwei solche Menschen zusammenkommen, müssen sie das Spielfeld abstecken und zusammenarbeiten. Ivo erzählte mir, dass er am Anfang seiner Zusammenarbeit mit den Sängern viele Dinge lernen musste. Zum Beispiel mit dem Sänger zu atmen. Nachdem er das gelernt hatte, habe es sein Solospiel bereichert. Jetzt denke ich, dass es ihm sehr viel Spaß macht, und meine Zusammenarbeit mit ihm ist sehr gut. Denn er ist es gewohnt, die Musik aktiv zu gestalten und nicht nur zu begleiten. Ich muss darauf achten, was er spielt. Er respektiert mein Denken, und ich muss seines respektieren und ihm Raum geben. Das macht die Sache für mich umso interessanter.“

Markéta Cukrová und Ivo Kahánek haben die Lieder von Bohuslav Martinů zunächst für das Radio-Archiv eingespielt. Auf der im Frühjahr erschienenen CD haben sie noch den Liederzyklus „A Charm of Lullabies“ von Benjamin Britten ergänzt.

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