Augustinerkloster in Roudnice ist neues Nationales Kulturdenkmal Tschechiens
Acht Baudenkmäler werden ab Neujahr in die Liste des tschechischen nationalen Kulturerbes aufgenommen. Dazu gehört auch das Augustiner-Chorherren-Stift in Roudnice nad Labem / Raudnitz.
Das Stift in Roudnice ist das älteste Kloster der Augustiner-Chorherren hierzulande. Kastellan Tomáš Buryška weiß mehr:
„Das Kloster wurde 1333 gegründet. In dem Jahr kamen die Augustiner-Chorherren nicht nur nach Roudnice, sondern überhaupt zuerst in die böhmischen Länder.“
Das Kloster in Roudnice gehörte dem Prager Bistum und diente als Landsitz. Das Stift wurde am Ufer der Elbe unter der bischöflichen Burg errichtet. Durch die reich ausgestattete Bibliothek und das stiftseigene Skriptorium wurde es ein religiöses und kulturelles Zentrum im Königreich Böhmen und auch darüber hinaus. Von seiner Bedeutung zeugen heute vor allem illuminierte Handschriften aus der Klosterbibliothek oder wertvolle Tafel- und Wandmalereien. Während der Hussitenkriege wurde das Kloster geplündert, und danach gelang es den Chorherren nicht mehr, ihren früheren Ruhm wiederzuerlangen. Der letzte Augustiner-Chorherr verließ Roudnice spätestens Ende des 15. Jahrhunderts. Das Klostergebäude diente seitdem der Pfarrverwaltung und wird bis heute zu diesem Zweck genutzt. Tomáš Buryška führt durch den Gebäudekomplex:
„Diese Kapelle befindet sich über einem älteren Andachtsraum. Unter uns ist heute die Sakristei, sie diente früher aber als Kapelle oder vielleicht sogar als Kirche – bis später die Kirche Mariä Geburt errichtet wurde.“
Die Klosterkirche Mariä Geburt wurde 1340 geweiht und bildet heute die Dominante des Areals. Es handelt sich um eine dreischiffige gotische Basilika mit langem Chorraum, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Stil der sogenannten Barockgotik umgebaut wurde. Der Rundgang geht im Kapitelsaal und dem Kreuzgang sowie in der ehemaligen Klosterbibliothek im ersten Stock weiter.
Der Kastellan weist auf eine wertvolle Wandmalerei im Klosterinneren hin. Sie zeigt den gekreuzigten Christus, der sich jedoch nicht am Kreuz befindet, sondern an einem sogenannten Lebensbaum. Es soll sich um die älteste erhaltene Version des Lebensbaums nördlich der Alpen handeln…
„Wenn die Besucher eine Sache merken sollten, die von überregionaler Bedeutung ist, so sind es die Flecken hier an der Wand. Eine solche Darstellung war in Mitteleuropa in der Mitte des 14. Jahrhunderts kaum zu finden. Der Baumstamm erinnert an eine Palme, aber die Blätter eher an eine Weinrebe. Es ist ein Lebensbaum“, so Buryška.
Die Regierung hat das Kloster Ende November zum Nationalen Kulturdenkmal erhoben. Tomáš Buryška erhofft sich dadurch nun mehr Unterstützung vom Staat, um die Anlage in Zukunft restaurieren zu können:
„Das Kloster befindet sich in einem schlechten Zustand. Viele Dinge müssen repariert werden. Ich hoffe, dass uns die Ernennung zum Nationalen Kulturdenkmal in der Zukunft Fördermittel für diese Arbeiten bringen wird.“