Für jeden Kandidaten ein Abstimmungsbogen: Wie in Tschechien der Staatspräsident gewählt wird
Zum dritten Mal wählen die Menschen in Tschechien direkt ihr Staatsoberhaupt. Eine Kandidatin und sieben Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Präsident Miloš Zeman, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren darf. Im Folgenden mehr zum Ablauf der Wahl.
Die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Tschechien hat am Freitag um 14 Uhr begonnen. Anders als zum Beispiel in Deutschland sind die Wahllokale an zwei Tagen geöffnet: am Freitag noch bis 22 Uhr und am Samstag von 8 bis 14 Uhr.
Auch das Abstimmungsverfahren unterscheidet sich von dem, was in Deutschland bei den meisten öffentlichen Wahlen praktiziert wird. So macht man hierzulande kein Kreuzchen auf einer Liste mit den Namen aller Kandidierenden.
„Das Verfahren ist einfach. Für jeden Kandidaten gibt es einen eigenen Abstimmungsbogen. Mit den Bögen muss man nichts machen, außer in der Wahlkabine denjenigen mit dem Namen des gewünschten Bewerbers auszuwählen und in den beigefügten grauen Wahlumschlag zu stecken. Danach geht man zur Urne und steckt den Umschlag dorthinein“, erläutert Petr Vokáč vom Innenministerium.
Nach Schließung der Wahllokale beginnt in den rund 15.000 Wahlkreisen die Auszählung. Doch wann sind die Ergebnisse zu erwarten? Eva Krumpová ist erste stellvertretende Vorsitzende des Statistikamtes und sagte am Freitag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Gemäß unseren Erfahrungen sollten die Ergebnisse der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Samstag in den Abendstunden vorliegen. Die überwiegende Mehrheit der Wahlkreise dürfte aber bereits bis 17 Uhr ausgezählt sein.“
Über den tschechischen Präsidenten stimmen die Bürger in einer absoluten Mehrheitswahl ab. Das heißt, es siegt der Kandidat, der mindestens 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erreicht. Erst zum dritten Mal dürfen die Menschen hierzulande direkt über ihr Staatsoberhaupt entscheiden. Und bei den vergangenen beiden Urnengängen erreichte nie ein Bewerber schon in der ersten Runde die absolute Mehrheit. In diesem Fall folgt 14 Tage später eine Stichwahl. Zu dieser sind aber nur noch die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen aus der ersten Runde zugelassen.
In insgesamt elf Gemeinden werden diesmal zusätzlich zur Präsidentschaftswahl Referenden abgehalten. Dabei geht es zum Beispiel um den Bau eines Seniorenheims, den Bau von Windkraftanlagen oder in Karlovy Vary / Karlsbad um die baufällige Sprudelkolonnade. Doch die Trauben hängen hoch für ein erfolgreiches Referendum.
„Damit ein Referendum gültig ist, müssen mindestens 35 Prozent der zugelassenen Wähler in der Gemeinde teilnehmen. Bindend wird das Referendum erst dann für das Rathaus, wenn über 50 Prozent der Teilnehmenden dafür stimmen. Zugleich müssen die Ja-Stimmen mindestens 25 Prozent der zugelassenen Wähler in der Gemeinde ausmachen“, so der Sprecher des Magistrats in Karlsbad, Jan Kopál.
Die Wahlbeteiligung bei den ersten Runden der tschechischen Präsidentschaftswahl 2013 und 2018 lag übrigens bei 61 beziehungsweise 62 Prozent. Zum aktuellen Urnengang sind rund 8,3 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen.
