Vorbild Comedian Harmonists: R. A. Dvorský und seine Melody Boys
Mit seinen Melody Boys komponierte Rudolf Antonín Dvorský berühmte Swing-Stücke. Die Inspiration dafür kam unter anderen von den Comedian Harmonists.
Mehrstimmiger Herrengesang erlebte in den 1920er Jahren einen großen Boom. Anteil daran hatten etwa die Revelers aus den USA. Das Ensemble sang a cappella, lediglich vereinzelt wurde es vom Klavier begleitet. Noch bekannter sind wohl vielerorts heute die Comedian Harmonists aus Berlin. Ende der 1920er Jahre tauchten aber auch in Tschechien die ersten Platten dieser Musikrichtung auf, etwa von John Gollwell, dessen bürgerlicher Name Jan Borůvka seine tschechische Herkunft schon eher zeigt.
Auch Rudolf Antonín Dvorský, der später als R. A. Dvorský bekanntwerden sollte, ließ der Ruhm der Comedian Harmonists und weiterer solcher Bands keine Ruhe. 1926 gründete er sein eigenes Ensemble, die Melody Makers, die er später in Melody Boys umbenannte. 1930 erschien ihre erste Platte. Zentrales Thema der Musik von R. A. Dvorský war die Liebe – sei es glücklich oder unglücklich. Auf einem Album fand sich auch ein deutschsprachiger Song, die Nummer „Es muss nicht heute sein“. Das Lied war ein Bonustrack auf einer Platte. Sänger war in diesem Fall Fred Hartford, der damals eigentlich Musiker in Dvorskýs Orchester gewesen war.
Ungewollter Künstler nach Ende des Zweiten Weltkrieges
R. A. Dvorský hieß eigentlich Rudolf Antonín. In seinen Künstlernamen ließ er jedoch seine Herkunft einfließen: Geboren wurde R. A. Dvorský nämlich 1899 in Dvůr Králové / Königinhof. Der Musik widmete er sich nicht nur mit den Melody Boys. So war er auch Verleger und brachte in dieser Rolle etwa das Gesamtwerk des Komponisten Jaroslav Ježek heraus. Im Zentrum stand aber die eigene Musik. So spielte er mit seinem Orchester unter anderem auch in über 20 Filmen.
Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde R. A. Dvorskýs Orchester aufgelöst. Nach 1945 wurde sein Verlag enteignet, und ihn selbst steckte man sogar für mehrere Jahre ins Gefängnis. Vor Gericht wurde Dvorský vorgeworfen, er hätte versucht, illegal die tschechoslowakische Staatsgrenze zu überqueren. Das Urteil lautete auf Landesverrat. Ganz offensichtlich passte seine Musik aber auch nicht ins damalige Konzept der Kommunisten. 1953 bis 1956 verbrachte Dvorský hinter Gittern.
Nachdem er aus der Haft entlassen wurde, komponierte R. A. Dvorský wieder Musik. Lieder wie „Ráno a večer“ und „Jipi-jou“ erzielten große Erfolge bei Musikwettbewerben, und ein Kassenschlager wurde auch die Nummer „Pohádka o konvalinkách“. Als der Titel 1967 zum Schlager des Jahres gewählt wurde, war Dvorský allerdings bereits seit einem Jahr tot.