Schon bald Unesco-Weltkulturerbe? Das Franziskanerkloster von Kadaň
Vor 550 Jahren wurde das Franziskanerkloster von Kadaň / Kaaden eingeweiht. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten erstrahlt seit zwei Jahren nicht nur die Kirche wieder in neuem Glanz. Geht es nach einer Initiative vor Ort, könnte die Anlage schon bald zum Unesco-Weltkulturerbe gehören.
Lukáš Gavenda schließt die Tür zur Kirche im Franziskanerkloster von Kadaň auf. Nicht vorn, sondern in der Mitte des historischen Gotteshauses steht ein prunkvoller Schrein…
„Das ist der Altar der Vierzehn Nothelfer. Er trug dazu bei, dass diese Anlage überhaupt entstand, dass hier auf diesem Berg geistiges Leben stattfand und vor 550 Jahren das Kloster gegründet wurde“, schildert Gavenda.
Bedeutend ist in der Kirche heute aber nicht mehr nur dieser Altar, sondern auch das eigentliche Presbyterium. In ihm finden sich nicht nur wertvolle Wandgemälde von Schülern Lucas Cranachs, sondern auch ein Relief von Johann Lobkowitz von Hassenstein.
Vor zwei Jahren wurde die umfassende Restaurierung abgeschlossen
Der grimmig dreinblickende Herr hat den größten Anteil daran, dass hier vor 550 Jahren ein Kloster eingerichtet wurde. Bis 1950 diente die Anlage den Franziskanern als Ort ihres geistigen Lebens. Während der Zeit des Kommunismus wurde das Kloster dann – wie viele vergleichbare Bauten in der Tschechoslowakei – seinem Schicksal überlassen:
„Randalierer haben hier die Fenster zerstört, es regnete hinein, alles war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Im Kloster waren die Decken eingebrochen. All das musste restauriert werden.“
Und das geschah dann auch. Die Restaurierung startete 1995, und nach einer Unterbrechung war sie 2021 beendet. Dabei wurde die Klosterkirche, der heutige Höhepunkt der Anlage, als letztes fertiggestellt. Ein Vierteljahrhundert hätten die Arbeiten also insgesamt gedauert, merkt Gavenda ein wenig stolz an.
Große Feierlichkeiten zum 550. Gründungsjubiläum
Der Historiker führt in weitere Bereiche des Klosters. In einem Raum kann man das Uhrwerk bewundern, durch das die Glocken der Kirche gesteuert werden. Eine andere kleine Halle beeindruckt durch ihr einzigartiges Gewölbe. Das gesamte Areal ist heute Teil des Stadtmuseums von Kadaň, erzählt Gavenda:
„Wir sind keine kirchliche Einrichtung mehr, sondern ein Museum. Dennoch versuchen wir, nicht nur an die historische und künstlerische Tragweite dieses Ortes zu erinnern, sondern auch an die religiöse. Einer unserer Besucherrundgänge trägt den Titel ‚Leben im Kloster‘ – und er ist der beliebteste.“
Das 550. Gründungsjubiläum soll laut dem Historiker mit einem besonderen Programm gefeiert werden: „Wir organisieren eine Reihe von Vorlesungen, Konzerten und Ausstellungen“, sagt Gavenda.
Die größte Exposition wird dabei am 15. April eröffnet…
„Wir werden nicht nur die Gründung des Klosters thematisieren, sondern auch das 530. Jubiläum der Pilgerfahrt von Johann Lobkowitz von Hassenstein. Von Kadaň aus reiste er ins Heilige Land, konkret nach Jerusalem und Bethlehem, und dann wieder zurück.“
Die Pilgerreise von Johann Lobkowitz von Hassenstein ist auch heute noch von Bedeutung, vor allem wegen des umfassenden Reiseberichts, den der Freiherr damals anfertigte. Die Ausstellung zu den beiden Jubiläen wird auch mit Informationen auf Deutsch versehen sein. Denn ein Drittel der Besucher des Klosters seien deutschsprachig, betont Gavenda.
Auf dem Weg zum Unesco-Weltkulturerbe?
Lukáš Gavenda wird nicht müde hervorzuheben, was für ein bedeutender Ort das Kloster in Kadaň ist:
„Das Gebäude wurde herausragend gebaut, und damit einhergehend gibt es hier wunderbare Kunstwerke. Hinzu kommt die Geschichte, die alles verbindet und zur Bedeutung der Anlage beiträgt.“
Das sind dann auch einige der Gründe dafür, warum die Anlage bald zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt werden soll – zumindest wenn es nach dem Willen einiger geht. Bisher ist das Kloster „nur“ nationales Kulturdenkmal. Der nächste Schritt könnte aber bald folgen, sagt Gavenda:
„Hinter dieser Idee steht vor allem Petr Hlaváček. Er ist als promovierter Geschichtswissenschaftler in Prag aktiv. Seine Initiative stieß beim Magistrat von Kadaň auf Anklang. Es gibt da also diese Bestrebung, das Kloster auf die nationale Tentativliste zu setzen, um der Unesco so eine Einstufung als Welterbe vorzuschlagen. Ob dies dann aber klappen wird, ist unklar.“
Denn selbst wenn Kadaň Chancen haben könnte, ist schon allein der Weg auf die tschechische nationale Liste schwer…
„Damit ein bedeutendes Baudenkmal auf die Tentativliste gelangt, reicht nicht nur sein hoher historischer, künstlerischer oder architektonischer Wert. Wichtig ist auch das kulturelle und soziale Milieu. Das heißt, es geht um die Rolle des Ortes in der Stadt und der weiteren Umgebung. Diese Dinge werden sehr streng bewertet und sind am Ende ausschlaggebend für die Entscheidung.“
Zudem legt die Unesco-Kommission großen Wert darauf, wie mit dem Denkmal umgegangen und es geschützt wird. Auf die prestigeträchtige Welterbe-Liste will man zudem schon seit 2014 kommen. Lukáš Gavenda betont aber auch eins:
„Ob es nun auf einer Liste eingetragen ist oder nicht – am Wert dieses Klosters ändert das rein gar nichts,“ so der Historiker.
Das Franziskanerkloster von Kadaň kann donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Führungen finden zu jeder vollen Stunde statt. Im Juli und August ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Weitere Informationen finden sich unter anderem auf der Website der Stadt: https://kadan.eu/de/sehenswurdigkeiten/das-franziskanerkloster/