Nähmaschine und Havels Mercedes: Nationales Technikmuseum in Prag erweitert sein Depot
In den Sammlungen des Nationalen Technikmuseums in Prag befinden sich viele sehr große Exponate. Für sie braucht es entsprechend Platz – und das gilt auch für die unzähligen Stücke, die gar nicht ausgestellt sind, aber dennoch bewahrt werden sollen. Deswegen hat das Museum nun sein Depot erweitert. Die neue Halle wurde vergangene Woche in Betrieb genommen.
Rund 85.000 Gegenstände befinden sich im Besitz des Nationalen Technikmuseums in Prag. Sie dokumentieren die historische Entwicklung in vielen Bereichen des Alltags – vom Verkehr über die Medien bis hin etwa zur Produktion von Schokolade. Doch nur rund fünf Prozent aller Gegenstände können auch in der Dauerausstellung des Museums im Stadtteil Letná gezeigt werden.
Der große Rest soll aber ebenso für die Nachwelt erhalten bleiben – und zwar im Depot. Dieses befindet sich im Ort Čelákovice am Nordrand von Prag und ist nun um eine vierte, hochmoderne Halle erweitert worden. Zu den Gegenständen, die dort untergebracht wurden, zählt auch eine Druckpresse aus dem 19. Jahrhundert:
„Diese Fläche hier wurde mit Druckerfarbe eingeschmiert. Darunter befindet sich ein weicher Teil, auf den das Papier gelegt wurde. Und gegenüber war die Matrize mit dem Buchstaben. Beides wurde dann gegeneinandergedrückt“, beschreibt die Restauratorin Anna Bradnová die Funktionsweise der Presse.
Ihr Unternehmen Bradna hat im vergangenen Jahr rund 260 Gegenstände aus den Bereichen Maschinenbau, Polygraphie, Haushalt und Textil für das Technikmuseum instandgesetzt…
„Das sind wunderschöne, handgearbeitete Stücke. Bei ihnen wurde auch auf kleinste Details Wert gelegt, die aus unterschiedlichen Materialien gefertigt sind – aus Bronze, Eisen oder verchromt“, so die Restauratorin.
Die neue Halle mit der Bezeichnung CD04 ist 2160 Quadratmeter groß und wurde speziell für das Nationale Technikmuseum gebaut. Die Kosten von knapp 96 Millionen Kronen (vier Millionen Euro) konnten zu großen Teilen aus europäischen Fördermitteln gedeckt werden. In dem Gebäude lassen sich Luftfeuchtigkeit und Temperatur regeln, sodass ein optimales Mikroklima hergestellt werden kann für die Lagerung der Gegenstände.
Das gesamte Depot des Museums ist nach Lagerungsart gegliedert. So gibt es den Bereich Autos, in dem etwa der Mercedes von Ex-Staatspräsident Václav Havel aufbewahrt wird oder ein 70 Jahre alter Lkw vom Typ Škoda 706 R. In einer anderen Halle befinden sich große Regale, in denen die Sammlungsstücke auf Paletten liegen. Museumschef Karel Ksandr erläutert:
„Die Aufteilung erfolgt nach Materialien. So werden zum Beispiel in der Halle mit den Regalen Gegenstände aus allen Branchen des Museums gelagert. Deswegen findet sich hier etwa eine Nähmaschine neben einer Motorsäge.“
Die neue Halle bietet nun auch Platz für jene Sammlungen, die im Stadtteil Karlín im Barockbau des früheren Lazaretts (Invalidovna) lagerten. Ein Teil davon wurde beim Hochwasser von 2002 beschädigt. Diese Gegenstände waren danach im Masaryk-Bahnhof untergebracht.
„Seitdem wurden sie restauriert. Dies konnte nun abgeschlossen werden. Und jetzt haben auch die Gegenstände aus den höheren Stockwerken der Invalidovna, die nicht unter Wasser standen, ein geeignetes Depot“, so Karel Ksandr.
Das gesamte Areal, das das Nationale Technikmuseum in Čelákovice als Lagerstätte nutzt, ist 77.000 Quadratmeter groß. Derzeit besteht es aus zwölf Bauten und soll in den nächsten Jahren noch weiter vergrößert werden.