Goldketten, Limousinen und ironische Texte: Wie Kapitán Demo die tschechische Rap-Szene auf den Arm nimmt

Kapitán Demo

Kapitán Demo ist eine unvergleichbare Figur der tschechischen Popmusik. Mit seinem Song „Zlatíčka“ wurde der Comedy-Rapper in Tschechien berühmt.

Kapitán Demo trägt viel zu große Kleidung und eine Art Fatsuit, hat stets unzählige Goldketten um den Hals, und trägt dunkle Sonnenbrillen. In seinen Videos präsentiert er sich mit pompösen Villen, schnellen Autos und Produkten diverser Luxusmarken.

Jordan Haj alias ProGram | Foto: Ferdinand Hauser,  Radio Prague International

Aus seinen Texten geht aber oft eine unheimliche Ironie hervor, die in sich durchaus einen ernsten Kern trägt. So etwa im Song „Kouzlo“, also „Magie“. Kapitán Demo und seine beiden Rapperkollegen Givi Kross und ProGram stellen sich darin als Retter der Welt dar. Sie senden Hummer nach Afrika, schicken über eine Rohrleitung Schnee in die Karibik, sammeln Geld, um Kindern in Kambodscha Sushi zu finanzieren oder bauen ein luxuriöses Spaßbad in Kenia – doch all das ist eigentlich nur Schall und Rauch, nichts davon real, alles nur gespielt.

Kein gutes Leben, wenn die Würstchen nicht knackig sind

Einen ähnlich ironisch-kritischen Inhalt wie der Song „Kouzlo“ bietet die Nummer „Man Power“. Kapitán Demo besucht im Video zu dem Lied ein Luxusressort auf einer Insel und trifft mit den Einheimischen zusammen. Doch was auch immer ihm zu Essen angeboten wird, an allem hat Demo etwas auszusetzen. Der Fleischkäse etwa ist noch nicht gekommen, obwohl er schon vor einer Stunde bestellt wurde. Die Suppe ist kalt; das Steak zu trocken. Und dann ist da ja noch das Problem mit den Wiener Würstchen… „Život mě nebaví, když párky nejsou křupavý“, lautet ein Vers in dem Song, zu Deutsch also „das Leben macht mir keinen Spaß, wenn die Würstchen nicht knackig sind“.

Der Macher von Kapitán Demo kommt aus einer Künstlerfamilie

Bei den durchdachten Texten des Rappers überrascht es nicht, dass hinter der Figur des überheblichen Proll Kapitán Demo ein schlauer Kopf steckt: der von Jiří Burian nämlich.

Burian stammt aus einer künstlerisch veranlagten Familie. So ist sein Vater, Jan Burian, ein bekannter tschechischer Lyriker und Liedermacher, und sein Großvater, Emil František Burian, war in den 1920er Jahren unter anderem Mitglied des Devětsil, einer berühmten Gruppierung tschechischer Avantgardekünstler.

Neben seinem Alter ego Kapitán Demo ist Jiří Burian in der Vergangenheit auch unter eigenem Namen aufgetreten, mit unterschiedlichen Band-Projekten, die musikalisch in eine ganz andere Richtung gingen. Neben Tätigkeiten als Moderator und DJ hat er sich zudem vor allem als Produzent hierzulande fest in der Musikszene etabliert.

Der breiten Öffentlichkeit ist und bleibt Jiří Burian aber als Kapitán Demo bekannt. Fast alle Songs sind dabei Features mit zwei weiteren bekannten tschechischen Musikern: Givinar Kříž alias Givi Kross und Jordan Haj, der unter dem Namen ProGram auftritt. Die neueste Platte von Kapitán Demo trägt den Titel „Mistr světa všeho“, was sich frei als „Chef der Welt und von überhaupt allem“ übersetzen lässt.

Hinter der Show verbergen sich ernste Themen

Vor drei Jahren hat Kapitán Demo zudem eine Platte herausgebracht, die sich speziell an Kinder richtet – so heißt es zumindest in der offiziellen Ankündigung. Das Album trägt den Namen „Řekni mámě, ať ti koupí Bentley“ – zu Deutsch: „Sag deiner Mutter, dass sie dir einen Bentley kaufen soll!“

Ein Song darauf heißt etwa „ADHD“. Die Nummer bietet einen kritischen Blick auf ADHS, also die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung – ein ernstes Thema also, verpackt in fetzigen Hip-Hop-Melodien.

Dieses Konzept – gesellschaftskritische Themen in ironischen Texten als Comedy-Rapper rüberzubringen – wendet Kapitán Demo auch im Song „Machoparking“ an. Demo und seine Crew besingen darin das Falschparken. Denn der Rapper hat so viel Geld, dass er sich um Strafzettel keine Sorgen machen muss. Stattdessen parkt er seine Limo mitten auf der Prager Magistrale – und die verantwortlichen Mitarbeiter der Stadt wurden auch schon längst bestochen…

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