Kunstintervention mit Kriegsspuren: Kreuzwegbilder aus Krickerhau in der Prager Salvatorkirche
„Der Kreuzweg von Krickerhau“ – so heißt eine künstlerische Intervention, die seit dem Aschermittwoch in der katholischen Salvatorkirche in Prag zu sehen ist.
Die katholische Salvatorkirche, die direkt an der Karlsbrücke steht, wurde ursprünglich für das Jesuitenkolleg Klementinum erbaut. Anfang der 1990er Jahre entstand in der Barockkirche die akademische Pfarrei. Die Fastenzeit wird dort jedes Jahr mit einer Kunstintervention eröffnet. Und auch in diesem Jahr wurde dort am Aschermittwoch eine Installation enthüllt. Hinter dem Hauptaltar im Presbyterium sind dabei insgesamt 28 Bilder zu sehen. In vier Reihen übereinander werden immer je sieben Gemälde gezeigt. Es handelt sich dabei um Bilder des Kreuzwegs von Krickerhau. Über seine Herkunft erzählt der Kurator Norbert Schmidt:
„In der Regel kreieren wir in der Salvatorkirche Kunstinterventionen mit zeitgenössischer Kunst. Manchmal machen wir aber auch einen Abstecher in die Geschichte. So haben wir hier zuvor etwa einen gotischen Jesuskopf ausgestellt. Jetzt wird auch eine alte Arbeit gezeigt, die jedoch modern installiert wurde. Es handelt sich dabei um einen Kreuzwegstationen aus einem slowakischen Städtchen, das heute Handlová heißt. Bis 1945 hieß die Gemeinde Krickerhau. Sie war eine deutsche Sprachinsel der Karpatendeutschen. Für die dortige Katharinenkirche wurde dieser Kreuzweg im Jahr 1926 entworfen, als die ganze Kirche renoviert wurde.“
Wie der Kurator erklärt, war der Bilderzyklus damals am Geländer der Empore befestigt, die das Kirchenschiff umfasste. 1943 habe sich der dortige Pfarrer entschieden, die Kirche zu erweitern und habe den namhaften Architekten Rudolf Schwarz nach Krickerhau berufen, schildert Norbert Schmidt:
„Dieser hat ein phänomenales Werk geschaffen. Damals entstand dort ein liturgischer Bau mit einem Altar in der Mitte. Ein Teil der alten Empore wurde auch in den Neubau eingefügt. Dort wurden dann nicht alle 28, sondern nur 14 Tafelgemälde befestigt. Der Krickerhauer Kreuzweg ist eine Kombination aus einem Kreuzweg und den Rosenkranzgeheimnissen.“
Als sich gegen Kriegsende die Front näherte, blieb auch Krickerhau nicht verschont. Während eines Gottesdienstes am Ostermontag, dem 26. März 1945, fiel eine Bombe auf die Kirche und explodierte. Der ganze Innenraum und auch der Kreuzweg wurden laut Norbert Schmidt beschädigt. Der Kurator:
„Nach dem Kriegsende wurden die meisten Deutschen aus Krickerhau vertrieben. Der von Architekt Schwarz errichtete Kirchenbau sowie das gotische Kirchenschiff wurden abgerissen. Der Kreuzweg verschwand. Vor einigen Jahren hat man die Tafelbilder dann wiedergefunden. Als ich zu Architekt Schwarz recherchiert habe, bin ich auf den Kreuzweg gestoßen. Und ich kam auf die Idee, seine Bilder in Gänze auszustellen.“
Der Pfarrer von Handlová hat der Ausstellung laut Schmidt zugestimmt. Die Bilder sind nun als Leihgabe nach Prag gekommen und wurden als künstlerische Intervention in der Salvatorkirche installiert. Norbert Schmidt merkt an:
„Zum ersten Mal nach 79 Jahren werden die Kreuzwegstationen gezeigt. Wir stehen in Kontakt mit Historikern, Kunsthistorikern und sogar mit Menschen, die den Kreuzweg noch in Erinnerung haben. Nun werden wir sehen, was passiert, wenn sich so ein Bilderzyklus in unserer Kirche befindet, wenn die Menschen die Bilder mit der Veronika oder dem Simon von Cyrene betrachten, die sehr beschädigt sind und an denen die Kriegsspuren zu erkennen sind. Wir wollen wissen, was geschieht, wenn sich die dargestellte Aggression des Kreuzwegs mit den Spuren der Kriegsaggression überlagert. Natürlich haben die Bilder auch eine zeitgenössische Relevanz, wenn der Krieg wieder so nahe an uns herankommt. Dieser Kreuzweg bekommt auf einmal eine neue Aktualität.“
Der Kreuzweg von Krickerhau ist noch die ganze Fastenzeit über in der Salvatorkirche zu sehen. Eine Besichtigung außerhalb des regelmäßigen Kirchenprogramms kann mit der Pfarrei vereinbart werden.
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