Schauprozess und Todesurteil: Vor 75 Jahren wurde Weltkriegsveteran Píka hingerichtet
Der Schauprozess gegen Heliodor Píka gehört neben jenem gegen Milada Horáková zu den bekanntesten politischen Gerichtsfällen in der kommunistischen Tschechoslowakei.
Heliodor hatte als Legionär im Ersten Weltkrieg gekämpft und war ein angesehener Diplomat, der die demokratischen Prinzipien der ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk und Edvard Beneš vertrat. Während des Zweiten Weltkriegs rettete Píka von Rumänien und Moskau aus das Leben zahlreicher Flüchtlinge, Kriegsgefangenen und Juden aus seinem Land. Er wurde zum Kommandanten der tschechoslowakischen Militärmission in Russland ernannt. Nachdem er im Mai 1945 in seine befreite Heimat zurückgekehrt war, wurde er in den Rang eines Divisionsgenerals befördert.
Der überzeugte Demokrat war aber den Kommunisten, die im Februar 1948 an die Macht kamen, ein Dorn im Auge. Für seine umfassenden Kenntnisse über die Methoden der russischen Geheimdienste und die diktatorischen Pläne im Ostblock bezahlte Píka letztlich mit dem Leben. Moskaus Handlanger in der ČSSR, vor allem der Chef des Militärgeheimdienstes, Bedřich Reicin, und der Richter Karel Vaš, sorgten für gefälschte Beweise. Auf deren Grundlage fiel nach einem dreitägigen konstruierten Prozess das Todesurteil gegen Píka wegen Spionage und Landesverrats. Er wurde am 21. Juni 1949 im Gefängnis in Plzeň / Pilsen gehängt.
Es ist Píkas Sohn Milan zu verdanken, der als Brigadegeneral im NS-Widerstand im Ausland tätig und Mitglied der britischen Royal Air Force (RAF) war, dass das Verfahren 1968 wieder aufgenommen und Heliodor Píka rehabilitiert wurde. Staatspräsident Václav Havel verlieh dem General 1991 in memoriam den Štefánik-Orden für außergewöhnliche Verdienste bei der Verteidigung der Tschechoslowakei im Zweiten Weltkrieg. Präsident Miloš Zeman fügte 2020 die höchste staatliche Auszeichnung, den Orden des Weißen Löwen, hinzu. Nach Píka ist heute eine Reihe von Straßen und Plätzen in Tschechien benannt, und seine Denkmäler stehen in Pilsen sowie in seiner schlesischen Geburtsstadt Štítina / Stettin.