Forstverwaltung der tschechischen Armee will gegen Ausrufung eines Naturschutzgebietes klagen

In Mittelmähren soll ein neues Naturschutzgebiet entstehen. Doch die Verwaltung der Wälder und Ländereien im Besitz der tschechischen Armee will gegen das Vorhaben des Umweltministeriums klagen. Woran hat sich der Streit entzündet?

Nahe dem mährischen Lipník nad Bečvou / Leipnik liegen die Oderberge. Einen Teil der Hügellandschaft will das tschechische Umweltministerium unter Schutz stellen. Konkret ist hier das Naturreservat Obírka–Peklo geplant.

Václav Polášek | Foto: Lenka Kratochvílová,  Tschechischer Rundfunk

„Dieses Gebiet ist so gut erhalten, weil es sich nur schwer bewirtschaften lässt. Viele Jahre lang bestand hier eine Schießplatz der Armee, der eben auch Einschränkungen nötig gemacht hat“, sagt Václav Polášek vom Büro der Agentur für Natur- und Landschaftsschutz (Agentura ochrany přírody a krajiny) in Olomouc / Olmütz.

Vor acht Jahren hat die tschechische Armee das Areal aus dem Militärsperrgebiet Libavá ausgegliedert. Die Ökologen erkennen darin ein schützenswertes Waldbiotop.

„Es handelt sich um Buchenwälder, Hangwälder und weitere Mischwälder in niedrigeren Lagen. In diesen gibt es zum Beispiel größere Vorkommen des Schwarzen Apollo. Die Gegend ist auch reich an seltenen Pflanzen-, Pilz- und Tierarten. Dazu gehören etwa Vögel, die in Höhlen nisten, wie der Zwergschnäpper oder der Grauspecht. Das Gebiet, das als Naturreservat vorgeschlagen ist, gehört auch zu einer größeren Region, in der Steinadler nisten“, so Polášek.

Foto: Jana Zemková,  Tschechischer Rundfunk

Doch sowohl aus der Lokalpolitik, als auch vonseiten der Militärs kommt Kritik an dem Vorhaben. Ondřej Vlček (Christdemokraten) ist stellvertretender Bürgermeister von Lipník nad Bečvou. Er hält die Ausrufung des geplanten Naturreservats zwar für prestigeträchtig, doch zugleich für verantwortungslos:

„Das Tal Peklo, durch das das Flüsschen Zednice fließt, ist sehr eng, mit steilen Abhängen. Falls dort keine Eingriffe mehr möglich sind, könnte dies für alle gefährlich werden, die durch das Tal fahren.“

Die Verwaltung der Wälder und Ländereien im Besitz der tschechischen Armee hat sogar Einspruch eingelegt gegen die Ausrufung des Schutzgebiets. Das Umweltministerium wies diesen jedoch als unbegründet ab. Deswegen will man nun eine Klage anstrengen. Petr Toman ist Sprecher der Verwaltung und sagt, dass man gerne weiter in dem betreffenden Gebiet wirtschaften wolle:

„Durch das direktive Verfahren für die Ausrufung des Naturreservats wird jedoch die Militär-Forstverwaltung in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, in dem Gebiet pflegerisch tätig zu sein. Das betrifft auch den Schutz vor Bränden und die Bekämpfung des Borkenkäfers. Deswegen bleibt uns keine andere Möglichkeit, als eine Verwaltungsklage einzureichen.“

Das Gebiet Nebesa im Tal der Ohře | Foto: Zdeněk Trnka,  Tschechischer Rundfunk

Das Umweltministerium ließ über eine Sprecherin ausrichten, dass es keine Verfahrensfehler bei sich erkennen könne. Zudem komme man dem öffentlichen Interesse am Naturschutz entgegen. Seit 2019 hat das Ministerium fünf neue Naturreservate in Tschechien ausgewiesen. Dazu gehören unter anderem das Gebiet Nebesa im Tal der Ohře / Eger in Nordwestböhmen oder Divoká Oslava am Flüsschen Oslava in Südmähren.

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Autoren: Till Janzer , Lenka Kratochvílová
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