Tschechien feiert den 35. Jahrestag der Samtenen Revolution

Tschechien feiert am 35. Jahrestag des Ausbruchs der Samtenen Revolution die Freiheit und Demokratie. Mit Gedenkveranstaltungen, Konzerten, Happenings und Demonstrationen wird an die Ereignisse in den Jahren 1989 und 1939 erinnert.

Foto: Hana Řeháková,  Radio Prague International

Zentraler Schauplatz der Gedenkveranstaltungen ist traditionell die Nationalstraße (Národní třída) in Prag. Seit dem frühen Morgen treffen Tausende von Menschen, darunter Vertreter der Regierung und der Opposition dort ein, um Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden. An der Gedenktafel, die an die brutale Niederschlagung der Studentenversammlung am 17. November 1989 erinnert, wurden die Politiker am Vormittag von ihren Anhängern sowie Gegnern begrüßt. Sie hörten Pfiffe, emotionale Rufe, Flüche, aber auch Worte der Unterstützung und Beifall. Zur Freiheit gehöre auch, dass kritische Meinungen lautstark geäußert werden, waren sich die Politiker einig. Während die Vertreter der Regierungskoalition die Bedeutung von Freiheit und Demokratie betonten, wiesen die Oppositionsführer darauf hin, dass die Regierung die Bedürfnisse der Menschen nicht wahrnehme und wie die Kommunisten vor 1989 nur an ihren Positionen interessiert sei.

Petr Pavel | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

„Der 17. November ist kein abstraktes Symbol, sondern eine Erinnerung daran, dass wir die Möglichkeit haben, unser Land und unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten“, mahnte Präsident Petr Pavel am Denkmal auf der Nationalstraße.

Die Gedenkveranstaltungen am 17. November begannen traditionell mit einer Versammlung am Hlávka-Studentenwohnheim in der Nähe des Karlsplatzes. Dort wohnte Jan Opletal, ein Student, dessen Beerdigung zu einer Massendemonstration gegen die NS-Besatzer wurde. Nach der Schließung der tschechischen Hochschulen am 17. November 1939 wurden dort Studenten verhaftetet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen geschickt.

Foto: Ondřej Deml,  ČTK
Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Für den Staatsfeiertag wurden auch mehrere Kundgebungen einberufen. Mehrere Tausend Menschen versammelten sich auf dem Prager Altstädter Ring in Prag zu einer Demonstration des Vereins Milion chvilek pro demokracii (Eine Million Augenblicke für die Demokratie) unter dem Motto „Wir wollen das demokratische Herz Mitteleuropas bleiben“. Knapp ein Jahr vor den Parlamentswahlen warnten die Organisatoren und Teilnehmer vor der Machtübernahme autoritärer Politiker. Vor dem Nationalmuseum versammelten sich hingegen etwa 200 Menschen und protestierten gegen die ukrainische Flagge, die auf dem Gebäude weht, sowie gegen die Unterstützung der tschechischen Regierung für die Ukraine. Mehrere hundert Gegner der Regierungspolitik machten sich auf einen Protestmarsch durch die Stadt. Am Abend trafen sie vor dem Regierungsamt ein, um eine Petition an Premier Petr Fiala zu überreichen.

Foto: Michal Krumphanzl,  ČTK

Anlässlich des Tages des Kampfes für Freiheit und Demokratie wurden auch mehrere Auszeichnungen verliehen. Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) zeichnete mit der Karel-Kramář-Medaille 17 Persönlichkeiten für ihren Beitrag zur öffentlichen Debatte, zur Entwicklung der Kultur, zur Verbreitung des guten Namens der Tschechischen Republik im Ausland, zur Achtung der Menschenrechte und für ihr mutiges Verhalten während der kommunistischen Diktatur aus. Unter anderem Irena Kalhousová, Politikwissenschaftlerin und Direktorin des Herzl-Zentrums für israelische Studien an der Fakultät für Sozialwissenschaften, Jakub Hrůša, Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, und der Diplomat Martin Palouš wurden geehrt. Außenminister Jan Lipavský (parteilos) vergab Medaillen für Verdienste um die Diplomatie an 13 Personen und drei Institutionen. Zu den Preisträgern zählen die scheidende Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Věra Jourová, die Vorsitzende des Staatlichen Amtes für nukleare Sicherheit Dana Drábová und das Finanzanalytische Amt (FAÚ), das unter anderem die Geldwäsche bekämpft.

Foto: Hana Řeháková,  Radio Prague International

Unter dem Namen „Korzo Národní“ wird den ganzen Tag über mit zahlreichen Veranstaltungen an den 35. Jahrestag der Samtenen Revolution erinnert. Höhepunkt des Programms ist das „Konzert für die Zukunft“ auf dem Wenzelsplatz, zu dem mehrere tausend Menschen kamen Veranstaltungsort. Das diesjährige Motto des Festes lautet „Die Freiheit bringt uns alle zusammen“.

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