Das tragische Ende der Operation „Barium“

Ein Hendley Page Halifax-Flugzeug der britischen RAF. Dieser Flugzeugtyp warf im April 1944 tschechoslowakische Fallschirmjäger ab.

Im Widerstand gegen die deutschen Besatzer waren im Zweiten Weltkrieg auch tschechoslowakische Exilanten aktiv, die in Großbritannien zu Piloten und Fallschirmjägern ausgebildet wurden. Drei von ihnen waren ab 1944 in Ostböhmen im Einsatz. Am 16. Januar 1945 wurde die Gruppe von der Gestapo aufgespürt.

Tschechoslowakischer Agentursender Šimandl,  der von der Barium-Gruppe genutzt wurde | Foto: Tschechisches Fernsehen

In der Nacht vom 3. auf den 4. April 1944 landeten drei Fallschirmjäger in der Nähe von Vysoká nad Labem / Wysoka. Es handelte sich um die führenden Köpfe der Gruppe Barium: Stabskapitän Josef Šandera, Funker Josef Žižka und Chiffrierer Tomáš Býček. Die Soldaten sollten Widerstandsgruppen vor Ort mobilisieren und geheimdienstliche Informationen sammeln. Bei den ersten Kontaktadressen erhielten die Fallschirmspringer allerdings keine Hilfe, weshalb sich die Gruppe aufteilte. Dem Funker Josef Žižka gelang es am 19. April, Verbindung mit London aufzunehmen, wo die tschechoslowakische Exilregierung ihren Sitz hatte. Josef Šandera und Tomáš Býček sammelten währenddessen in Hradec Králové / Königgrätz Informationen über durchfahrende Züge.

Von links: Unteroffizier Josef Žižka,  Leutnant Josef Šandera,  Unteroffizier Tomáš Býček | Foto: Sbírky Historického oddělení Moravského zemského muzea,  inv. č. T 15 733,  sign. Ti 3187

Funkmeldungen nach London

Wegen der Gefahr, verraten zu werden, änderte die Truppe regelmäßig den Standort, von dem aus sie die gesammelten Informationen nach London funkte. Zudem wechselten die Fallschirmjäger regelmäßig ihre Verstecke. Trotz der Repressionen, zu denen die Nationalsozialisten nach dem erfolgreichen Attentat auf Reichsprotektor Reinhard Heydrich im Mai 1942 gegriffen hatten, konnten die Soldaten in Ostböhmen eine große Widerstandsorganisation und ein zuverlässiges nachrichtendienstliches Netzwerk aufbauen.

Erst am 16. Januar 1945 wurde die Gruppe wegen eines Spitzels von der Gestapo enthüllt. Šandera und Žižka wurden von den Nazis in der Nähe von Žamberk / Senftenberg umzingelt. Aus Angst vor Folgen für die Zivilbevölkerung stellte sich Žižka. Einen Tag darauf erhängte er sich im Gefängnis von Prag-Pankrác. Šandera versuchte ebenfalls, sich das Leben zu nehmen. Den Folgen seiner Verletzungen erlag er am 9. März 1945 in Hradec Králové. Býček konnte entkommen und schloss sich sowjetischen Partisanenkämpfern an. 1948 emigrierte er nach Großbritannien. Er starb 1986 in London.