Einer der letzten Zeitzeugen: Weltkriegsveteran Jiří Pavel Kafka ist 100 Jahre alt
Jiří Pavel Kafka ist einer von zwei noch lebenden tschechoslowakischen Veteranen, die im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der britischen Royal Air Force (RAF) gekämpft haben. Am Donnerstag wurde er 100 Jahre alt, und das tschechische Verteidigungsministerium richtete auf dem Militärflugplatz Kbely eine Geburtstagsfeier für ihn aus.
Es war windig, aber die Sonne schien. Jiří Pavel Kafka feierte seinen 100. Geburtstag vor der Kulisse historischer Kampfflugzeuge, die für seine Biografie so prägend waren. Die Veteranenabteilung des tschechischen Verteidigungsministeriums hatte den Jubilar, seine Angehörigen und zahlreiche Armeevertreter auf den Prager Militärflugplatz Kbely geladen, es gab Sekt und Gruppenfotos.
Ministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten) war persönlich gekommen und auch Generalstabschef Karel Řehka. Er sagte gegenüber den Reportern des Tschechischen Rundfunks:
„Beim Aufbau der Verteidigungsstruktur geht es nicht nur darum, dass es starke Truppen gibt, sondern auch einen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dazu gehört die Liebe zu gemeinsamen Werten und der Wille, sie zu verteidigen. Solche Beispiele von Menschen, die in der Fremde, in Unsicherheit und ohne ihre Familie mit nur 18 Jahren bereit und fähig waren, in die Armee einzutreten und ihr Leben zu riskieren – das ist meiner Meinung nach bewundernswert.“
Jiří Pavel Kafka wurde als Sohn jüdischer Eltern am 2. Mai 1924 in Prag geboren. Gemeinsam mit seinen Geschwistern gehörte er zu den insgesamt 669 Kindern, die von Sir Nicholas Winton nach England gebracht und so vor den Nazis gerettet wurden. Kaum 18 Jahre alt, trat Kafka der britischen Armee bei. Zunächst diente er bei den Bodentruppen. Sein Vater, der in London für die tschechoslowakische Exilregierung von Präsident Edvard Beneš arbeitete, sei davon nicht begeistert gewesen, berichtete Kafka später für das Zeitzeugenprojekt „Paměť národa“ (Gedächtnis der Nation):
„Er wollte mir nicht dabei helfen, mich irgendwo anzumelden, wo ich vielleicht getötet werde. Damit wollte er nichts zu tun haben. Er hatte überhaupt nichts dagegen, dass ich zur Armee oder zu den Flugstreitkräften gehe – eher im Gegenteil. Aber er wollte nicht die Verantwortung für meinen eventuellen Tod übernehmen.“
Nur drei Monate später wurde Jiří Pavel Kafka in die Royal Air Force aufgenommen. Seine Ausbildung als Bordfunker und Schütze schilderte er später so:
„Bei der Royal Air Force war es schon etwas anderes, es gab dort nicht diese Armeedisziplin. Vielmehr wurde uns beigebracht, sich vor allem auf sich selbst zu verlassen und nicht automatisch und ohne nachzudenken zu gehorchen.“
Ab 1944 war der junge Funker Mitglied der 311. tschechoslowakischen Bomberstaffel, die die Gewässer des Atlantiks überwachte. Auch am D-Day, also am 6. Juni 1944, war Jiří Pavel Kafka in der Luft und beteiligte sich an der Absicherung der Landung der alliierten Truppen in der Normandie.
Nach Kriegsende kehrte Kafka kurzzeitig in die Tschechoslowakei zurück, lebte ab 1947 aber in Großbritannien und für ein paar Jahre auch in Israel. Erst nach der Samtenen Revolution ließ er sich wieder in Prag nieder.
Bei der Feier zu seinem 100. Geburtstag wurde dem Veteranen unter anderem ein persönlicher Brief von König Charles III. überreicht. Bote war der britische Botschafter in Prag, Matt Field, der gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte:
„Oberst Kafka ist ein Held. Dank Menschen wie ihm sind die Beziehungen zwischen Tschechien und Großbritannien so gut.“
Und welche Botschaft hat der Jubilar für die nachfolgenden Generationen? Sie ist so kurz wie universell:
„Wenn möglich Kriege vermeiden.“