Nordische Ski-WM: Bauer bleibt auf Paradestrecke ohne Medaille

Lukáš Bauer (Foto: ČTK)

Die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oslo sind zwar noch in vollem Gange, doch in Tschechien ist die Begeisterung für das Sportereignis schon stark zurückgegangen. Der Grund: Die ohnehin sehr begrenzten Medaillenhoffnungen haben am Dienstag noch einen kräftigen Dämpfer bekommen. Lukáš Bauer, auf dem diese Hoffnungen ruhten, musste sich diesmal nämlich gleich sechs Besseren geschlagen geben.

Lukáš Bauer wurde nur Siebter  (Foto: ČTK)
Zum ersten Mal in der Geschichte werde eine tschechische Skiläuferin nicht am Start eines WM-Einzelrennens sein und auch vom Team der tschechischen Kombinierer könne man auf der Normalschanze nicht viel erwarten – mit diesen Worten beschrieb Rundfunkreporter Tomáš Kohout die derzeitige Situation und Erwartungshaltung in den nordischen Disziplinen des tschechischen Skisports.

In der Tat, die tschechischen Skilangläufer und -läuferinnen, die Skispringer und Kombinierer waren mit wenig Ambitionen zur 48. Nordischen Ski-WM nach Oslo gereist. Ihr Leistungspotenzial ist einfach zu gering für die Weltspitze – bis auf eine Ausnahme: Skilangläufer Lukáš Bauer. Nach dem Abtritt von Skilanglauf-Olympiasiegerin Kateřina Neumannová vor vier Jahren ist Bauer das einzige Aushängeschild, das der tschechische Skisport im nordischen Bereich noch hat. Er hat in den zurückliegenden Jahren mehrere Weltcup-Rennen, den Gesamt-Weltcup und zweimal die Tour de Ski gewonnen. Die Gegnerschaft wird jedoch von Jahr zu Jahr stärker, weil seine Konkurrenten oft jünger und angriffslustiger sind. Ein Umstand, dem Trainer Miroslav Petrásek Rechnung tragen wollte, indem er Bauer nicht für den Wettbewerb in der Doppel-Verfolgung nominierte. Der 33-jährige Ausdauerathlet aus Boží Dar / Gottesgab im Erzgebirge war darüber nicht unbedingt erfreut, zumal er dadurch auch länger auf seinen ersten Einsatz in Oslo warten musste.

Lukáš Bauer mit seiner Familie  (Foto: ČTK)
„Ich bin schon etwas ungeduldig, denn das lange Warten schmeckt mir gar nicht. Natürlich wollte ich auch das Rennen in der Doppel-Verfolgung laufen. Weil ich nicht am Start war, gab es dann auch verschiedene Spekulationen. Andererseits war es kein Rennen, in dem Punkte für den Weltcup vergeben werden. Deswegen bemühe ich an dieser Stelle ein Zitat: ´Man fährt zur Weltmeisterschaft, um eine Medaille zu gewinnen´.“

Diese Medaille sollte Bauer erneut in seiner Paradedisziplin, dem Wettbewerb über 15 Kilometer klassisch holen. Auf dieser Strecke hatte Bauer in den vergangenen Jahren regelmäßig Edelmetall geschürft, darunter Silber und Bronze bei den Olympischen Spielen in Turin und Vancouver sowie Silber bei der Heim-WM vor zwei Jahren in Liberec. In Oslo, am weltberühmten Holmenkollen, aber konnte er an diese Erfolge nicht anknüpfen. Lukáš Bauer musste sich den Jüngeren geschlagen geben, er wurde diesmal nur Siebter:

Trainer Miroslav Petrásek  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
„Nach der Hälfte des Rennens habe ich gespürt, dass meine Kräfte schnell schwinden. Ich spürte auch, dass ich an Boden verliere und in den Kampf um die Medaillen nicht mehr eingreifen kann. Ich habe zwar gekämpft, doch sechs andere Läufer waren halt besser. Etwas enttäuscht bin ich dennoch, denn dem Papier nach war das meine stärkste Disziplin und nach den Trainingseindrücken der letzten Tage hatte ich einfach mehr erwartet.“

Nach diesem Rennen liegt jetzt die Befürchtung nahe, dass die tschechischen Skisportler zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder ohne Medaille nach Haus kommen. Es sei denn, sie können im Staffel-Wettbewerb der Männer, ähnlich wie vor einem Jahr in Vancouver, wieder für eine kleine Sensation sorgen.

Autor: Lothar Martin
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