Olympiaporträt: Sáblíková will Erfolg wie in Vancouver nochmals auskosten

Martina Sáblíková (Foto: ČTK)

Vor vier Jahren, bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver, gewann die Tschechische Republik sechs Medaillen. Zwei davon glänzten golden, und beide holte Eisschnellläuferin Martina Sáblíková. In Sotschi ist die Doppel-Olympiasiegerin erneut am Start und so auch wieder die größte Medaillenhoffnung der Nation.

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Martina Sáblíková ist ein Phänomen. Ihr Trainer Petr Novák entdeckte sie schon früh für das Eisschnelllaufen, obwohl es in Tschechien bis heute keine einzige Kunsteisbahn gibt. Also musste die grazile Sportlerin aus Žďár nad Sázavou schon im Kindesalter zum Training ins Ausland reisen. Ihr liebstes Domizil hat sie dabei auf dem Eis-Oval im oberbayerischen Inzell gefunden:

„An Inzell habe ich sehr gute Erinnerungen. Mit elf, zwölf Jahren habe ich dort eigentlich erst so richtig mit dem Eisschnelllaufen begonnen. Damals war es noch eine Freiluftbahn. Seitdem fahre ich jedes Jahr dorthin zum Trainieren, in der heutigen Eishalle von Inzell bin ich auch schon Weltmeisterin geworden. Von daher kann ich nur sagen: eine Superhalle.“

Aber nicht nur einen WM-Titel hat Martina Sáblíková gewonnen, sondern ganze zehn: acht auf einer langen Einzelstrecke und zwei im Mehrkampf. Vor dem Lohn aber steht immer die schweißtreibende Saisonvorbereitung. Die Kondition für Sotschi hat sich Sáblíková im vergangenen Spätsommer im Trainingslager in Oberbayern geholt. Damals sagte sie:

Eishalle von Inzell  (Foto: Archiv der Max Aicher Arena)
„Jeder Tag ist im Grunde genommen gleich: Der Morgen beginnt mit gymnastischen Übungen, dann fahren wir mit dem Mountainbike in die Berge, am Nachmittag stehen Rollschuhlauf, der Kraftraum oder weitere Gymnastikübungen auf dem Programm. Alles ist sehr anstrengend, in der Woche haben wir oft nur einen Nachmittag frei.“

Danach ging es endlich auf die Eisfläche in Inzell, doch auch hier war gewissenhafte Arbeit angesagt, betonte Sáblíková:

„Im Unterschied zum Ausdauertraining steht auf dem Eis die Schnelligkeit im Vordergrund. Dafür ist die Lauftechnik ganz wichtig. Wenn ich mit dem Eistraining beginne, laufe ich zunächst langsam, um die Technik wieder schrittweise zu erlangen und zu verbessern. Erst dann drücke ich aufs Tempo.“

Foto: ČTK
In ihrer erst neunjährigen Profikarriere aber hat Martina Sáblíková gleich von Anfang an auf die Tube gedrückt. Auf ihren olympischen Einstand vor acht Jahren in Turin, wo sie über die 5000 Meter Vierte wurde, ließ sie schon ein Jahr später zwei WM-Siege auf den beiden Langstrecken folgen. Seitdem hat sie in diesem Bereich siebenmal in Folge den Gesamt-Weltcup gewonnen, und auf der 5000-Meter-Distanz ist sie bei Weltmeisterschaften noch nie bezwungen worden. Den Ansporn für diese Höchstleistungen hat sich Sáblíková dabei gerade in Turin geholt:

Martina Sáblíková gewann Gold über 3000 Meter in Vancouver  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Der vierte Platz in Turin hat mich geärgert, denn ich hatte die Medaille nur denkbar knapp verfehlt. In letzter Zeit schaue ich aber sehr positiv auf diese Erfahrung, denn sie hat mir gewiss sehr geholfen. Danach habe ich mir nämlich geschworen: Ich will nie mehr nur Vierte werden.“

Vor vier Jahren, bei den Spielen in Vancouver, gewann Martina Sáblíková jeweils Gold über 3000 und 5000 Meter sowie Bronze über 1500 Meter. Auch in Sotschi ist sie die Favoritin auf den langen Distanzen. Sie will diese Rolle erfolgreich meistern, weiß aber auch:

Adler Arena in Sotschi  (Foto: ČTK)
„Die Titelverteidigung wir sicher schwer. Vor allem werde ich psychisch unter Druck stehen, denn die Rennen von Vancouver habe ich noch im Kopf. Aber natürlich würde ich einen Erfolg wie damals gerne noch einmal auskosten.“

Autor: Lothar Martin
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