„Pell Mell“ taucht die Moldau in Klassik-Rock-Klänge

Das, was ich Ihnen heute vorspiele, ist nicht meine kleine Schwester, die mit ihrer Blockflöte nervt – auch wenn es sich so anhört. Es ist ein Single-Erfolg der vergessenen Gruppe „Pell Mell“, einer Klassik-Rock-Formation aus dem deutschen Marburg. „Pell Mell“ brachte 1972 ihr Debüt-Album heraus, das schlicht nach ihrer Heimatstadt benannt war. Darauf war dann auch das Stück „Moldau“ zu hören, die klassische Programmkomposition von Bedrich Smetana, die auch dem eingefleischtesten Rock- und Hardrock-Fan die Tränen in die Augen treibt.

Noch lange bevor „Rondo Veneziano“ in den 80er Jahren die Einheit von Pop und Barock zelebrierte und mit den neuen, ach so niveauvollen Klängen den Volksgeschmack in den Adelsstand erhob – und damit ganz nebenbei viel Geld machte – also lange vor dieser Zeit erinnerte sich der „Pell Mell“-Gründer und virtuose Geiger Thomas Schmitt daran, dass hinter dem Eisernen Vorhang sich ein Fluss durch die böhmischen Lande windet, der schon einmal einem Musiker den größten Erfolg beschert hatte.

Eine Synthese aus Popmusik, Jazz und den Werken alter Meister, so beschrieb Geiger Thomas Schmitt das Konzept seiner Gruppe „Pell Mell“. Dabei kam nicht nur Smetana zum Einsatz, auch Themen von Liszt und Rachmaninoff wurden eingewoben. 1976 zeichnete der WDR für seine Sendung „Nachtmusik“ die „Pell Mell“-Version der „Moldau“ auf – ein Achtungserfolg, zu dem sicher auch die insgesamt fünf Platten der Band zählen.

Anfang der 80er Jahre war dann aber die Luft raus. Und da half dann auch keine Neueinspielung von Smetanas „Moldau“ mehr, um an den alten Erfolg anzuknüpfen. „Pell Mell“ verschwand in der Versenkung, wie die Moldau in der Elbe.