Perle der Beuroner Kunst: Kirche St. Gabriel in Prag feiert 120 Jahre

Kirche St. Gabriel (Foto: Kristýna Maková)

Die Prager Kirche St. Gabriel ist eine einzigartige Sehenswürdigkeit von europäischem Maßstab. Dabei wissen die meisten Prager gar nicht, welch wertvolles Interieur der Sakralbau im Stadtteil Smíchov beherbergt. Die Klosterkirche ist im Stil des schwäbischen Klosters Beuron ausgemalt, denn bis 1918 lebten dort Benediktinerinnen aus Salzburg, die der so genannten Beuroner Kongregation angehörten. Seit der Weihe der Kirche sind 120 Jahre vergangen. Am vergangenen Sonntag wurde aus diesem Anlass in St. Gabriel nicht nur ein festlicher Gottesdienst zelebriert, sondern auch ein Buch über die Benediktinerinnen vorgestellt.

Kirche St. Gabriel  (Foto: Kristýna Maková)
Den Gottesdienst zelebrierte nicht zufälligerweise der Prager Bischof Václav Malý. Der ehemalige Dissident war kurz nach der Wende als Priester in St. Gabriel tätig gewesen.

„Das sind schon 21 Jahre her, als ich in dieser Kirche wirkte. Die Beuroner Kunst, die hier zu sehen ist, fand ich schon immer sehr interessant. Ich komme gerne immer wieder in diese Kirche. In der Erinnerung habe ich aber vor allem die Gemeinde, die hier nach der Wende entstanden ist. Es waren vor allem Leute, die nach einer Verankerung in ihrem Leben, nach dem Evangelium suchten. Es gab hier auch viele Menschen, die konvertiert haben. Das war für mich eine Herausforderung, denn man konnte praktisch von Null anfangen. Aus diesem Grund erinnere ich mich gern an jene Zeit. Natürlich spricht mich auch der Raum an. Heute habe ich hier den Vortrag über die Beuroner Kunst sehr aufmerksam verfolgt. Ich bin dankbar, dass es in St. Gabriel Leute gibt, die sich für diese Kunst interessieren und darüber auch in der Öffentlichkeit sprechen wollen.“

Václav Malý  (rechts)
Größte Kennerin der Beuroner Kunst von St. Gabriel ist Monica Šebová. Sie sagt, die Beuroner Benediktiner seien infolge von Bismarcks Kulturkampf nach Prag gekommen:

„Weil das Kloster in Beuron aufgelöst wurde, haben die Benediktiner nach einem neuen Zuhause gesucht und haben es schließlich in Emmaus in Prag gefunden.“

Die Benediktinerinnen, die aus Salzburg kamen, fanden ihr Zuhause auch in Prag, aber im Stadtteil Smíchov:

„Der Grundstein wurde 1888 gelegt und geweiht wurde dann das Kloster mit der Kirche im Jahre 1891. Der Name des Klosters war St. Gabriel, wobei die Kirche der Mariä Verkündigung geweiht wurde. Aus Beuron kam dann eine große Gruppe von Künstlern nach Prag. Die Entwürfe für die Gestaltung der Kirche stammen vom Gründer der Beuroner Schule, Peter Lenz.“

Die Benediktinerinnen entschieden sich, nach der Gründung der Tschechoslowakei Prag zu verlassen und zogen nach Österreich, wo sie einen neuen Sitz im Schloss Bertholdstein gefunden haben. Ihr Schicksal schildert die Theologin Ulrike Wagner-Höher im Buch „Die Benediktinerinnen aus St. Gabriel“, das am Sonntag in Prag vorgestellt wurde.

Mehr über die Ordensschwestern von St. Gabriel und deren Kirche bringen wir in der nächsten Ausgabe von „Spaziergang durch Prag“.