Pernes als Leiter des Instituts für das Studium totalitärer Regime abberufen
Es war eine kurze Amtszeit für Jiří Pernes als Leiter des Instituts für das Studium totalitärer Regime. Erst Anfang April hatte er die Nachfolge des umstrittenen Pavel Žáček angetreten. Am Mittwoch wurde Pernes vom Institutsrat schon wieder abberufen.
„Ich halte das zwar nicht für ein Plagiat im juristischen Sinne, aber für einen fachlichen Verstoß. Ich habe Pernes aber gerade wegen seines Nachdrucks auf die fachliche und forschungsorientierte Ausrichtung des Instituts unterstützt. Wenn aber an der Spitze eine Person steht, die in ihrer eigenen Arbeit diese Prinzipien verletzt, kann ich als Akademiker nicht schweigen.“
, so Institutsratsmitglied Michal Stehlík, der bei der Abstimmung gegen Pernes das Zünglein an der Waage war. Pernes weist die Vorwürfe zurück. Die Autorin der fraglichen Diplomarbeit aus dem Jahr 1958 sei in seinem Buch mehrfach zitiert worden. Ebenso habe er in seinen Danksagungen ausdrücklich erwähnt, dass sein Werk ohne ihre Vorarbeit nicht entstanden wäre. Das alles sei jedoch in diesem Fall nicht von Belang, findet Pernes. Sein Buch sei nur eine populärwissenschaftliche Arbeit, sagt er. Es habe ihm daher in erster Linie daran gelegen, dass sie gut lesbar ist.
Diese Meinung vertritt auch Petruška Šustrová, die Pernes im Institutsrat stets gegen alle Widerstände unterstützt hatte:
„Menschlich tut es mir für Pernes leid. Er war einem enormen medialen Druck ausgesetzt, ich würde sogar fast sagen einer Hetze. Ich denke, die Abberufung des Leiters nach einer so kurzen Zeit ist nicht gut für den Ruf des Instituts.“
Die Person Pernes polarisierte den Institutsrat seit Monaten. Der Grund: Pernes hatte Ende der 80er Jahre Kurse in Marxismus-Leninismus besucht und dies nicht in seiner Bewerbung um die Institutsleitung angegeben. Eine Reihe von Institutsmitarbeitern kündigte aus Protest gegen Pernes. Ob sie nun zurückkehren, wird auch von Zdeněk Hazdra abhängen, der noch am Mittwoch zum neuen vorläufigen Leiter ernannt wurde. Enthüllungen über seine Vergangenheit in kommunistischer Zeit muss Hazdra nicht fürchten. Er wurde erst 1983 geboren. Hazdras Aufgabe wird nun sein, das Institut wieder aus den Negativschlagzeilen zu bringen, und er hat bereits angekündigt dabei die Linie von Pernes fortzuführen:
Aber auch Hazdra wird unter Umständen nicht lange an der Spitze des Instituts für das Studium totalitärer Regime stehen. Ende Mai will der Institutsrat über eine erneute Ausschreibung des Chefpostens beraten.
