Trotz Einwände der Mitarbeiter: Historiker Pernes übernimmt Leitung des Instituts für das Studium totalitärer Regime
Der Historiker Jiří Pernes kann am 1. April die Leitung des Instituts für das Studium totalitärer Regime übernehmen. Zwar kamen erst nach der Entscheidung für den 61-Jährigen auch umstrittene Taten aus seiner Vergangenheit während des Kommunismus ans Licht. Trotzdem wird er nun offiziell ins Amt eingeführt. Einige seiner zukünftigen Mitarbeiter haben sich entschieden, ihren neuen Chef nicht zu akzeptieren.
„Ich verlange vor allem, dass vor der Unterzeichnung der Urkunde erläutert wird, ob der Genannte Kontakte zum kommunistischen Geheimdienst StB hatte. Zudem sollen die Umstände erklärt werden, die mit seiner Teilnahme an der so genannten ´Abenduniversität für Marxismus-Leninismus´ zusammenhängen.“
Kavalírová, die auch die „Konföderation der politischen Gefangenen“ leitet, kritisiert zudem, Pernes habe in seiner 1987 erschienen Publikation über Austerlitz das kommunistische Regime gelobt. Da gebe es Erklärungsbedarf, sagte Kavalírová. Vorher werde sie die Ernennungsurkunde nicht unterzeichnen. Im Institutsrat, dem Kavalírová vorsitzt, fehlt ihr allerdings die nötige Mehrheit, um diese Forderungen durchzusetzen. Der Rat änderte nämlich daraufhin seine Statuten, so dass die Urkunde nun auch ein anderes Ratsmitglied unterzeichnen kann. Die letzte Bedingung für die Amtseinführung von Pernes ist damit erfüllt. Endlich habe das lange Warten ein Ende, so Pernes, der hinzufügte, er freue sich schon auf die Arbeit.Seine Kritiker im Institut selbst haben sich inzwischen zu der Initiative „Iniciativa neUSTRčených“ (zu Deutsch etwa Initiative der nicht „Abgestoßenen“, wobei die großen Buchstaben im Wort „neUSTRčených“ dem Namen des Instituts – ÚSTR – entsprechen) zusammengeschlossen. Neben Pernes angeblich unklarer Vergangenheit kritisieren sie Mängel beim Auswahlverfahren. Außerdem soll Pernes eines seiner Bücher teilweise von einer Diplomarbeit abgeschrieben haben. Der neue Institutsleiter wird sich offensichtlich noch vielen Fragen direkt am Arbeitsplatz stellen müssen.