Peter Reichel: Der schöne Schein des Dritten Reiches
Der Prager Verlag ARGO hat ein Programm gestartet, in dessen Rahmen deutsche Autoren herausgegeben werden, die sich mit der deutschen Geschichte befassen. Das letzte Buch, das auf Tschechisch in dieser Reihe publiziert wurde, ist das Buch vom Hamburger Professor für Politikwissenschaft Peter Reichel mit dem Titel "Der schöne Schein des Dritten Reiches". Peter Reichel hat im Goethe Institut in Prag sein Buch vorgestellt und Bára Procházková hat mit ihm gesprochen:
Der Politikwissenschaftler und Zeithistoriker Peter Reichel beschäftigt sich verstärkt mit der Erinnerungskultur in Deutschland. Zu seinen Schwerpunkt en gehören die Interpretation der nationalsozialistischen Ideologie, die deutsche Nachkriegsgeschichte sowie ihre Verarbeitung. Jetzt wurde sein Buch aus dem Jahr 1991 "Der schöne Schein des Dritten Reiches" ins Tschechische übersetzt. Professor Reichel sieht in diesem Zusammenhang gerade in den mittel- und osteuropäischen Staaten ein nachholendes Interesse, sich mit den besonderen Fragen des Dritten Reiches zu beschäftigen. Die Verarbeitung der eigenen Geschichte muss nach der Meinung von Reichel in Tschechien noch intensiviert werden:
"Noch nicht beginnt das, was ich in meinen neueren Büchern beschrieben habe, nämlich die Vergangenheitsbewältigung in Tschechien bezüglich der eigenen Diktatur und der eigenen doppelten Diktaturerfahrung. Zuerst unter Hitlerdeutschland, dann das kurze Zwischenspiel zwischen 1945 und 1948 sowie die Zeit danach. Das war in Tschechien besonders kompliziert durch die wichtige Zäsur des Jahres 1968."
Peter Reichel hat in seinem Buch gezeigt, dass sich das nationalsozialistische System durch Kunst und durch die Massenkultur definiert hat. Des Weiteren hat er eine Verbindung zwischen Politik, Ideologie, Kultur und Propaganda bewiesen und deren Wirkung auf die Gesellschaft dargestellt. Professor Reichel erklärt, dass sich gewisse Parallelen zum sozialistischen Regime aufzeichnen lassen:
"Man hat sich in den 50er und 60er Jahren immer gewundert und gesagt, dass die DDR eigentlich wie eine Fortsetzung des Dritten Reiches ist - wenn man an die Massenaufmärsche und an die Darstellung der Parteiführung denkt. Ich habe heute aber versucht zu zeigen, dass es in einem zentralen Punkt nicht vergleichbar ist, nämlich sofern es um die Rassenpolitik als das Kernstück des Dritten Reiches geht."
Peter Reichel fasst zusammen, dass sich sein wissenschaftlicher Ansatz der Erinnerungskultur und der Ansatz der Analyse des Dritten Reiches auch auf kommunistische Einparteiendiktatur in der Tschechoslowakei übertragen lässt.