Philip Glass' Oper "La Belle et la Bete" feiert in der Aufführung der Brüder Forman ihre tschechische Premiere

Die Schöne und das Biest

Die Zwillingsbrüder Petr und Matej Forman und ihr Theaterschiff "Tajemstvi", zu deutsch "Geheimnis", auf dem sie hierzulande sowie im Ausland erfolgreich auftreten, haben wir Ihnen bereits im Juni vorgestellt. Nun haben die beiden einfallsreichen Künstler ihr Boot verlassen, um es für eine kurze Zeit gegen die erste Bühne Tschechiens zu tauschen. Denn dort haben die Brüder Forman am vergangenen Donnerstag die Oper "La Belle et la Bete" ("Die Schöne und das Biest") des minimalistischen Komponisten Philip Glass erstaufgeführt. Unsere freie Mitarbaiterin Lucie Drahonovska wird Ihnen darüber in unserem heutigen Kultursalon mehr verraten.

Die malerische Ortschaft Zelkovice nahe der Stadt Beroun, etwa eine halbe Autostunde von Prag entfernt, wirkt ruhig und etwas verschlafen. Mit ihren alten Bauernhäusern, einer Dorfkneipe und einem kleinen Marktplatz ist es ein typischer Ort zum Ausruhen. Doch vor einigen Monaten ist es in dem kleinem idyllischen Dorf sehr lebendig geworden: Nämlich, als die unternehmungslustigen Zwillingsbrüder Petr und Matej Forman, Söhne des weltberühmten Filmregisseurs Milos Forman, mit ihrer 40-köpfigen Künstlergruppe in die kleine Ortschaft einzogen. In der dörflichen Abgeschiedenheit haben sie den ganzen Sommer lang ihr neues Projekt, die Oper "La Belle et la Bete" von Philip Glass, einstudiert. In einem alten Bauernhof und einer großen Reithalle haben die Formans gemeinsam mit Opernsängern des Nationaltheaters, mit Musikern, Tänzern und Bühnenbildnern monatelang geprobt, Bühnenbilder entworfen, Kostüme und Requisiten angepasst, um das Stück schließlich Ende August in Prag zu präsentieren.

Die Oper "La Belle et la Bete" ("Die Schöne und das Biest") basiert auf dem gleichnamigen Kultfilm von Jean Cocteau aus dem Jahre 1945. Der französische Schriftsteller, Bühnenbilder, Maler, Theater- und Filmregisseur Jean Cocteau griff in diesem Film ein berühmtes französisches Märchen aus dem 18. Jahrhundert auf. Die beiden Hauptrollen, die der Schönen und die des Biestes, hat Cocteau der Schauspielerin Jossette Day und seinem engen Freund Jean Marais anvertraut.

Auf der Grundlage des erfolgreichen Films komponierte 1994 der bedeutende amerikanische Minimalist Philip Glass die Oper "La Belle et la Bete", die von einer romantischen und stark emotionalen Musik geprägt ist. Mit der Aufführung des Werkes von Philip Glass setzt das Nationaltheater gleichzeitig eine Reihe fort, die den Minimalismus in der Oper auf der ersten Bühne Tschechiens vorstellen soll. (Übrigens, über das erste Werk der Reihe, "Der Tod von Klinghoffer" von John Adams, haben wir im Tagesecho bereits nach seiner Mai-Premiere berichtet).

Der märchenhafte Stoff des Stückes war auch für die Brüder Forman bestens geeignet. Denn sie haben darin genügend Raum gefunden, um ihre spielerische Fantasie auf der Bühne umzusetzen. Dies bestätigte gegenüber Radio Prag auch der Regisseur des Stückes, Peter Forman:

Petr Forman  (Foto: CTK)
"Es stellt für uns eine Geschichte dar, die sehr reich ist an Vorstellungskraft. Es ist ein Märchen, an dem wir großen Spaß haben. Das poetische Thema gibt uns beiden, sowohl meinem Bruder, der meistens die Bühne zu unseren Stücken entwirft, als auch mir, einen unendlichen Spielraum, um unseren Ideen und Fantasien freien Lauf zu lassen. Und auf einer dermaßen großen Bühne wie der des Nationaltheaters, die wir jetzt zum ersten Mal zur Verfügung haben, können wir wunderbar zusammenarbeiten."

Petr und Matej Forman  (Foto: CTK)
Da die visuelle Seite der Aufführung enorm aufwendig ist, war die Zusammenarbeit aller beteiligten Künstler - darunter vier Bühnenbildner und ein Kostümbildner - sehr wichtig. Matej Forman, einer der Bühnenbildner, erklärt dies wie folgt:

"Es war von Anfang an eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur, und den vier Bühnenbildnern. Aus dieser Grundlage entstand auf eine untypische Art das ganze Konzept der Αufführung. Während der gesamten Arbeit mussten wir stets darauf achten, dass die einzigen Teile des Stückes nicht auseinander fallen. Dabei ist das szenische Geschehen sehr kompliziert, weil die jeweiligen Veränderungen auf der Bühne mit den jeweiligen Veränderungen des Originalfilms übereinstimmen. Darüber hinaus spielen wir das ganze Stück ohne Pause. Es ging uns darum, Raffinessen und Zaubereien für die Bühne auszudenken."

Die musikalische Seite der tschechischen Aufführung des Stückes studierte unter der Leitung des Dirigenten Petr Kofron ein etabliertes tschechisches Musikensemble, das "Agon Orchestra", ein. Es handelt sich dabei um den ersten Auftritt des Orchesters auf der Bühne des Nationaltheaters in Prag.

Es bleibt nur zu ergänzen, dass es bis zum 4. September im Nationaltheater noch täglich Aufführungen gibt. Das Stück wird in französischer Sprache nach dem eigenen Libretto von Philip Glass gespielt. Alle weiteren Informationen zur Aufführung "La Belle et la Bete" finden sich auf der Internetseite des Nationaltheaters unter www.narodni-divadlo.cz