Picknick der Ackermann-Gemeinde in Domažlice – für Tschechen, Deutsche und alle anderen
Bei den Begegnungstagen der Ackermann-Gemeinde kommen Menschen aus Deutschland und Tschechien zusammen. Vor zwei Jahren hat die Organisation zum ersten Mal Menschen eingeladen, sich zu treffen – in Prag. Zusammen kamen damals Deutsche und Tschechen aber auch alle anderen, die Interesse hatten, einen Tag der Völkerfreundschaft zu erleben. Am Samstag findet nun ein weiterer Begegnungstag statt – diesmal in Domažlice / Taus an der Grenze zu Deutschland. Radio Prag International hat mit der Geschäftsführerin des tschechischen Ablegers der Ackermann-Gemeinde, Amálie Poláčková, gesprochen.
Frau Poláčková, wer begegnet wem bei diesem Begegnungstag?
„Bei uns sind alle eingeladen. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Einwohner von Domažlice und Mitglieder der Ackermann-Gemeinde vorbei kommen würden. Aber auch Menschen, die nicht aus Tschechien oder Deutschland stammen, sind herzlich eingeladen. Für uns bedeutet ein Picknick auch, dass Menschen nach Belieben dazu stoßen können und willkommen sind.“
Was ist das Ziel dieses Treffens?
„Unsere Idee hinter dem Begegnungstag ist, eine deutsch-tschechische Veranstaltung ins Leben zu rufen, die möglichst viele Menschen anspricht. Das war auch schon unser Vorhaben, als wir vor zwei Jahren das erste Treffen dieser Art in Prag abgehalten haben. Wir möchten damit auch zeigen, dass die deutsch-tschechischen Organisationen nicht nur in die Zukunft blicken, sondern sich auch mit den Themen der Gegenwart beschäftigen. Dabei ist es uns auch wichtig, dass dieser Begegnungstag kein exklusives Vereinstreffen sein soll, sondern allen Menschen offen steht und mehr als nur eine Perspektive bietet.“
Warum veranstalten Sie ausgerechnet ein Picknick?
„Das bietet uns einfach viele Möglichkeiten. Zum einen ist da der Faktor des geteilten Essens. Wir haben unterschiedliche Mahlzeiten organisiert, Klassiker aus Deutschland und Tschechien, die dann geteilt und gemeinsam gegessen werden. Zum anderen ist ein Picknick eine tolle Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Was passiert, wenn das Picknick ins sprichwörtliche Wasser fällt?
„Regen ist eine große Gefahr. Wir haben Pläne, falls es regnen sollte, hoffen aber stark, dass das Wetter gut sein wird. Da können wir nicht viel machen, außer Beten, dass die Sonne scheinen wird.“
Stichwort Beten: Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Sind auch Menschen willkommen, die nicht christlich sind?
„Ja natürlich! Bei der Ackermann-Gemeinde ist jeder willkommen, die Religion spielt dabei keine Rolle. Auch können alle ihre Meinung sagen. Wir freuen uns, wenn die Menschen ungeachtet ihrer Überzeugung mit uns Gottesdienst feiern möchten.“
Ein christlicher Gottesdienst könnte dennoch auch einige Menschen abschrecken.
„Dieses Phänomen können wir hier in Tschechien sehr gut beobachten. Unser Ansatz hierbei ist, mit Menschen, die andere Überzeugungen und Meinungen haben, in den Dialog zu treten. Auf diese Art können wir uns hoffentlich auf Werte einigen und zu einer Art Schluss kommen. Und wenn sie möchten, sind sie herzlich eingeladen, die Kirche zu besuchen.“
Gespräche, Essen und ein Rekordversuch
Wen meinen Sie mit dem Wort „Wir“? Wer organisiert den Begegnungstag?
„In dem Fall meint ‚wir‘ den tschechischen und den deutschen Teil der Ackermann-Gemeinde sowie die Stadt Domažlice. Dank dieser Zusammenarbeit können wir das Treffen in der Größe veranstalten, die wir uns wünschen.“
Bei dem Picknick soll auch versucht werden, einen Rekord aufzustellen. Welcher Rekord genau?
„Das ist sogar das Hauptziel unseres Treffens. Wir versuchen die längste deutsch-tschechische Picknick-Tafel zu erschaffen. Dafür brauchen wir so viele Teilnehmer, wie möglich. Wir setzen dabei auch besonders auf die Einwohner des Ortes.“
Wer entscheidet am Ende, ob der Rekordversuch erfolgreich war oder nicht?
„Dafür haben wir einen neutralen Beobachter von der Agentur Dobrý den eingeladen. Er wird sich unsere Tafel genau ansehen und dann entscheiden, ob unser Versuch funktioniert hat. Darüber würden wir uns sehr freuen.“
Dieser Rekordversuch war nicht Ihr erster. Welche Rekorde haben Sie bereits versucht zu brechen?
„2021 bei unserem letzten Begegnungstag in Prag haben wir mit unseren deutsch-tschechischen Gästen 28 Flaggen geschwenkt. Das war kein amtlich zertifizierter Rekord aber ein persönlicher, und für uns war das etwas Besonderes.“
Gab es vor diesem Treffen in Prag schon andere Begegnungstage?
„Die Ackermann-Gemeinde organisiert eine Vielzahl von Veranstaltungen, dieses Konzept haben wir damals aber zum ersten Mal ausprobiert. Das hat aber so gut funktioniert, dass wir gerne weitere Begegnungstage veranstalten würden. Jetzt steht aber erst einmal das Treffen in Domažlice an.“
Wo soll das dritte Treffen stattfinden?
„Das steht noch nicht fest. Wir planen erst einmal andere Veranstaltungen, bevor wir uns darum kümmern können. Zuvor findet etwa eine generationenübergreifende Veranstaltung im Kloster Hejnice bei Liberec statt. Wir haben viel im Kopf und viele Ideen, was wir in Zukunft den Teilnehmern unserer Veranstaltungen bieten können.“
Was wollen Sie den Teilnehmern des Picknicks bieten?
„Wir beginnen den Tag um 10.30 Uhr mit einem zweisprachigen Gottesdienst in der Kirche Mariä Geburt, danach versuchen wir uns an dem Rekord der längsten deutsch-tschechischen Picknicktafel. Ab 13 Uhr folgen Podiumsdiskussionen mit tschechischen und deutschen Vertretern aus Gesellschaft, Kirche und Politik. Bei diesen Gesprächen wollen wir herausfinden, wie die gemeinsame Zukunft der zwei Nationen aussehen könnte. Wir freuen uns sehr, dass bei den Debatten unter Anderem Martin Dvořák, der tschechische Minister für Europäische Angelegenheiten, oder der Bürgermeister der Stadt dabei sind. Dazu finden auch Führungen statt und im Wechsel mit den Diskussionsrunden auch Musikauftritte und ein Schattentheater. Der Abschluss der Veranstaltung wird ein traditioneller Choden-Tanz sein und ein gemeinsames deutsch-tschechisches Liedersingen.“
Mit welchem Gefühl würden Sie sich wünschen verlassen die Besucher die Veranstaltung?
„Ich wünsche mir, dass die Menschen einen wunderschönen Tag haben und sich bereichert fühlen von den Gesprächen – das ist mein Ziel. Und besonders würde es mich freuen, wenn bei dem Begegnungstag Freundschaften geschlossen werden. Besonders wünsche ich mir noch, dass die Menschen nicht nur vom Essen satt sein werden, sondern auch vom Programm.“
Das deutsch-tschechische Picknick in Domažlice beginnt am Samstag um halb elf vormittags und steht allen offen. Wenn Sie gerne bei dem Rekordversuch mithelfen würden, lohnt es sich, um 12.30 Uhr am Marktplatz zu sein. Essen aus den zwei Nachbarländern gibt es schon eine halbe Stunde früher.