Politiker besorgt über Waffenfund in palästinensischer Residenz in Prag
Der Tod des palästinensischen Botschafters in Prag gibt weiter Rätsel auf. Nun kommt noch hinzu, dass in seiner Residenz mehrere Waffen gefunden wurden. Diese waren angeblich hierzulande nicht zugelassen. Tschechische Politiker fordern nun eine Erklärung von palästinensischer Seite.
Zusätzliche Verwirrung stiftete der Fund von Waffen in der Residenz des palästinensischen Botschafters. Am Freitag hatte die Polizei dies noch ohne weiteren Kommentar bekannt gegeben. Danach schossen die Spekulationen ins Kraut: Bis Sonntag wurde bereits von 70 Waffen gesprochen, und der ehemalige Chef des tschechischen Generalstabes vermutete, dass Prag die Umschlagestation für einen möglichen Waffenhandel der Palästinenser sein könnte. Dann aber rückte die Polizei ein paar Informationen zurecht:
„Die Ermittler weisen die Informationen aus den Medien zurück, es seien 70 Waffen sichergestellt worden. Es sind zwölf Schusswaffen, die die Polizei gefunden hat. Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich leider nicht die Art oder den Typ der Waffen nennen. Denn der Expertenbefund wird erst noch erstellt, und die Vernehmungen sind noch im Gange“, so die Sprecherin der Polizei in Prag, Andrea Zoulová.Aber auch angesichts dieser wesentlich geringeren Zahl an Waffen zeigte sich der Chef der Sozialdemokraten und zukünftige Premier Bohuslav Sobotka besorgt:
„Die Vertreter des palästinensischen Staates sollten wirklich alles unternehmen, um die Sache verständlich zu erklären. Sie sollten auch garantieren, dass sich Vergleichbares in Zukunft nicht wiederholt. Und die Tschechische Republik hat, bei allem Respekt für die diplomatischen Privilegien, ein Recht darauf, dass die Regeln eingehalten und die tschechischen Gesetze befolgt werden.“Am Montag nahm das tschechische Außenministerium in dieser Frage Kontakt auf mit der palästinensischen Seite. Laut der Presseagentur AP dementierte zuvor das palästinensische Außenministerium jedoch, dass die gefundenen Waffen illegal gewesen seien. Es handle sich vielmehr zu einem Teil um Waffen aus der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, zum anderen um Geschenke an den Botschafter, hieß es. Eine Stellungnahme der tschechischen Polizei gibt es dazu allerdings nicht.
Auch die Aussagen zum Tod von Dschamal al-Dschamal stiften weiter Verwirrung. So meldete sich am Freitag die Tochter des Botschafters, Rana Dschamal, zu Wort:„Kein Tresor explodiert einfach von selbst, und niemand würde im eigenen Schlafzimmer irgendwelchen Sprengstoff lagern. Ich denke, hinter der Explosion steckt ein böser Vorsatz, vielleicht auch aus politischen Motiven.“
Einen Anschlag haben die Ermittler aber schon relativ früh ausgeschlossen. Sie untersuchen den Tod von Al-Dschamal als Unfall.