Demonstration für Israel und gegen Antisemitismus – Tschechien als Stimme Israels in Europa

Am Mittwoch fand auf dem Altstädter Ring in Prag eine Kundgebung statt, die aus aktuellem Anlass von der Föderation jüdischer Gemeinden einberufen wurde.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Avinu Shebashamayim“ – ein Gebet für Israel, gesungen vom Musiker Omer Tal, erklang zu Beginn der Demonstration für Israel. Auf dem Altstädter Ring wimmelte es von israelischen Flaggen. Zahlreiche Menschen hielten zudem Plakate in den Händen, auf denen Fotografien der von der Hamas entführten Menschen zu sehen waren. Auch auf einer Seite des Podiums lagen Fotos von den Entführten auf dem Boden, vor allem von Kindern. Neben jedem stand ein Paar von Schuhen, an die ein Luftballon befestigt war.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die Demonstration wurde von der Föderation jüdischer Gemeinden in Tschechien einberufen. Ihr Vorsitzender Petr Papoušek erläuterte, nicht nur Israel, sondern die Juden in der ganzen Welt würden zwischen der Zeit vor dem 7. Oktober und danach unterscheiden. Der Terrorangriff der Hamas war Petr Papoušek zufolge nicht nur ein Angriff auf Israel, sondern auch auf die jüdische Gemeinschaft weltweit und auf liberale und demokratische Werte. Er forderte die Demonstranten auf, all jener zu gedenken, die gefoltert, entführt und ermordet wurden. Es seien Juden sowie Nichtjuden gewesen, merkte er an.

Petr Papoušek | Foto: Föderation jüdischer Gemeinden

„Die Art, wie die Hamas vorgegangen ist, war ein Angriff auf die Werte einer Welt, die uns nahesteht und die wir schützen müssen. Der Terrorismus muss bedingungslos und eindeutig verurteilt werden. Israel befindet sich im Verteidigungskrieg gegen die Hamas – und das nicht der Vergeltung oder Rache wegen, sondern um dafür zu sorgen, dass die Terroristenregierung von Gaza ihre Barbarei nicht wiederholt. Israel ist ein demokratischer Staat und will in Frieden leben. Nach dem Abschluss von Friedensverträgen mit vier arabischen Ländern wurde ein weiterer Vertrag mit Saudi-Arabien aufgesetzt. Die Verhandlungen wurden nun abgebrochen. Das war vermutlich eines der Ziele der Hamas.“

Es sei eine schwere Zeit für Israel und alle Juden in der Welt, aber auch für die Palästinenser, betonte Papoušek.

„Sie haben ein Recht auf Selbstbestimmung ohne Terroristen. Die Hamas allein ist für die Entfesselung der Gewalt und für alle Opfer auf beiden Seiten verantwortlich. Der Antisemitismus nimmt wieder zu in der Welt. Worte können sich in der heutigen medialen Welt sehr schnell in physische Gewalt verwandeln, deren Zeugen wir in Live-Übertragungen aus Westeuropa sowie den USA sind. Es ist notwendig, dagegen mit allen Mitteln der demokratischen Gemeinschaft zu kämpfen.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Petr Papoušek dankte allen denjenigen, die die schwierige Lage Israels im Nahen Osten verstehen. Vor allem dankte er der tschechischen Regierung und Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) für die Unterstützung. Der Regierungschef hatte vorige Woche Tel Aviv besucht. Dort traf er unter anderem eine Mutter, deren Kinder von der Hamas entführt wurden, und die Eltern jenes Tschechen, der getötet wurde, als er seine Freundin gegen die Terroristen zu verteidigen versuchte. Fiala sagte auf der Demonstration:

Petr Fiala | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Am 7. Oktober spielte sich nicht nur ein Angriff auf Israel ab, es war ein Angriff auf die Menschlichkeit, auf unsere Zivilisation. Darum bin ich nach Israel gereist, traf dort mit Staatspräsident Herzog und Premier Netanjahu zusammen und sagte ihnen, dass die Tschechische Republik die Stimme Israels in Europa sein wird. Wir sollten uns auch bei internationalen Verhandlungen an Israels Seite stellen – ob in der EU oder der Uno. Dies ist umso wichtiger, weil wir nicht nur einen Kampf gegen Terroristen, sondern auch um die Interpretation der Ereignisse führen. Wir sind Zeugen neuer Wellen von Antisemitismus in der Welt. Dies ist sehr gefährlich. Israel braucht Freunde. Es gibt nur wenige Länder, die bereit sind, sich auf internationaler Ebene für Israel einzusetzen. Ich bin stolz darauf, dass die Tschechische Republik zu ihnen gehört und wir uns auch auf eine langjährige Unterstützung Israels durch einen Großteil der tschechischen Gesellschaft verlassen können. Es ist wichtig, dass wir uns hier treffen. Und ich bin überzeugt davon, dass die Israelis das sehen und hören und dass es ihnen sehr viel bedeutet.“

Unter den Rednern war auch ein junger israelischer Arzt, der in Prag studiert hat. Sein Cousin gehöre zu jenen Menschen, die von der Hamas entführt worden seien, sagte er. Eine israelische Studentin warnte vor Antisemitismus und schilderte ihre eigenen Erfahrungen damit. Die Menschenrechtsbeauftragte der tschechischen Regierung, Klára Šimáčková Laurenčíková, erinnerte daran, dass Israel größtenteils von Shoah-Überlebenden gegründet wurde, die sich in Europa nicht mehr sicher gefühlt hatten.

„Israel ist zu ihrem Zufluchtsort, zum Symbol für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und auf den Schutz vor Pogromen geworden. Heutzutage nimmt der Antisemitismus in Europa wieder zu und ist eine sehr ernste Bedrohung.“

Foto: Jekatěrina Hertzmann,  Radio Prague International

Die israelische Botschafterin in Tschechien, Anna Azari, dankte allen Teilnehmern der Demonstration und merkte an:

„In dieser schrecklichen Zeit ist es ein Trost, in Tschechien zu sein und Ihre Unterstützung zu spüren. Diese kommt wirklich von allen Seiten – von der Regierung, von der Opposition und von den einzelnen Bürgern.“

Beim Angriff der Hamas auf Israel wurde die höchste Zahl von Juden während eines Tages seit dem Holocaust getötet. Darauf machte die Föderation jüdischer Gemeinden aufmerksam. In den überfallenen Gebieten brannten die Terroristen viele Häuser nieder und plünderten sie. Die Föderation führt seit mehreren Tagen eine Spendensammlung durch. Petr Papoušek sagte gegenüber Radio Prag International.

„Das Ziel ist es, Geld für Familien zu sammeln, die von dem Terrorangriff betroffen waren, sowie für den Wiederaufbau von Häusern in den überfallenen Gebieten. Ich hoffe, dass eine möglichst hohe Summe zusammenkommt.“

Mehr über die Spendensammlung erfahren Sie unter: www.fzo.cz/projekty-fzo/pomahame/.