Palästinensischer Gesandter in Prag stirbt bei Explosion
Am Neujahrstag erschütterte eine Explosion im diplomatischen Viertel die tschechische Hauptstadt Prag. Dabei starb der palästinensische Gesandte in Tschechien. Der Sprengstoff soll beim Öffnen eines alten Tresors gezündet haben. Um die Herkunft des Sprengstoffs ranken sich nun Spekulationen, konkrete Ergebnisse gibt es aber bisher nicht.
Die palästinensische Gesandtschaft in Prag ist derzeit dabei, in ein neues Gebäude umzuziehen. In der dortigen Wohnung hat sich auch die Explosion ereignet, bei der Dschamal zunächst schwer verletzt wurde. Obwohl die Sanitäter bereits sechs Minuten später vor Ort waren und den 56-Jährigen sofort ins Prager Militärkrankenhaus brachten, erlag der Palästinenser noch am selben Tag seinen Verletzungen.
Dschamal al-Dschamal war seit Ende der 1980er Jahre bis 2005 in Tschechien tätig, danach bekleidete er in Ägypten den Posten des Generalkonsuls. Seine Beglaubigungsurkunde als Gesandter für Tschechien hat Dschamal im Oktober 2013 erhalten. Der ehemalige Nahost-Korrespondent des Tschechischen Rundfunks und derzeitige Leiter des Zentrums für Nahost-Studien an der Prager Metropolitan University, Břetislav Tureček, kannte den Mann persönlich:„Er war ein erfahrener und versierter Karrierediplomat, der wohl zur oberen Schicht des palästinensischen Corps gehörte. Sonst wäre es wohl auch schwer gewesen, auf diesen Posten in Prag zurückzukehren.“
Warum der Tresor explodierte, ist weiter unklar. Zunächst hatte der palästinensische Außenminister Riad al-Malki erklärt, es habe sich um einen alten Tresor gehandelt, der seit 20 Jahren nicht mehr geöffnet worden sei. Dem widersprach aber am Donnerstag der Sprecher der Prager Residenz, Nabil al-Fahal. Er sagte, der Tresor sei regelmäßig benutzt worden für den täglichen Zahlungsverkehr der Botschaft. Nun soll ein palästinensisches Team bei den Ermittlungen helfen, so al-Fahal:
„Im Einklang mit dem diplomatischen Protokoll hat der Außenminister seine Zustimmung gegeben, dass sich ein palästinensisches Spezialteam an den Ermittlungen des Zwischenfalls beteiligen wird.“Derweil kursieren zahlreiche Gerüchte über die Explosion. Es soll es sich um ein illegales Sicherungssystem am Tresor gehandelt haben, um Silvesterfeuerwerk oder um alte Vorräte von Semtex. Die Tschechoslowakei war Produzent dieses Sprengstoffes und hatte zahlreiche arabische Terrororganisationen in den 1970er und 1980er Jahren damit beliefert. Die tschechische Polizei wollte zum Stand der Ermittlungen bisher nur wenig sagen. Man müsse die Untersuchungen der Kriminaltechnik und des Ermittlungsteams abwarten, so Polizeisprecherin Zoulová.