Pornofilm in Terezin?

Terezin

Die tschechische Öffentlichkeit wurde am Montag von der Pressemeldung aufgeschreckt, ein tschechischer Pornoregisseur wolle das Ghetto Terezin/ Theresienstadt als Kulisse für einen seiner Sexfilme nutzen. Olaf Barth berichtet.

Der Prager Regisseur Robert Rosenberg beabsichtige Szenen aus der heutigen KZ-Gedenkstätte in einen Pornofilm mit dem Arbeitstitel "So war es" einzubauen, in dem weibliche Gefangene von deutschen Aufsehern vergewaltigt werden, so hieß in den Presseberichten. Der Leiter der Gedenkstätte, Jan Munk, verhängte aufgrund dieser Ankündigung am Montag ein generelles Verbot von Filmaufnahmen auf dem Gelände der Gedenkstätte. Gegenüber Radio Prag erklärte er:

"Ich habe Informationen aus der Presse und von verschiedenen Journalisten, die ich selbstverständlich kontaktiert habe. Alle haben mir bestätigt, dass die Geschichte wahr sei. Nun, eine Drehgenehmigung werde ich selbstverständlich nicht erteilen. Sollte jemand ohne eine solche Erlaubnis drehen oder Aufnahmen in einem derartigen Film verwenden, werden wir rechtliche Schritte einleiten und alle Möglichkeiten ausschöpfen."

Regisseur Robert Rosenberg bestreitet aber, einen Pornofilm in Theresienstadt oder auch mit dem ehemaligen KZ als Kulisse zu drehen:

"Das Ganze ist eine Zeitungsente. Wir wollen einen gewöhnlichen Film drehen, keinesfalls einen Pornofilm. Nicht einmal eine sogenannte scharfe, erotische Version. Der Film befasst sich mit dem 2. Weltkrieg und wir wollen zeigen, dass es unter Deutschen wie unter Russen gute wie schlechte Menschen gab. Wir haben schon viele Gespräche aufgenommen, waren auch schon in Auschwitz. Leider bin ich bisher aber nur als Pornodarsteller und -regisseur tätig gewesen. Deshalb glauben die Leute, ich wollte einen Porno drehen. Das hat letzten Endes dazu geführt, dass ich in Terezin nun gar nicht mehr drehen darf, worüber ich aber mit der Gedenkstättenleitung gerne noch einmal sprechen würde."

Tomas Rieger aus Terezin zeigt neue Tafel,  die die Videoaufmahmen verbietet  (Foto: ČTK)
Direktor Munk lehnt allerdings kategorisch ab, mit dem Regisseur Rosenberg auch nur zu diskutieren. Er betont, Rosenberg werde auch in Zukunft keine Drehgenehmigung erhalten. Und Munk fügt an:

"Ich werde mich sogar an die Regierung und das Parlament wenden. Es erscheint mir dringend notwendig, gesetzliche Vorkehrungen zu treffen, die ein für alle Male verhindern, nicht nur Terezin, sondern auch andere Gedenkstätten zu missbrauchen."

Sollte Herr Munk mit seiner Initiative erfolgreich sein, hätte die vermeintliche Ente ja doch etwas Gutes bewirkt.

Autor: Olaf Barth
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