Positiver Trend - die Bevölkerung in Tschechien wächst wieder
Immer mehr Rentner und immer weniger Kinder - das ist eigentlich seit Jahren die Entwicklung in der tschechischen Gesellschaft. Doch die neuesten Zahlen des Statistikamtes (CSU) in Prag für die erste Jahreshälfte 2006 weisen ein umgekehrtes Verhältnis auf. Hat nun etwa ein Verjüngungsprozess in der Bevölkerung eingesetzt? Mehr dazu von Till Janzer.
"Im Ergebnis heißt das, dass die so genannte natürliche Bevölkerungsentwicklung, also die Bilanz aus der Zahl der Geburten und der Todesfälle, erstmals nach langer Zeit, seit 1993 positiv war."
So ganz unvermittelt kommt dies jedoch nicht. Nachdem 1999 der Tiefpunkt bei der absoluten Zahl der Geburten in Tschechien erreicht war, geht es wieder bergauf. Im vergangenen Jahr kamen sogar erstmals wieder über 100 000 Kinder zur Welt. In diesem Jahr erwarten die Statistiker, dass diese Marke erneut gebrochen werden kann.
"Dieser Trend ist zu erwarten, da die stärksten Jahrgänge aus den 70er Jahren nun im besten Gebäralter sind. Sie haben die Gründung von Familien nach hinten verschoben und tun dies auch noch teilweise weiterhin", sagt Terezie Kretschmarova. Die höchste Geburtenrate haben derzeit Frauen im Alter von 28 bis 30 Jahren. Hintergrund ist, dass mittlerweile viele junge Frauen erst einmal eine eigene Karriere aufbauen wollen, bevor sie eine Familie gründen. Vor allem trifft dies auf Akademikerinnen zu. Doch lange wird die derzeitige Entwicklung nicht anhalten, wie Jitka Rychtarova vom Lehrstuhl für Demografie und Geodemografie der Karlsuniversität in Prag erläutert:"Ich denke, dass der Trend, also der Anstieg der absoluten Zahlen an Neugeborenen, vielleicht noch zwei, drei Jahre anhält. Dann kommen die schwächeren Jahrgänge. Und die werden die absolute Zahl der Neugeborenen wieder verringern."
Zudem zeigt ein wichtiger Indikator, dass es mit dem Kinderkriegen in Tschechien eigentlich nicht weit her ist. Denn im Durchschnitt entfallen auf eine Frau nur 1,3 Kinder.
"Die Zahl ist weiterhin sehr niedrig", merkt Jitka Rychtarova an. "In Tschechien haben die Frauen im Durchschnitt immer noch weniger Kinder als in Deutschland oder Österreich, wo die insgesamt niedrigen Geburtenraten bereits seit längerem Trend sind."