In Prachatice fand ein deutsch-tschechisches "Böhmerwald-Seminar" statt

Jan Hus

Bewunderer des Böhmerwaldes und der Werke von Adalbert Stifter trafen am vergangenen Wochenende im südböhmischen Prachatice/Prachatitz zusammen, um während des bereits II. "Böhmerwald-Seminars"über berühmte Persönlichkeiten der Region zu diskutieren. Veranstalter des Treffens war der Adalbert Stifter-Verein aus München in Zusammenarbeit mit der Stadt Prachatice. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand zum Unterschied vom Vorjahr diesmal nicht nur Stifter uns sein Werk. Martina Schneibergova fragte Dr. Wolfgang Schwarz vom Adalbert Stifter-Verein nach Einzelheiten:

"Das Seminar befasst sich außerdem noch mit Persönlichkeiten, die aus dieser Region kommen, vor allem mit zwei Persönlichkeiten, mit dem bekannten tschechischen Kirchenreformator Jan Hus und dem aus Prachatitz stammenden Bischof Jan Nepomuk Neumann, der später in die USA auswanderte."

Wer waren die Vorlesenden und wer nahm am Seminar teil?

Jan Hus
"Den Vortrag über Jan Hus hielt Dr. Thomas Krzenk aus Leipzig, ein bekannter Übersetzer und auch Hussitologe. Es ging ihm im Grunde um die Frage, ist Jan Hus ein Kirchenreformator oder ein Vorkämpfer für das tschechische Nationalbewusstsein gewesen? Und Resultat des Ganzen war, dass er eigentlich beides ist. Der zweite Vortrag über Johann Nepomuk Neuman wurde von Herrn P. Stanislav Pribyl aus dem Wallfahrtsort Svata Hora bei Pribram gehalten. Hier ging es vor allem um die Frage, welche Beziehung der Bischof zu seinem Heimatort Prachatitz hatte und wie es damit auch nach seinem Abgang nach Amerika aussah."

Bestandteil des Seminars war auch eine Wanderung, ebenso wie vor einem Jahr, damals war das zum Adalbert-Stifter-Denkmal, und diesmal?

"Dieses Mal sind wir von Libinske Sedlo aus auf den Libin gegangen, dort steht ja bekanntermaßen ein wunderschöner Aussichtsturm, der vor genau 120. Jahren errichtet wurde. Dieser Turm wurde benannt nach Rudolf, dem Sohn des österreichischen Kaisers Franz Josef uns seiner Frau Sissy. Anlässlich dieses 120jährigen Jubiläums wurde ein Kurzvortrag zur Geschichte dieses Turms gehalten."

Das Seminar fand im Rahmen der Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr von Adalbert Stifter statt, das 2005 beginnen wird...

"Ja, die Vorbereitungen sind natürlich voll im Gange. Hier wird der Adalbert-Stifter-Verein in mit anderen Institutionen zusammenarbeiten. Die Vorträge zu Adalbert Stifter wurden am zweiten Tag gehalten, von dem bekannten Prager Germanisten Vaclav Maidl, der sich mit der Stifter-Rezeption in dem böhmischen Ländern speziell beschäftigte. Und letzter Beitrag war ein Vortrag zum Thema Adalbert Stifters Rezeption in den deutschsprachigen Ländern, hier referierte Dr. Gerd Holzheimer, ein bekannter Journalist und Philosoph aus Gauting bei München. Er stellte die These auf, dass Adalbert Stifter eigentlich, wenn man seine Texte näher betrachtet, auch als Autor der radikalen Moderne betrachtet werden kann, da er sich z.B. im "Waldgänger" mit den Gefahren der Globalisierung, der schnellen Mobilisierung der Gesellschaft und ähnlichem befasste."